Wei Hui

Shanghai Baby

Roman
Cover: Shanghai Baby
Ullstein Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783550083433
Gebunden, 264 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Karin Hasselblatt. Der autobiografisch geprägte Roman der jungen, chinesischen Autorin Wei Hui hat in China Furore gemacht wegen seiner offenen Schilderungen einer ungewöhnlichen Affäre: Als die attraktive Schriftstellerin CoCo auf einer Vernissage dem Berliner Mark begegnet, lässt sie sich mit ihm auf eine sexuelle Beziehung ein, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2009

Anna Marohn staunt über die Prüderie chinesischen Popautorinnen und kann kaum glauben, dass die letztlich doch vergleichsweise harmlosen "Schamlosigkeiten" in China zum "Politikum" gereicht haben. Ein Buch, das auch vornehmlich auf Sex setzt, ist "Shanghai Baby" von Zhou Wei Hui, das bei Erscheinen vor 9 Jahren sofort verboten wurde, wie die Rezensentin mitteilt. Es ist ein autobiografischer Roman der damals 17-jährigen Autorin, in dem sie vornehmlich flüchtige Bettgeschichten mit wechselnden Partnern, ihre Arbeit für ein Rockmagazin oder ihre Schulschwänzereien Revue passieren lässt. Für die Rezensentin sind das "befremdliche Banalitäten", die bestenfalls kurzzeitig ein voyeuristisches Interesse bedienen, und es fällt ihr schwer, hier den literarischen oder politischen Skandal zu erkennen, als der das Buch vermarktet wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.01.2002

Dirk Fuhrig setzt sich mit dem chinesischen Skandal- und Erfolgsroman von Wei Hui auseinander, der für ihn auch herausragende literarische Qualitäten hat. Verboten - und verbrannt! -, so berichtet Fuhrig, wurde "Shanghai Baby" wegen angeblich pornografischer Szenen, die für hiesige Verhältnisse relativ harmlos sind: einige Sexszenen und Anspielungen auf Homo- und Bisexualität, was in China noch immer ein großes Tabu zu sein scheint. Das eigentliche Skandalon sei eher, vermutet der Rezensent, dass eine Frau so freizügig schreibe. Die Autorin selbst, berichtet Fuhrig, halte diese Vorwände für vorgeschoben, der eigentliche Grund müsse in ihrer "Anti-Haltung gegen das Establishment" liegen. Ein Establishment, so resümiert Fuhrig, das in ökonomischer Hinsicht den Frühkapitalismus eingeführt hat und in gesellschaftlicher Hinsicht auf Tradition und Anpassung beharrt. Und eben das wollen die schicken jungen Menschen aus der Shanghaier Yuppie-Szene, die Hui beschreibt, nicht. Fuhrig findet in "Shanghai Baby" ein "Lebensgefühl zwischen Aufbruchstimmung und Melancholie" wieder, das ihn an die Filme von Wong Kar-Wai erinnert.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.11.2001

Der Großstadtroman der jungen chinesischen Autorin Wei Hui, in China wegen seiner ausschweifenden Beschreibung des exzessiven Liebeslebens der Protagonistin Coco, dem lasterhaften "Shanghai Baby", verboten, erscheint Sigird Scherer so kopflos wie die Protagonistin. Denn für die Rezensentin ist die Geschichte ein "gehetztes Daseinsprotokoll", eine "Müllsammlung" Cocos, in der leider auch die Klischees nicht fehlen. So muss der deutsche Liebhaber natürlich auch ein Faschist sein. "Der ganze Text bleibt der Rumpf eines städtischen Identitätsromans", Shanghai 1999, in dem die Gedanken unmittelbar, ungeformt und leidlich sortiert aufs Papier tropften, stöhnt die Rezensentin und empfiehlt der Autorin mehr Ruhe vor den unwegsamen Stürmen des Großstadtlebens.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2001

Susanne Messmer stellt zwei junge chinesische Schriftstellerinnen vor, Wei Hui und Mianmian, die "halbbiografische Bücher" über gesellschaftliches Außenseitertum geschrieben haben, die in China prompt verboten wurden. Ihr Eindruck über diese Art von Literatur ist durchaus gemischt. Einerseits wirken die Bücher auf sie wie "verirrte Querschläger" mit "übertriebenem Pathos, geschmacklos, vulgär und immer voll daneben", andererseits sind sie ein spannender Kommentar zum Geschlechterverhältnis in China und zum modernen Leben in Shanghai. Zudem ist sich Messmer nicht sicher, ob die Romane wirklich so wenig ironische Brechung enthalten, wie es auf den ersten Blick erscheint: die "fatale Selbstentblößung (wird) so ins Alberne geschraubt, dass man nicht an bloße Blödigkeit glauben kann".
Während die Rezensentin Wei Huis Roman "Shanghai Baby" tatsächlich recht einfach gestrickt findet, beobachtet sie bei Mianmians Erzählungsband "La la la" interessante Brechungen und ist berührt von der "tiefen Hoffnungslosigkeit", die sich in den Geschichten entfaltet. Spannend findet Messmer diese "Art von Pop- oder besser Punkliteratur, die sich so unpolitisch gibt, dass sie politisch ist" allemal, auch wenn "ihre leicht verunglückte Großspurigkeit... manchmal zum Davonlaufen" ist.
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