Victor Klemperer

Man möchte immer weinen und lachen in einem

Revolutionstagebuch 1919
Cover: Man möchte immer weinen und lachen in einem
Aufbau Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783351035983
Gebunden, 263 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Christopher Clark und einem historischen Essay von Wolfram Wette. Zum ersten Mal gedruckt: Victor Klemperers Schilderung des Chaos nach dem Ersten Weltkrieg und des Scheiterns der Münchner Räterepublik. Solch genaue, anschauliche Momentaufnahmen aus der belagerten Stadt findet man nirgendwo sonst. Ein bewegendes, mit Spannung zu lesendes Gesamtbild von diesem entscheidenden Wendepunkt der deutschen Geschichte - aus der Revolution von 1918/19 ging nicht nur die erste deutsche Demokratie hervor, zugleich kündigte sich in ihr das kommende Unheil an.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.07.2015

Scharfsichtig und illusionslos scheinen Cord Aschenbrenner Victor Klemperers Aufzeichnungen und Zeitungsberichte aus der Münchner Räterepublik. Dass Klemperer 1919 Augenzeuge wurde und mit Erstaunen und Grausen über alles Bayerische nach Leipzig berichtete, hält er für einen Segen. Der Rezensent erlebt Klemperer als politischen Feuilletonisten, der hier noch mit Ironie die deutschen Verhältnisse kommentiert, die später (für Klemperer) so ernst und bedrängend wurden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.07.2015

Cornelia Geissler entgehen nicht die der Doppeledition von Revolutionstagebuch und Zeitungsbeiträgen Victor Klemperers geschuldeten Doppelungen bei der Lektüre. Macht aber nicht allzu viel, erklärt sie, denn Klemperer erweist sich erneut als Chronist des 20. Jahrhunderts, diesmal der Zeit der Münchener Räterepublik 1919. Mit Klemperer wohnt Geissler den hitzigen Diskussionen und dem Pfeifen der Gewehrkugeln hautnah bei und kann sogar Parallelen zum Heute ziehen. Wenn der Autor Wachleute befragt, Zeitungen und Anschläge interpretiert, technische Entwicklungen dokumentiert und Kurt Eisner porträtiert, spürt Geissler den Humor und die Sympathie des Autors für das Geschehen. Anders als in den bisher veröffentlichten Texten Klemperers dominiert hier der Reporterblick, meint Geissler.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 11.07.2015

Als knallwachen Journalisten erlebt Marc Reichwein Victor Klemperer in seinem Revolutionstagebuch aus dem Jahr 1919. Klemperers Talent zur szenischen Schilderung wird ihm angesichts der spöttischen Reportagen des Autors aus der Münchner Räterepublik erst so recht bewusst. Unvergessliche Bilder, Live-Ticker-Atmosphäre und die Doppelstruktur der Edition als privates Journal bzw. Zeitungsartikel für die "Leipziger Neuesten Nachrichten" machen das Buch für Reichwein zum Erlebnis. Auch Klemperers im Band enthaltene Nachbearbeitung der Texte von 1942 verbucht der Rezensent als Gewinn, da die Herausgeber beides entsprechend klug aufeinander beziehen, wie Reichwein erklärt. Das Resultat ist eine Sogwirkung, der sich der Rezensent nicht entziehen kann noch möchte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.2015

Das nun unter dem Titel "Man möchte lachen und weinen in einem" erschienene "Revolutionstagebuch 1919" Victor Klemperers wartet mit einer Sensation auf, verkündet Rezensent Andreas Kilb. Und damit ist nicht die erstmalige Veröffentlichung gemeint, sondern die neben den fragmentarischen retrospektiven Niederschriften aus dem Jahre 1942 abgedruckten fünfzehn Reportagen, die Klemperer aus München für eine konservative Leipziger Zeitung verfasste, informiert der Kritiker. In den pointierten und im Ton eines "überdrehten Kriegsfeuilletonisten" geschriebenen Berichten über das Münchener Bürgertum, die politischen Wirren und die Judenfeindlichkeit entdeckt der Rezensent nicht zuletzt, dass Klemperer in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg durchaus noch mit einer journalistischen Karriere liebäugelte. Ein wahrhaft "hellsichtiges" Zeitdokument, lobt Kilb.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.07.2015

Mit großem Interesse hat Rezensent Jens Bisky das "Revolutionstagebuch 1919" Victor Klemperers gelesen, das auch einen Rückblick aus dem Jahr 1942 enthält. Als "Antibavaricus" schrieb Klemperer für die nationalkonservativen Leipziger Neuesten Nachrichten einige Artikel über die Räterepublik 1919 aus München, informiert der Kritiker, der hier einen tiefen Einblick in den "engherzigen Partikularismus" und die aufreizende Gemütsruhe des bayrischen Bürgertums erhält. Großartig, wie der liberal denkende Klemperer in präzisen Worten und mit scharfem durchschauenden Blick die Zuständen im Jahre 1919 schildert, lobt der Rezensent, der auch Christopher Clarks Vorwort und Wolfram Wettes Essay mit Gewinn gelesen hat.
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