Intervention

Werden Sie Teil der Charkiwer Feuerwehr

Von Ralf Bönt
06.12.2022. In der Ukraine sind fünfhundert Dörfer ohne Strom. Im Winter drohen dort zweistellige Minusgrade. Pazifistische Parolen haben keinen Sinn: Zur Logik des Krieges gehört, dass der Feind ihn einfach erklären und beginnen kann. Verschiedene Stiftungen, Privatpersonen und der PEN Berlin organisieren schwere Rüstwagen zur Strom- und der Wasserversorgung der ukrainischen Bevölkerung. Jeder Cent wird benötigt!
In der Ukraine sind fünfhundert Dörfer ohne Strom. Ohne Strom zu sein heißt, dass kein Wasser fließt, weil die Pumpen nicht laufen, dass es keine Informationen gibt, weil der Fernseher schwarz bleibt, die Akkus der Telefone leer sind und die Radios schweigen. Es heißt: kein Licht, keine Heizung. Viele Menschen sind dennoch geblieben. Es sind vor allem Alte, die sich nicht mehr vorstellen können, anderswo zu sein, und Familienväter, die das Hab und Gut ihrer Familie nicht zurücklassen wollen. Es sind Leute, die nicht weichen wollen vor der Niedertracht. Besonders kritisch ist die Situation in der Region Charkiw. Die Temperaturen fallen im Winter lange auf zweistellige Minusgrade. Es braucht keinen Propheten, um sehr viele Opfer vorherzusagen. Charkiw ist die Heimatstadt von Serhij Zhadan, dem Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels. Zhadan leitet eine Stiftung, die seit Jahren Nachbarschaftshilfe organisiert.

In diesem Krieg gegen die Zukunft, wie ihn der russische Dramatiker Wladimir Sorokin zuerst ganz richtig genannt hat, geht es um mehr als die Ukraine. Wer gutmütig darauf hinweist, dass man Frieden mit dem Feind schließe, muss sich fragen lassen, was es denn ist, das ihn am Friedenschluss mit dem Feind hindert,  - etwa der Feind? Zur Logik des Krieges gehört, dass der Feind ihn einfach erklären und beginnen und fortführen kann, während die Freundschaft, Vertrauen, Frieden oder auch nur ein Waffenstillstand wachsen müssen. Ich glaube wie Serhij Zhadan nicht, dass Worte und Forderungen jetzt genügen. Vielmehr liegt die Transferleistung, zu der gerade Autorinnen im Stande sein sollten, in der Vorstellung, wie das ist, wenn die einzigen Nachrichten, die man im kalten, dunklen Haus im kalten, dunklen Dorf noch erhält, am Himmel zu finden sind, und diese nicht wie früher die Sterne sind, die vom Schicksal kündeten, sondern Raketen, die dich töten wollen. Ich fürchte den ersten Roman aus Mariupol, in dem ich Detail für Detail lese, dass, was nicht mehr geschehen durfte, wieder geschehen ist, dieses Mal während ich es schon wusste.  

Was also tun? Die Antwort gab mir Sebastian Pape, Erstspender in der nun gemeinsam mit dem PEN Berlin und der Juristin und Autorin Liane Bednarz gestarteten Hilfsaktion: Alles was man tun kann, muss man tun. Deswegen haben wir in Zusammenarbeit mit Serhij Zhadan Rüstwagen von deutschen Feuerwehren angekauft und reserviert. Schwere LKW mit Allrad, Notstromgeneratoren und großen Trinkwassertanks. Robuste zivile Landmaschinentechnik gegen Frost als Waffe. Großzügige Spenden von der Reederei Hapag-Lloyd, der Familie Pape, der PPI AG und Pape Invest und der DFB-Stiftung Egidius Braun sowie eigene Mittel und private Spenden haben einen Anfang ermöglicht.    

Der erste Einsatzort wird Kozatscha Lopan sein. Es liegt an der russischen Grenze, eine knappe Autostunde nördlich von Charkiw, wurde am 24.2. besetzt und am 11.9. befreit. Für Überführung, weitere mobile Generatoren und Hilfsgüter wie Chlortabletten und Powerbanks sowie den Betrieb der Fahrzeuge im Einsatzgebiet benötigen wir weiteres Geld. Letztere werden verwaltungsfrei, ehrenamtlich und mit Spendenquittung an die Stiftung von Serhij Zhadan weitergeleitet.

Werden Sie Teil der Charkiwer Feuerwehr, jeder Cent wird benötigt

Ralf Bönt

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PEN Berlin e.V.

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Verwendungszweck "Feuerwehr"