Ulrike Edschmid

Ein Mann, der fällt

Roman
Cover: Ein Mann, der fällt
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518425817
Gebunden, 187 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Sommer 1986. Berlin-Charlottenburg. Ein Mann steht auf der Leiter und streicht die Decke einer Altbauwohnung, in die er mit seiner Gefährtin einziehen will. Da verliert er das Gleichgewicht und stürzt in die Tiefe.  Danach ist nichts mehr, wie es war. Brutaler hätte der Aufbruch zweier Menschen in die gemeinsame Zukunft kaum scheitern können. Doch was wie ein Ende erscheint, geht langsam über in die Erforschung eines unbekannten Kontinents: des eigenen Lebens. Der Kampf mit der Querschnittslähmung und die erzwungene Verlangsamung des Alltags müssen sich in einer Umgebung behaupten, die sich mit dem Mauerfall rasant verändert. Iranische Oppositionelle, russische Neureiche, Roma-Flüchtlinge aus dem zerfallenden Jugoslawien ziehen ein. Jahrzehnte vergehen, die Wohnung im Eckhaus bleibt Beobachtungsstation und Zufluchtsort, ausgesetzt und geschützt zugleich. Unten auf der Straße wird das Leben nicht nur schneller, sondern lauter, roher, gewalttätiger. Dann leert sich das Haus. Am Ende bleibt das alte Liebespaar - und der lebenslange Versuch, standzuhalten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.05.2017

Rezensentin Cornelia Geißler schätzt Ulrike Edschmid für ihr Vermögen, autobiografisch oder realistisch zu erzählen, dabei jedoch stets Distanz zur Wirklichkeit zu halten. Und so freut sich die Kritikerin über den neuen Roman der Autorin, der die Geschichte eines älteren Paares am Anfang ihrer Beziehung geschickt mit Berliner Stadt- und Zeitgeschichte verknüpft. Sie liest hier nicht nur, wie das Paar, das im Jahre 1987 eine Charlottenburger Wohnung bezieht, plötzlich mit den sturzbedingten körperlichen Einschränkungen des Mannes zurechtkommen muss, sondern bewundert insbesondere, wie Edschmid das Westberlin der späten Achtziger bis zum Mauerfall lebendig werden lässt. Großartig, wie "nüchtern" die Autorin auch die emotionalsten Stellen beschreibt, lobt die Rezensentin, die sich der "subtilen" Wirkung dieses Romans nicht entziehen kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.04.2017

Ein wertendes Wort verliert Tobias Lehmkuhl nicht über Ulrike Edschmids "Ein Mann, der fällt", aber seiner angeregten Nacherzählung scheint doch entnehmen zu sein, dass er den Kurzroman mit Interesse und Gewinn gelesen hat. Um einen Berliner Architekten geht es, der nach einem Sturz querschnittsgelähmt ist und sich allmählich ins Leben zurückkämpft, referiert der Rezensent, bis er schließlich mit seiner Frau an einer Führung durchs noch nicht eröffnete Jüdische Museum teilnimmt, wo er den Anschluss an die Gruppe verliert und womöglich die Nacht verbringen muss. Dass die Geschichte offenbar autobiografisch grundiert ist und außerdem gänzlich ohne Dialoge auskommt, teilt Lehmkuhl noch mit.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.04.2017

Rezensentin Katharina Teutsch hat viel übrig für den kleinen Roman von Ulrike Edschmid über den Unfall eines Mannes, Charlottenburger Verhältnisse und ein Paar, das zusammenbleibt. Das laut Teutsch autobiografische Verfahren der Autorin funktioniert. Die Umstände sprechen, meint Teutsch, staunend, wie Herr-Lehmann-mäßig beiläufig sich im Text Stadt- und Weltgeschichte ereignet. Auf sprachliche und dramaturgische Originalität kann die Rezensentin da auch mal verzichten. Der Berliner Alltag macht's, meint sie.
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