F. Scott Fitzgerald, Zelda Fitzgerald

Lover!

Briefe
Cover: Lover!
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2004
ISBN 9783421058195
Gebunden, 264 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Dora Winkler. Herausgegeben von Jackson R. Bryer und Cathy W. Barks, ausgewählt und mit einem Nachwort von Hanns Zischler. "So regen wir die Ruder, stemmen uns gegen den Strom - und treiben doch stetig zurück, dem Vergangenen zu." Mit diesem Satz endet Der große Gatsby, und dieser Satz wurde auch auf die Grabplatte von F. Scott und Zelda Fitzgerald gemeißelt. Ihn könnte man diesem Briefwechsel als Motto voranstellen. Zwei beeindruckende Persönlichkeiten, die beide alles vom Leben wollen, schreiben sich von 1918, als sie sich kennenlernen, bis 1940, dem frühen Tod Scotts, Briefe. Die Geschichte dieser Liebe mit ihren extremen Hochs und Tiefs wird auf ergreifende Weise dokumentiert, unter anderem die Auseinandersetzung mit ihren jeweiligen Texten, den Bildern Zeldas und der zeitgenössischen Kunst. Die zwanziger Jahre und die Zeit des Jazz werden lebendig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.06.2004

Der Originalausgabe dieses Briefbandes sei es zu verdanken, ruft Thomas Leuchtenmüller in Erinnerung, dass das gängige Gleichsetzen von Leben und Werk im Fall Scott F. Fitzgeralds revidiert werden müsse: seine Modernität offenbare sich gerade in seiner ambivalenten Darstellung des Mondänen und Glamourhaften. Fitzgeralds Leben war selbst glamourös, und in den 20er Jahren füllte er mit seiner Frau Zelda die Klatschspalten der Zeitungen. Die Wirtschaftskrise entzog ihm sein Thema, die Welt der Schönen und Reichen, hält Leuchtenmüller fest, der Alkoholismus setzte Scott F. Fitzgerald immer stärker zu, die Ehe zerbrach, Ehefrau Zelda suchte einen Psychiater nach dem andern auf und kam schließlich, als schizophren diagnostiziert, bei einem Brand in einer Nervenklinik ums Leben. Ein weiteres hartnäckiges Vorurteil sei es, dass ihr Mann Zeldas Schreibversuche und -karriere nicht unterstützt hätte, behauptet Leuchtenmüller und betont, dass der Briefwechsel das Gegenteil belege. Ihn stört daher um so mehr, dass der deutsche Verlag das Briefmaterial "mechanisch" um die Hälfte gekürzt und auch kursive Betonungen getilgt hat; auf Bilder und Zeichnungen wurde ebenfalls verzichtet, ärgert sich der Rezensent und krittelt außerdem an der "selten glänzenden" Übersetzung herum. Warum Hanns Zischler in seinem Nachwort dem Autorenpaar Selbstinszenierung vorwirft, entzieht sich vollends seinem Verständnis. Sein Tipp: Zum Original greifen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.04.2004

Dieses schöne, glämouröse Paar, das so ein tragisches Ende nahm, wurde Hannelore Schaffer zufolge zum Inbegriff der "roaring twenties" in Amerika. Er trank sich zu Tode, sie brachte einen psychiatrischen Klinikaufenthalt nach dem anderen hinter sich und kam schließlich bei einem Klinikbrand ums Leben. Bisher, so informiert uns Schlaffer, hatten nur F. Scott Fitzgeralds Briefe der Öffentlichkeit vorgelegen, nun erschien in Amerika der gesamte Briefwechsel, den Hanns Zischler für die deutsche Ausgabe durchgesehen und auf die wichtigsten Briefe beschränkt hat. Eine wirkliche neue Sicht der Dinge ergibt sich nicht, stellt Schlaffer fest. Das ungeheure Zerstörungspotenzial dieses Paares sei ohnehin bekannt gewesen, wobei sich die Stationen ihres Weges in die Krankheit und die Entwicklung seiner Trunksucht durch die Briefe, wie sie nun vorliegen, betont Schlaffer, nicht wirklich verfolgen ließen. Wo Lücken vorhanden seien, schließe der Herausgeber diese durch knappe biografische Notizen. Durch die Auswahl und Kürzung des Briefwechsel in der deutschen Ausgabe, vermutet Schlaffer, werde das Leben der beiden Autoren auf die dramatischen Momente ihrer Passion zugespitzt. Lebenslänglich führten die Fitzgeralds einen harten Kampf, schließt Schlaffer, um Gleichberechtigung und Gleichheit, in einer Härte und einem Ernst, von dem heutige Paare kaum noch etwas ahnten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.03.2004

"Hier ist ein großes Buch, das lediglich übersetzt werden musste, mit viel Aufwand zerstört worden.", schilt Jens Bisky die deutschen Editoren des Briefwechsels von F. Scott und Zelda Fitzgerald. Der Verlag setze dem Leser lediglich "Reste, Fetzen, Appetithäppchen vor", ärgert sich unser Rezensent, der keinen Sinn in den "entsetzlichen" Kürzungen erkennen kann; vielmehr machten sie es oft unmöglich, Anspielungen auf frühere Passagen und feine Wendungen nachvollziehen zu können. Daran vermag auch das Nachwort von Hanns Zischler nichts mehr zu ändern, grollt Bisky. "Bedauerlich" nur findet unser enttäuschter Rezensent, dass auf Abbildungen verzichtet worden ist; "unverzeihlich" jedoch sei es, dass die deutsche Ausgabe nicht einmal die Hälfte der überlieferten Korrespondenz biete - wobei die Briefe sich doch "zwanglos zu einem Roman fügen", der die Liebe der beiden im Rückblick laut Bisky als das erscheinen lasse, "was sie uneingestanden vom Anfang an war: Literatur, ein Versuch in Größe, dem sie nicht gewachsen sein konnten, der aber schönste Sätze hervorgebracht hat".
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