Wie Geschichte gemacht wird

Zur Konstruktion von Erinnerungen an Wehrmacht und Zweiten Weltkrieg
Cover: Wie Geschichte gemacht wird
Czernin Verlag, Wien 2003
ISBN 9783707601619
Gebunden, 320 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Hannes Heer, Walter Manoschek, Alexander Pollak und Ruth Wodak. Wie keine andere zeitgeschichtliche Ausstellung zuvor hat die Wanderausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" in Österreich und Deutschland zu heftigen politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen geführt. Am Beispiel der Ausstellung und der durch sie ausgelösten Kontroversen zeigen die AutorInnen des vorliegenden Bandes - Historiker, Politik- und Sprachwissenschaftler -, wie unterschiedliche individuelle und kollektive Erinnerungen entstehen, wie konfliktbehaftete Aspekte der Geschichte politisch und medial verarbeitet werden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.04.2004

Dass die deutsche Wehrmacht an der Vernichtung der Juden beteiligt gewesen sei - dieser Vorwurf, erhoben in der Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung, führte auch fünfzig Jahre nach Kriegsende zu heftigsten Verwerfungen in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit. Die Wellen schlugen hoch, so hoch, dass am Ende die Macher der Ausstellung zurücktreten mussten - allerdings auch, weil sie unhistorisch ungenau gearbeitet hatten. Jetzt kommen sie noch einmal auf die Vorwürfe zurück. In einer großangelegten, zusammen mit Sprachwissenschaftlern und Historikern unternommenen Untersuchung gingen, wie Johannes Klotz referiert, der ehemalige Ausstellungsleiter, Hannes Heer, und sein damaliger Mitarbeiter, Walter Manoschek, der "Discursive Construction of History" nach: Wie wird Geschichte gemacht? Ihre Hauptthese laute, dass immer "Eliten aus Wissenschaft, Politik und Medien auf ihre Weise an der Interpretation und Umdeutung von Vergangenheit" mitarbeiteten. Etwa sei das Geschichtsbild über die Rolle der Wehrmacht in Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 von den Nachkriegsverhältnissen geformt worden. Im "Kalten Krieg" habe man erfahrene Soldaten gebraucht; darum sei die Legende von der "sauberen Wehrmacht" "von Film, Presse, Literatur, Denkschriften und Biografien der Wehrmachtsgenerale öffentlichkeitswirksam inszeniert worden". Mit diesem Tabu habe erst die Wehrmachtsausstellung gebrochen. Wenig gnädig gingen, so Klotz, die Autoren mit der revidierten Ausstellung um, wenn sie schrieben: "Mit dem Verschwinden der Bilder verschwinden auch die Täter. Selbst wenn die Namen bleiben, so haben sie kein Gesicht mehr."
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