Uwe Kolbe

Die Lüge

Roman
Cover: Die Lüge
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100402219
Gebunden, 384 Seiten, 21,99 EUR

Klappentext

Dies ist die Geschichte einer maßlosen und erschreckenden Verstrickung: Ein Vater, der in den Osten ging, um dem Land seiner Hoffnungen zu dienen. Ein Sohn, der als Komponist die Sounds seiner Generation einfängt und sich mit der Zensur arrangiert. Als der Sohn Karriere macht, steht der Vater vor der Tür. Fortan umkreisen sich die beiden, nur langsam ahnt man, welchen Kampf sie miteinander führen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.05.2014

Einen "Schlüsselroman" sieht Michael Braun in Uwe Kolbes Roman über das Leben eines jungen Künstlers im Prenzlauer Berg der frühen 80er Jahre. Im Mittelpunkt des an die Biografie des Autors angelehnten Romans steht für ihn die Schilderung des Künstlerdaseins in der DDR, die im Lauf des Romans allerdings zurücktritt hinter der eines Vater-Sohn-Konflikts: der Vater, der den Sohn in dessen Kindheit in Stich gelassen hat, bespitzelt im Dienst der Stasi seinen Künstler-Sohn, einen Komponisten in der Künstlerszene Ostberlins, der ihm wiederum die Frauen ausspannt. Das Ergebnis ist ein Roman, so Braun, "der alle Heldenlegenden von ästhetischer Dissidenz in der DDR gründlich entzaubert".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.03.2014

Ina Hartwig hat Uwe Kolbes Roman um die Verstrickung von Staatsmacht und subversiver Künstlerszene in der DDR streckenweise mit atemloser Spannung gelesen. Allerdings scheint ihr die zugrunde liegende These, dass die "künstlerische Opposition Teil des Systems" war, zumindest diskussionswürdig. Der Autor erzählt mit spürbaren autobiografischen Anleihen vom Komponisten Hadubrand Einzweck, der sich in der oppositionellen Künstlerszene von Ostberlin bewegt, wobei sein Vater als Stasi-Offizier genau diese Szene bespitzelt, erfahren wir. Das tragische Gewicht - der Feind ist hier der eigene Vater- ist gewollt, meint die Rezensentin. Insbesondere die Passagen, in denen Kolbe von den Treffen der Künstlerfreunde erzählt, findet die Rezensentin sehr fesselnd und überzeugt sie durch eindrückliche Schilderungen und Bilder. Aber dass sich Vater und Sohn schließlich (ausgerechnet während der Hochzeitsfeier des Vaters) die Frau teilen, die der Sohn nach dem Tod des Vaters sogar heiratet, findet Hartwig dann doch etwas dick aufgetragen. Und die Rezensentin ist sich auch nicht sicher, ob sich die Luhmannschen Reflexionen zu Verrat und Leidenschaft, an die Kolbe hier anknüpft, auf die DDR anwenden lassen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.03.2014

Unlesbar, dieses Buch, schimpft Rezensent Gerhard Stadelmaier. Als Zumutung empfindet er Uwe Kolbes überspäte Aufarbeitung eines Vater-Sohn-Themas aus der hier schon ranzig schmeckenden DDR. Kommt hinzu, dass der Autor Lyriker ist, Verdichter, wie Stadelmaier schreibt. Das kann schön sein, so, wenn der Autor expressionistisch Stadt und Landschaft beschreibt, aber auch "wunderlich", in den Sexszenen zum Beispiel, die Stadelmaier peinlich berührt zitiert. Wenn's nach ihm ginge, muss diesem ersten Roman des Lyrikers Kolbe nicht unbedingt ein zweiter vergleichbarer Machart folgen.
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