Yoko Ogawa

Schwimmbad im Regen

Erzählungen
Cover: Schwimmbad im Regen
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2003
ISBN 9783935890137
Gebunden, 157 Seiten, 17,50 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler. Eine junge Frau bringt ihren Cousin in einem Studentenwohnheim unter. In der Folgezeit versucht sie vergeblich, ihn dort anzutreffen. Vom Hausmeister erfährt sie, daß die übrigen Studenten das Heim meiden, seitdem einer ihrer Kommilitonen unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Ein Mädchen leidet unter den Allüren, dem Heißhunger und den Übelkeitsanfällen ihrer schwangeren Schwester. Als sie eines Tages eine Tüte mit pestizidbehandelten Grapefruits geschenkt bekommt, beschließt sie, für ihre Schwester aus den Früchten Marmelade zu kochen. Der Anblick einer Schulküche in der Abenddämmerung erinnert einen Mann daran, wie er als Kind in der Schule schwimmen lernte. Immer wenn es regnete, hatte er den Eindruck, als wimmelte es im Becken von zahllosen kleinen Fischen, die gierig nach ihm schnappten ... Yoko Ogawas Geschichten sind tiefgründig und geheimnisvoll. Sie leben von Andeutungen und Stimmungen, die weit über das tatsächlich Erzählte hinausgehen und den Leser unweigerlich in ihren Bann ziehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.03.2004

Yoko Ogawa, Jahrgang 1962, gehört für Steffen Gnam zu einer neuen Generation experimenteller Autoren in Japan. Bekannt geworden ist Ogawa mit dem teils pornografischen Roman "Hotel Iris" und dem Kriminalroman "Der Ringfinger", in denen sie ihrer Vorliebe für gescheiterte Charaktere, gesellschaftliche Neurosen und individuelle Neurotiker frönte. Die nun vorliegenden Erzählungen stammen aus dem Jahr 1991, auch sie ein Sammelsurium absonderlicher Neigungen, Leidenschaften, Gebrechen, erklärt Gnam. Es handelt sich um drei Geschichten, drei Psychogramme, so der Kritiker, die vor allem von den nicht ausgesprochenen Zwischenräumen, den bewusst herbeigeführten Zweideutigkeiten, den interpretatorischen Freiheiten lebten. Ogawa gelingt es, begründet Gnam seine Begeisterung, scheinbar Zusammenhangloses in immer neue Zusammenhänge zu bringen, dabei mehrere Lesarten entstehen zu lassen und doch ihren morbiden und skurrilen Geschichten am Ende eine ironische Wendung zu verpassen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.07.2003

Hubert Winkels ist ganz berauscht von den drei Erzählungen des Bandes "Schwimmbad im Regen". Die Schönheit der Texte macht Winkels in der besonderen Raffinesse aus, mit der Ogawa erzählt. Er beschreibt ihre Haltung als "naiv und kalt, kindlich und ausgebufft zugleich", es gehe ihr um exakte, geradezu "mathematisch präzise" Beschreibungen, nicht um individuelle Gefühle. Der Rezensent erzählt, dass die Protagonistinnen dieser Geschichten sich an "todhafte Erfahrungen" erinnern wollen. Die junge Frau in "Das Wohnheim" kann sich zum Beispiel nicht von einem todgeweihten Mann ohne Arme und mit nur einem Bein losreißen. Diese "typisch japanische" Verbindung von Unschuld und Grausamkeit bei der Beschreibung einer Welt aus Perversion und Verbrechen hat es Winkels angetan. Hier walte die kalte Lust weiblicher Selbstauslöschung, erzählt Winkels.

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