Torben Lütjen

Karl Schiller (1911-1994)

'Superminister' Willy Brandts
Cover: Karl Schiller (1911-1994)
J. H. W. Dietz Nachf. Verlag, Bonn 2007
ISBN 9783801241728
Gebunden, 404 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Karl Schiller war einer der bedeutendsten Wirtschaftspolitiker der Bundesrepublik. Ehemals Mitglied der NSDAP und wirtschaftswissenschaftlicher Berater der nationalsozialistischen Politik, legte der sozialdemokratische Professor eine rasante Nachkriegskarriere hin, wurde 1966 Wirtschaftsminister der Großen Koalition und 1969 Wirtschafts- und Finanzminister der sozialliberalen Regierung Willy Brandts. Mit diesem Buch liegt nun die erste Biografie über den ersten westdeutschen "Superminister" vor. Karl Schiller war ein Grenzgänger zwischen den Welten. Als Professor für Volkswirtschaft zog es ihn immer wieder in die praktische Politik. Ende der 1960er Jahre avancierte er - Typus des kühlen, sachbezogenen Ökonomen - kurzzeitig sogar zum populärsten Politiker der Bundesrepublik. Wie war das möglich? Und wie kam es zum tiefen Sturz des "Superministers", der 1972 aus der Regierung austrat, der SPD den Rücken kehrte und sich im anschließenden Bundestagswahlkampf für die CDU engagierte?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.06.2008

Angetan zeigt sich Rezensent Godehard Weyerer von Torben Lütjens Biografie des Superministers Karl Schiller. Für eine Doktorarbeit scheint ihm das Buch recht "flott" geschrieben, generell lobt er die klare Sprache und die treffende, aber differenzierte Darstellung. Weyerer lässt den Werdegang Schillers, der lange die Wirtschaftspolitik der SPD prägte, noch einmal Revue passieren, geht kurz auf seine NSDAP-Mitgliedschaft ein und würdigt seinen ökonomischen Sachverstand. Wenn es um Persönlichkeit, Eigenarten und Marotten Schillers geht, hätte er sich vom Autor eine etwas weniger "altkluge" und "psychologisierende" Einschätzung gewünscht. Ansonsten ist er sehr zufrieden mit dem Werk. Positiv hebt er hervor, dass das Buch auch als eine "kleine Wirtschaftsgeschichte" der Bundesrepublik taugt, wenngleich der Autor hier Vorkenntnisse voraussetze.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.05.2008

Rezensent Andreas Rödder zeigt sich überaus zufrieden mit Torben Lütjens Biografie über Karl Schiller, Wirtschaftsminister der ersten Großen Koalition und "Superminister" der Regierung Brandt. Die aus Quellen gearbeitete Studie zeichnet ein instruktives, überzeugendes Bild des wechselvollen Lebens des höchst talentierten, eitlen und unausgeglichenen SPD-Politikers, seiner wirtschaftspolitischen Überzeugungen, seiner vier Ehen, seiner Vergangenheit im Dritten Reich, seinem Aufstieg und Fall innnerhalb der SPD, so Rödder. Er findet das Buch "gut geschrieben" und lobt die zahlreichen "bemerkenswert feinsinnigen Beobachtungen und Reflexionen", die Lütjens liefert. Einen Minuspunkt vergibt er nur für das Fehlen eines Resümees. Rödder selbst würdigt Schiller schließlich als eine Persönlichkeit, "in der sich auf eine ganz eigene Weise zentrale Stränge der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert bündeln".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.12.2007

Durchweg gelungen und informativ findet Rezensent Peter Merseburger diese erste gründliche Biografie des legendären sozialdemokratischen Wirtschafts- und Finanzministers Karl Schiller, die er außerdem für ihre gute Lesbarkeit lobt. Torben Lütjen zeichnet darin Merseburger zufolge sehr schlüssig Schillers Weg zum sozialdemokratischen Superminister nach, mit dessen Konzept einer "linken Marktwirtschaft" die SPD erstmals so etwas wie "wahlentscheidende Wirtschaftskompetenz" erringen konnte und Willy Brandt zum Kanzler gewählt wurde. Aber auch die Schilderung des "tragischen Sturzes dieses Technokraten und Superstars" nach einer glanzvollen Karriere, die Darstellung des Falls dieser "sozialdemokratischen Maria Callas" findet der Rezensent ebenso stimmig wie bewegend. Auch Schillers Kindheit und Jugend findet er überzeugend nachgezeichnet.