Magazinrundschau - Archiv

Jugend ohne Film

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 13.06.2017 - Jugend ohne Film

Direktor Alexander Horwath verlässt das Österreichische Filmmuseum in Wien, das auf der cinephilen Landkarte Europas einen der zentralen Orientierungspunkte darstellt. Valerie Dirk und Patrick Holzapfel haben diesen Einschnitt in der Geschichte dieser Filminstitution zum Anlass genommen, ein ausführliches Gespräch mit dem scheidenden Direktor zu führen, der sich zum Abschied selbst mit einer Filmreihe über Europa im Kino beschenkt. Unter anderem geht es in dem Gespräch auch um das Selbstverständnis kuratorischer Arbeit im Kinemathekenkontext. Die damit verbundene Aufwertung von Film hält er für "sicher auch zweischneidig. Das hat dann auch dazu geführt, dass man dem Film nur 'als Kunst' einen Wert zugestand, was meiner persönlichen Anschauung widerspricht. Aber dieses Motiv, den Film in ernsthafte kulturelle und ästhetische Debatten zu integrieren, war für jede Generation und auch für mich prägend. Ich merke auch, dass es heute wieder - mehr als vor fünfzehn Jahren - viele Diskurse gibt, die in die entgegengesetzte Richtung führen. Wenn ich mir zum Beispiel die Verleih- und Kinolandschaft anschaue. ... Wenn vor 20 Jahren ein Film von der internationalen Kritik einhellig als künstlerisch relevantes Statement begriffen wurde, dann war es selbstverständlich, dass sich auch in Österreich ein Verleih und Kinos dafür finden. Wenn man jetzt beobachtet, was herausgebracht wird, dann sind es andere Motiv- und Bedürfnislagen, die den Ausschlag geben. Es sind offenbar auch andere gesellschaftliche Bedürfnisse, die sich an das Kino richten. Wenn man das, wie ich, als einen Rückschritt in der Filmkultur betrachtet, muss man erst recht dafür eintreten, wieder relevante Räume für den Film im öffentlichen Gespräch zu schaffen."