Volker Braun

Große Fuge

Cover: Große Fuge
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518430217
Gebunden, 53 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

"Was haben Sie 2020 gemacht?" In dem Jahr, in dem die Welt "bewegt ist, miteinmal, stillezustehn". Als die Straßen "entmenscht" sind, die Stadt ruhiggestellt ist und "die Logik der Rettung" lautet: "Nicht vor Publikum, nicht in dieser Saison". Während "Wetterwandel" und "Weltenaufruhr" andernorts weitertoben: Im Anthropozän findet der Mekong sein Delta nicht mehr, fressen sich Brände in den trockenen Wald, herrscht ein "Krieg der Landschaften". Und inmitten all dessen wir - der so moderne, aber doch vergängliche Mensch, der "Mensch der Katastrophe", zu allem fähig, im Guten wie im Schlechten, stets menschlich.
Die neuen Gedichte von Volker Braun vermessen eine Welt, einen Alltag im Wandel. Immer politisch, immer sozial zeigt sich der Mensch in diesem Dazwischen. Und kann sich - trotz allen Fortschritts - die Natur am Ende doch nicht unterwerfen. Aber im ewigen Werden und Vergehen liegt auch ein gewisser Trost.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.07.2021

Reizvoll rätselhaft findet Rezensent Jan Wiele Volker Brauns neue Gedichte. Der Miesepeter der Texte entstammt nicht nur dem Lockdown, stellt er fest, kommt mit dem Stillliegen des Kulturbetrieb aber super zurecht. Ein bisschen elitär, ein bisschen moralisch scheinen die Texte Wiele. Zwischen Schmerz und Läuterung entdeckt er Kalauer und das Schelmentum desjenigen, der sich die längste Zeit seines Lebens an verschiedenen Gesellschaftsformen "abgearbeitet" hat. Autobiografisches findet Wiele hier ebenso wie Zeitsprünge bis zurück zu Dante.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.06.2021

Hymnisch bespricht Rezensent Michael Braun diesen Band mit Corona-Gedichten von Volker Braun. Dabei handelt es sich keineswegs um "Quarantänelyrik", versichert der Kritiker, der Brauns neuen Gedichtband in einem Atemzug mit Dante und Ezra Pound nennt. Wie jene nehme auch Braun eine "globale Perspektive" ein, fährt der Rezensent fort, der vor allem die Wucht und Schärfe bewundert, mit der der Dichter den Zustand einer während der Pandemie "zutiefst verstörten Gesellschaft" in Worte fasse. Statt "wohlfeiler Meinungsfreude" findet der Kritiker hier eine erstaunliche Stilsicherheit, mit der Braun das Corona-Thema zwischen Mythologie und Marxismus banne und in die Zeitgeschichte einordne.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.06.2021

Rezensent Jörg Magenau deutet Volker Brauns neue Gedichte als Hoffnungsschimmer. Nicht mehr zurück auf die DDR geht der Dichterblick, sondern voraus in eine Zukunft nach der Pandemie und dem Abschied des Abendlandes. Für Magenau klingt das eher nach Aufbruch, auch wenn Braun in den Texten die Erfahrung von Körperlosigleit und Kulturzerfall verarbeitet. Immerhin: Leeren Einkaufsstraßen kann Braun etwas abgewinnen, erkennt Magenau, und zum Kalauer "Katarrhsis" reicht es auch. Braun beim Dichten zuzusehen, wie er Hölderlin, Kleist, Müller u.a. mit Eigenem collagiert und an Wort und Dingen formt, macht Magenau allemal Freude.
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