Margaret Atwood

Die Penelopiade

Der Mythos von Penelope und Odysseus
Cover: Die Penelopiade
Berlin Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783827004499
Gebunden, 176 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Malte Friedrich. "Ich habe mich entschieden, Penelope und ihre zwölf gehängten Mägde die Geschichte erzählen zu lassen. Die Mägde bilden einen Chor, der sich zwei Fragen widmet, die sich nach einer genauen Lektüre der Odyssee zwangsläufig auftun: Wie kam es zur Erhängung der Mägde und was führte Penelope im Schilde? Die Geschichte, wie sie in der Odyssee erzählt wird, ist nicht wasserdicht - sie birgt zu viele Widersprüche. Schon immer hat mich die Sache mit den gehängten Mägden verfolgt, und nicht anders ergeht es Penelope in Die Penelopiade."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.08.2006

Margaret Atwoods "Penelopiade" ist Teil einer mehrbändigen Reihe, in der Schriftsteller von heute antike Mythen nach- und neuerzählen. Atwoods Fassung der Penelope- und Odysseus-Geschichte sieht der Rezensent Jürgen Brocan in einer Reihe mit ähnlichen Unternehmungen von Jean Giono, Albrecht Schaeffer oder auch Walter Jens. Die kanadische Autorin verfährt also "klassisch", hält sich an die von Homer vorgegebene Geschichte, unterzieht sie jedoch einer Umdeutung. Deren Stoßrichtung ist klar feministisch - allerdings in nicht immer subtiler Weise, wie der Rezensent bedauert. Odysseus zum Beispiel kommt nicht sonderlich gut weg, sondern erscheint als einer, der vor allem mit der Schaffung des eigenen Mythos befasst ist. Plausibel wird die neue Version durch die Erzählsituation: Penelope erzählt aus der Unterwelt und aus heutiger Perspektive. Deshalb findet der Rezensent die Neufassung insgesamt durchaus überzeugend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2005

Auch die Kanadierin Margaret Atwood strickt mit am internationalen "Mythen"-Projekt von insgesamt 30 Verlagen, so Rezensent Lothar Müller, die weltweit die Neuerzählung alter Mythen in Auftrag gegeben haben. Atwoods "Penelopiade" berichtet aus der Sicht Penelopes von der Heimkehr des Odysseus, und diese Geschichte ist natürlich "das Gegenteil einer Idylle", hält Müller fest. Er hält Atwoods Erzählung für einen feministisch plakativen Gegenentwurf zur blutrünstigen Odysseus-Geschichte, die von einem Gemetzel berichtet, das Odysseus und Telemach unter den Freiern Penelopes anrichten. Der eigentliche Skandal sei jedoch - aus Atwoods Sicht - die Erhängung der 12 Mägde, die sich mit den Freiern eingelassen hatten. Atwood erzähle die Geschichte geschickt und mit vielen Pointen, so Müller, der dieser Form der "lupenreinen Aufklärung" trotzdem nicht viel abgewinnen kann. Penelope stilisiere sich zum Opfer und die schöne Helena werde als oberflächliche Schönheit bloßgestellt. Hier triumphiert seines Erachtens der Feminismus über den Mythos, der rationalistisch aufgelöst wird. Leider habe Atwood das großartige homerische Epos "eher als moralische denn als erzählerische Herausforderung" begriffen, schließt Müller.
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