Thomas Vašek

Schein und Zeit

Martin Heidegger und Carlo Michelstaedter. Auf den Spuren einer Enteignung
Cover: Schein und Zeit
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2019
ISBN 9783957576385
Gebunden, 318 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Der italienisch-österreichisch-jüdische Philosoph, Dichter und Maler Carlo Michelstaedter (1887-1910) ist eine wenig bekannte Figur der europäischen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts, unter Eingeweihten gilt sein verrätseltes Werk als Geheimtipp. Seine philosophische Dissertation erschien nach seinem Freitod mit 23 Jahren unter dem Titel Überzeugung und Rhetorik. Viele Interpreten sehen Michelstaedter als Vorläufer des Existenzialismus, geprägt von den geistig-kulturellen Spannungen seiner Zeit. Bereits in den Dreißigerjahren stieß man auf frappierende Parallelen zwischen Michelstaedters Dissertation und Martin Heideggers 1927 erschienenem Welterfolg "Sein und Zeit". Das vorliegende Buch geht diesen Spuren erstmals umfassend nach und zeichnet das Bild einer geistigen Verwandtschaft, die ein völlig neues Licht auf Heideggers Hauptwerk wirft. Dabei stellt sich nicht zuletzt auch die Frage: Wie viel Michelstaedter steckt in Heidegger, wie viel Überzeugung und Rhetorik in "Sein und Zeit"?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.04.2020

Rezensent Thomas Meyer lässt sich anregen von Thomas Vaseks Versuch, Heideggers Inspiration durch den italienisch-jüdischen Philosophen Carlo Michelstaedter nachzuweisen. "Klug und redlich" argumentiert der Autor laut Meyer und stellt Textvergleiche an, die die "Aufladung" von Heideggers Begriffen mit einer "gelehrt modernistischen" Sprache offenbaren. Für Meyer ein "gewichtiger" Beitrag zu Heideggers geistigen Wurzeln.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.02.2020

Der hier rezensierende Kulturwissenschaftler Thomas Macho nimmt Thomas Vaseks Studie als Einführung in das Denken des Philosophen Carlo Michelstaedters und in Heideggers "Sein und Zeit" gleichermaßen. Die Textvergleiche, die der Autor anstellt zwischen Michelstaedters wenig bekannter Dissertation "Überzeugung und Rhetorik" und Heideggers Werk scheinen Macho nicht schlagend genug, um Heidegger als Plagiator zu entlarven. Allerdings legt es der Autor darauf auch nicht an, stellt Macho fest, sondern streicht lediglich "gemeinsame Denkfiguren" und Begriffe heraus und meidet überstürzte Schlussfolgerungen. Vaseks "historische Kontextualisierungen" und seine Suche nach Analogien scheinen dem Rezensenten spektakulär genug.
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