Ulrich Sonnemann

Graphologie

Handschrift im Spiegel. Irrationalismus im Widerstreit. Schriften Band 1.
Cover: Graphologie
zu Klampen Verlag, Springe 2005
ISBN 9783934920613
Gebunden, 447 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

"Graphologie hatte mich bereits als Kind interessiert, und Joseph Roth, der in meinem Elternhaus verkehrte und ebenfalls graphologisch interessiert und tätig war, hat mich darin bestärkt, sodaß es sehr früh zu einer Vertiefung in die Physiognomik expressiver Bewegung kam. In Amerika, bei der Armee, bestand meine Tätigkeit als klinischer Psychologe im wesentlichen darin, 'projektive Techniken' anzuwenden; und die Graphologie, von der gar nicht bekannt war, daß sie etwas Seriöses haben könne, wo sie sich auf eine Theorie der Ausdrucksbewegung gründet, die führte ich da ein. Von daher kam es, nach dem Krieg, zu meinem Graphologie-Buch, das zwanzig Jahre lang mit immer erneuten Auflagen auf dem Markt blieb, und zu den Vorlesungen, die ich auf Veranlassung befreundeter Psychoanalytiker über den gleichen Gegenstand am New Yorker City College hielt. Später nur ergab sich ein steigender Widerwille gegen die Vermarktung der Sache, vor allem nach den Regeln der 'industrial psychology' in Amerika und der marktwirtschaftlichen hier. Mein Interesse aber - ob an Graphologie oder Astrologie, an UFOs oder Atlantis - gilt dem, was an ungelösten Problemen, an erkenntnistheoretisch potentiell sehr produktiven Beziehungen dahintersteckt." Ulrich Sonnemann

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2005

Erfreut begrüßt Johan Schloemann den ersten Band der Werkausgabe von Ulrich Sonnemann, denn das Oeuvre dieses bundesrepublikanischen Schriftstellers und Denkers war bisher nur in "vergilbten Rowohlt-Bändchen" zu lesen. Sonnemann, der sich durch eine "zeitlose Zeitgenossenschaft" auszeichne, sei durchaus einer Neuauflage würdig, urteilt der Rezensent. Als Denker, der alles Realsozialistische "verachtetete, sei er zwar keiner für Straßenkämpfe gewesen, habe sich aber in "immer wacher Opposition" zu den Verhältnissen in der Bundesrepublik befunden. Sein im ersten Band abgedrucktes Lehrbuch für Graphologie von 1948 liest sich für den Rezensenten "in der Mischung aus rationaler Klassifizierung und Divinatorik geradezu überraschend überzeugend". Schloemann staunt über den schon hier sichtbaren "irrwitzigen Stil auf syntaktisch oft fast unwegbarem Gelände", mit dem der Autor aber immer wieder "Preziosen von spukhafter Präzision" freilegt. Alles ist im Keim schon vorhanden, so dass Sonnemann in seinen späteren Essays mühelos als "Graphologe der Gesamttextur des Gemeinwesens" auftreten kann.
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