Gabriele von Arnim

Das Leben ist ein vorübergehender Zustand

Cover: Das Leben ist ein vorübergehender Zustand
Rowohlt Verlag, Hamburg 2021
ISBN 9783498002459
Gebunden, 240 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ein Schlaganfall, zehn Tage später der zweite, haben ihren Mann aus allem herauskatapultiert, was er bis dahin gelebt hatte. Und aus ihr wird die Frau des Kranken. Wie liebt und hütet man einen Mann, der an dem Tag zusammenbricht, an dem man ihm gesagt hat, man könne nicht mehr leben mit ihm? Wie schafft man die Balance, in der Krankheit zu sein und im Leben zu bleiben? Gabriele von Arnim beschreibt in diesem literarischen Text, wie schmal der Grat ist zwischen Fürsorge und Übergriffigkeit, Zuwendung und Herrschsucht. Wie leicht Rettungsversuche in demütigender Herabwürdigung enden. Und Aufopferung erbarmungslos wird.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.12.2021

Rezensent Renatus Deckert warnt: Gabriele von Arnims Bericht über das Leben nach dem Schlaganfall ihres Mannes ist kein Idyll. Es geht um Hoffnung auf Besserung, um Therapien und die Einsicht, dass es nicht besser wird. Deckert, selbst Angehöriger eines Schlaganfallpatienten, weiß genau, wovon die Autorin in ihrem Buch spricht. Er kennt den Moment, der alles verändert, die Kommentare der Ärzte, die Selbstzweifel und wie sich Freunde abwenden, unfähig zum Trost, aber auch, wie sich andere mit Rat und Tat engagieren. Dass die Autorin all das ohne scheu erzählt, erfüllt den Rezensenten mit Dankbarkeit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.07.2021

Gabriele von Arnims Buch über Krankheit und Tod ihres Mannes Martin Schulze, Journalist und ARD-Chefredakteur, wirft bei Rezensentin Marie Schmidt die alten Fragen zu diesem Format auf: Geht es um Memento oder Therapie, was bedeutet die posthume Literarisierung von Menschen, und warum muss das überhaupt sein, fragt sie? Arnims Buch sei zumindest schon einmal kein Leidensbericht, hält Schmidt fest; über die Unterstützung einiger und die Abwendung anderer Freunde schreibe sie, über den körperlichen Verfall ihres Mannes und auch über das Schreiben selbst: Wie sie sich essayistisch an literarischen Zitaten und an ihrem eigenen Tagebuch aus der Betreuungszeit abarbeitet, zeigt für Schmidt die Anstrengung, die es bedeute, diese Erfahrung anderen deutlich zu machen. Dass von Arnim dabei auch gegen den Ausschluss von Krankheit und Schwäche aus unserer Leistungsgesellschaft anschreibt, scheint die Rezensentin zu befürworten - vielleicht erklärt sich der Erfolg des Buchs in der Corona-Zeit auch dadurch, schließt sie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.04.2021

Rezensentin Cornelia Geißler kann Gabriele von Arnims Erzählung über die letzten zehn Jahre des Zusammenlebens mit ihrem kranken Mann nicht ohne Mitgefühl lesen. "Keine Idylle", warnt die Autorin gleich zu Beginn ihres Buches und Geißler nimmt diese Warnung auf: Ohne Schönfärberei erzählt Arnim hier vom zehnjährige Ende eines Lebens - von Schlaganfällen, Lungenentzündungen, und ihren physischen, aber auch sozialen Folgen, von der Einsamkeit des Kranken und den Ängsten, den Mühen, den unsinnigen Hoffnungen der Pflegenden. Dabei beschränkt sich die Autorin nicht auf bloße Beschreibungen, lesen wir, sondern denkt stets weiter - setzt ihre Gedanken in Kontext, sucht inhaltlichen Anschluss bei anderen Autorinnen und Autoren. Selbst die Liebe ihres Mannes analysiert sie als eine psychische Notwendigkeit, eine Form mit seiner ungewohnten Abhängigkeit von seiner Frau umzugehen. So ist ein "gelungenes literarisches Zwitterwesen" entstanden aus Autobiografie und Essay, das einen nicht kalt lassen kann, so die berührte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.03.2021

Rezensentin Susanne Mayer liest atemlos, was Gabriele von Arnim aus Tagebucheinträgen und aus der Erinnerung an das Sterben ihre Mannes aufschreibt. Atemlos, bestürzt, aber auch mit Hochachtung für die Diskretheit, die Ehrlichkeit und die Klugheit des Buches. Wie die Autorin noch einmal die Zeiten der Angst, der Hoffnung und des Alltags mit dem Tod durchlebt, findet Mayer mal von inniger Poesie, mal "herzerwärmend" komisch, mal einfach bewundernswert, weil von Arnim unverhohlen sagt, wie hilfreich in einer solchen Situation ein gewisser Luxus ist und Freunde und Rückhalt in der Kunst.