Es gibt keine Idee, die im
Silicon Valley nicht als extremistische Religion wieder ausgespuckt wird. Man erinnert sich an das Erstaunen, mit dem man in Walter Isaacsons Biografie erfuhr, dass sich
Steve Jobs, weil er irgendwelche esoterischen Theorien aufgeschnappt hatte, jahrelang nicht wusch und
ausschließlich von Möhren ernährte - Apple hat er nebenbei trotzdem hingekriegt. Tara Isabella Burton
lässt die ideologischen Verrücktheiten in der Zeitschrift
The New Atlantis (deren
"About" auch leicht dubios klingt) aufparadieren und konstatiert, dass nach extremen Rationalismen, zu denen sie den Transhumanismus und den "effective altruism" zählt, nun "
Postrationalismus" angesagt ist, der sich gern aus dem Fundus deutscher Mythen bedient. "Da gibt es etwa Lehren, die man als
populären Neo-Jungianismus bezeichnen könnte: Leute wie
Jordan Peterson, die auf die Macht des Mythos, des Rituals und der Beziehung zum Heiligen als Mittel zur Bekämpfung der postmodernen Entfremdung verweisen - oft in heikler Allianz mit traditionalistischen Christen. (Über Petersons enge intellektuelle Beziehung zum römisch-katholischen Bischof Robert Barron könnte man ganze Artikel schreiben). Es gibt auch eine
progressiv kodierte Version, die man auf TikTok finden kann, wo Hexerei und Aktivismus, Salbei-Reinigung und 'Manifestation' in einem Miasma von Vibes koexistieren. Und es gibt die
offen faschistische Version, die am Rande der Neuen Rechten lauert, wo Blut-und-Boden-Nationalisten, Paleo-Bodybuilder, Julius-Evola-lesende Traditionalisten wie Steve Bannon und katholische
sedisvakantistische Podcaster gemeinsame Sache machen und für die Wiederbelebung einer mystischen und maskulinistischen Vergangenheit eintreten, um so der sklerotischen modernen Welt endlich wieder Leben einzuhauchen."