Viktor Pelewin

Der Schreckenshelm

Der Mythos von Theseus und dem Minotaurus
Cover: Der Schreckenshelm
Berlin Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783827004475
Gebunden, 208 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Andreas Tretner. "Für die einen sind Mythen traditionelle Geschichten, die uns natürliche und soziale Phänomene erklären, die anderen halten sie schlicht fur überholt und falsch. Mythen sind irreal, aber nicht falsch, sie versprechen keine Wahrheit, aber sie lügen auch nicht. Jorge Luis Borges zufolge kann man nichts völlig neu erfinden, alle Geschichten gehen auf vier Urstoffe zurück, die immer wieder variiert wer­den: die Belagerung einer Stadt, die Heimkehr, die ewige Suche und das Gottesopfer. So erscheint das Wesen des Mythos wie ein geheimes Regelwerk des Geistes, das wir immer wieder neu auslegen und das wir doch niemals ganz verstehen. Warum hat Minotaurus den Kopf eines Stiers? Ist Theseus im Laby­rinth gefangen oder ist das Labyrinth in ihm? Oder beides? Viele glaubten schon, sie wären der Wahrheit auf der Spur, doch bislang ist niemand aus dem Labyrinth der Mythen zurückgekehrt. Gute Reise! Und nehmen Sie sich vor dem Minotaurus in Acht, falls Sie ihm begegnen. Man sagt, er sei gefährlich."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.08.2006

Viktor Pelewins "Der Schreckenshelm" ist Teil einer mehrbändigen Reihe, in der Schriftsteller von heute antike Mythen nach- und neuerzählen. Pelewin geht in seiner Neufassung des Minotauros-Mythos entschlossen reduktionistisch vor: Es interessiert ihn nichts als das Labyrinth mit seinem Gefangenen. Daraus spinnt er eine, so der Rezensent Jürgen Brocan begeistert, "höchst originelle" Science-Fiction-Story, in der sich die Protagonisten in ihnen unbekannten Räumen finden, ohne zu wissen, wie sie da hin gelangt sind. Ariadne und Co. kommunizieren in Chats und mit Hilfe der seltsamen "Schreckenshelm"-Maschinerie, bevor sie zu erkennen beginnen, dass sie nur Teil einer einzigen Persönlichkeit sind. Der Rezensent ist von dieser Science-Fiction-Wendung des antiken Mythos sichtlich angetan.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.02.2006

Hart ins Gericht geht Christof Keller mit Viktor Pelewin und seinem neuen Roman "Der Schreckenshelm". Zwar gesteht er zu dass Pelewin wirklich schreiben kann, und von Andreas Tretner kongenial übersetzt wurde. Aber wofür ist es gut? Handlung gibt es so gut wie nicht in diesem verwickelten Chatroom-Buch, nur immer neue Stränge, die sich verlieren und den Leser verwirren. Für manche mag das seinen Reiz haben, nicht für Keller, der Pelewins Grundhaltung vielmehr so beschreibt: "Anything goes as long as it pop up in my head". Dazu werden "Jahrtausende von Philosophie" und jede Menge Angelesenes "verwurstet", meist auf Kalauerniveau. Im Grunde sei das alles Pseudoliteratur, schimpft Keller und nennt Pelewin einen "Kaiser ohne Kleider": "Der nackte Pelewin ist nichts als ein Zyniker, der seine Leser verarscht."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2005

Der alte Mythos von Theseus und dem Minotaurus, den Viktor Pelewin eigentlich - im Rahmen eines umfassenden "Mythen"-Projekts, für das sich 30 internationale Verlage zusammengetan haben - den Auftrag zu erzählen hatte, so Rezensent Lothar Müller, erhalte bei dem russischen Schriftsteller eine ganz neue Dimension: er taucht ein in die virtuelle Sphäre. Das Nacherzählen des alten Stoffs sei Pelewins Sache nicht, verrät Müller, auch die genealogischen Zusammenhänge interessierten den Autor nicht besonders. Übrig blieben nur die Namen und ein anderes Phänomen, das Müller zu einem Element des Mythos erklärt: "die Unsicherheit der Beziehung von Raum und Zeit". Der Raum werde bei Pelewin zu einem "chatroom", kommuniziert werde per Computer, der wiederum von einem Zensor und Moderator kontrolliert werde. Pelewin dreht den Spieß einfach um, erklärt Müller: er erzählt nicht vom Labyrinth, sondern macht das Buch zum Labyrinth. Das wiederum geschehe mit viel Witz, nur ufere Pelewins "chat" gelegtenlich aus. Entschädigt sieht sich Müller dafür durch die schönen medialen Verschwörungstheorien, denen Pelewin mit Lust frönt: pure Gedankenlabyrinthe, meint Müller bewundernd, in denen man den "Ungeheuern der Manipulation" begegne.
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