Vincenzo Latronico

Die Perfektionen

Roman
Cover: Die Perfektionen
Claassen Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783546100694
Gebunden, 128 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Verena von Koskull. Ein großer Berlinroman von einem Erneuerer der europäischen Literatur: zugleich Porträt einer ganzen Generation und radikales Formexperiment. Anna und Tom ziehen ins pulsierende Berlin, in der Hoffnung, hier die ersehnte Freiheit zu finden, kreativ zu arbeiten, weder an Schreibtische noch an Konventionen gebunden zu sein. Ihr Traumleben ist das einer ganzen Generation: eine helle Wohnung voller Pflanzen, eine Leidenschaft für internationales Essen und progressive Politik, eine Beziehung, die offen ist für sexuelle Experimente.Anna und Tom sind ein Paar, sie stehen sich nahe, sind glücklich ... solange ihr Leben dem Bild entspricht, das sie imaginiert haben, solange sie sich vergleichen können mit denen, die in der Heimat geblieben sind. Doch jenseits dieses Bildes wächst eine taube Unzufriedenheit, sie fühlen sich gefangen, sind erneut auf der Suche. Gibt es ihn, den besseren Ort, authentisch und einladend?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.05.2023

Rezensentin Erika Thomalla wird nicht froh mit Vincenzo Latronicos Roman über ein Bobo-Pärchen, das Berlin tüchtig mitgentrifiziert und zugleich darunter leidet. Dass der Autor dies nicht als inneren Prozess schildert, sondern anhand von Dingen und Praktiken (Yoga, Quinoa ...), findet Thomalla eigentlich spannend. Leider bleiben die Figuren dabei "hölzern". Die Rolle als Platzhalter für eine ganze Generation und ihre Widersprüche bekommt ihnen nicht gut, findet die Rezensentin. Außer kluge Detailbeobachtungen und eine tolle Übersetzung hat der Text für Thomalla nicht allzu viel zu bieten und wirkt eher wie ein "Zeitungsessay" über Berlin im Jahr 2000.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.03.2023

Ein "bezwingendes Berliner Stillleben" hat Vincenzo Latronicos mit diesem schmalen Roman über ein junges Paar geschrieben, findet Rezensentin Maike Albath. Tom und Anna ziehen von Italien nach Berlin und suchen im hippen Lifestyle nach Lebenssinn. Dabei spielt ihre Selbstinszenierung auf Social Media mit Hilfe modischer Möbel und Retro-Chic eine große Rolle. In Latronicos Schilderungen reiht sich Bild an Bild, es gibt keinen einzigen Dialog, berichtet die Rezensentin. Der "gestaffelte Satzbau" entfaltet dabei einen dynamischen Rhythmus, findet Albath. Die künstliche Darstellung eines vermeintlich idealen Lebens sorgt bei den Protagonisten irgendwann für ein Gefühl der Entfremdung. Hier setzt Latronicos bissige Medienkritik ein, so Albath, der die beiden Protagonisten nicht als Individuen darstellt, sondern als Vertreter einer Generation, die sich in oberflächlichem Konsum verliert und für die Freiheit nur als Inszenierung auf Instagram-Fotos existiert.