Wladimir Sorokin

Manaraga

Tagebuch eines Meisterkochs. Roman
Cover: Manaraga
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2018
ISBN 9783462051261
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Andreas Tretner. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts werden Bücher nicht mehr gelesen, geschweige denn neu gedruckt, sie dienen als Brennmaterial für die Zubereitung exklusiver Speisen. Book'n'Grill heißt der neue Trend und Chefkoch Geza ist sein Hohepriester. Stör-Schaschlik über Dostojewskis "Der Idiot" oder Schnitzel über Arthur Schnitzler, mit diesen und anderen Kreationen begeistert er seine zahlungskräftige Klientel. Doch was Erfolg hat, findet auch Nachahmer und so sieht sich Geza plötzlich vor unerwartete Probleme gestellt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.03.2019

Rezensent Franz Haas hat sich prächtig amüsiert mit dieser Dystopie des russischen Schriftstellers Wladimir Sorokon. Sie spielt in der nahen Zukunft, Europa ist mal wieder kriegszerstört, aber wie immer gibt es noch reiche Leute, die jeder Laune frönen können. In diesem Fall sind es Grillgerichte, die über einem Feuer aus Buchklassikern brutzeln. Bücher haben nämlich Seltenheitswert, Buchverbrennung als Statussymbol ist in Sorokins neuer Welt das nonplusultra. Die Handlung dreht sich laut Haas um einen "Meisterkoch", der die Bücher, die er verbrennt, auch noch gelesen hat. Was ihn dafür prädestiniert, einen Schwindler ausfindig zu machen, der Nabokovs "Ada" raubpressen will. Politisch ist Sorokin so unkorrekt wie Michel Houellebecq, nur noch lustiger versichert Haas. Und wie Sorokin in die Bücherverbrennung en passant noch eine kleine Literaturkritik einfließen lässt und mit "graziöser Hinterhältigkeit" den Literaturbetrieb aufs Korn nimmt, hat den Kritiker aufs allerbeste unterhalten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.01.2019

Rezensentin Ekaterina Kel mag die Selbstverständlichkeit, mit der Vladimir Sorokin seine irrwitzigen Welten entwirft. Entsprechend gern lässt sich die Kritikerin auch nach "Manaraga" mitnehmen, eine, wie sie schreibt "bittersüße Dystopie", in der Klassiker der Weltliteratur bei Book'n'Grill-Events verbrannt werden, um der russischen Dekadenz feinste Filets und Steaks zu servieren. Vor allem aber liest die Rezensentin das Buch als "hyperzynische" Abrechnung mit dem Literaturbetrieb, dessen Opfer der russische Autor selbst bereits wurde: Von Proputinisten einst geschmäht, bewunderten ihn die Liberalen solange als Radikalen bis sie ihn, nach der Auszeichnung mit dem russischen "Nos"-Preis, als Traditionalisten kritisierten, informiert Kel.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2018

Rezensent Hubert Spiegel hat viel Freude mit Vladimir Sorokins Roman. Wie der Autor die Verhältnisse in seiner russischen Heimat auf die Schippe nimmt, indem er die Zukunft der Spitzengastronomie im Jahr 2037 als kriminelles Geschäftsmodell entwirft, findet Spiegel genial. Kochen als pervertiertes Vergnügen für in Zünften organisierte Spitzenköche und Superreiche, das sich literarischer Klassiker als Brennmaterial bedient, quelle idée, findet Spiegel. Der als fiktives Tagebuch eines Meisterkochs angelegte Roman, der um ein Konzil der Zunft der "Großen Köche" auf einem bayrischen Schloss kreist, scheint Spiegel ein wahrer Feuertopf der Einfälle, Zitate und Anspielungen zu sein. Zynisch findet der Rezensent das Ganze höchstens unter Missachtung der Bezüge zu Putins Russland, sonst aber vor allem geistreich, unterhaltsam, bitterböse und zudem spannend.
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