Thomas Mann

Briefe an Richard Schaukal

Cover: Briefe an Richard Schaukal
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783465032434
Gebunden, 242 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Dem österreichischen Dichter Richard Schaukal lässt Thomas Mann zwischen 1900 und 1905 zahlreiche Poststücke zukommen. Erstmalig erscheinen hier alle 75 erhaltenen Schreiben Manns und der einzige Briefentwurf Schaukals wissenschaftlich ausführlich kommentiert im gesamten Wortlaut. Die vorliegenden Briefe bieten inhaltlich einen hauptsächlich literarischen Schwerpunkt, doch zeigt die Wahl der angeschnittenen Themen gleichzeitig ein ausgesprochen privates Profil: Neben den üblichen gegenseitigen Berichten über Sommeraufenthalte, Übersiedlungen, Besuche, Theater und Oper wird immer wieder über körperliche Befindlichkeiten berichtet und das zarte Nervenkostüm des Modernen prononciert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.01.2004

Ob Thomas Mann dieser Veröffentlichung zugestimmt hätte? Ernst Osterkamp jedenfalls kam nicht umhin, seine Briefe an seinen frühen Fürsprecher Richard Schaukal als Zeugnis einer unrühmlichen Charakterschwäche zu lesen: Mann wollte von Schaukal positive Kritiken seiner Bücher und heuchelte deshalb Bewunderung für dessen eigene Ergüsse, die er jedoch hinter dem Rücken des "kuriosen Kauzes" mit arroganter Herablassung abtat. Wohl nicht ganz zu Unrecht, wie Osterkamp dem ausführlichen Kommentar der fleißigen Herausgeberin entnommen hat, denn Schaukal war ein literarisches Leichtgewicht, der "die Kraft zum großen Wurf nie aufgebracht" hat. Dummerweise erwartete Schaukal im Gegenzug für seine begeisterten Kritiken Unterstützung durch den mittlerweile prominenten Mann, um seine "uferlose Produktion" bei Verlagen unterzubringen. "So wurde", schreibt Osterkamp, "die durchaus rege Korrespondenz auf beiden Seiten vor allem durch Egoismus am Leben erhalten" - bis Mann es nicht mehr ertragen konnte und den Kontakt abbrach. Eine sorgfältig edierter Band, ergänzt der Rezensent, dem allerdings ein paar Fotos gut zu Gesicht gestanden hätten.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.09.2003

Von dem österreichischen Dichter Richard Schaukal kennt man heute kein Gedicht mehr, und wenn man seinen Namen schon mal gehört hat, dann bringt man ihn mit dem Thomas Manns zusammen, vermutet Ralf Berhorst. Eine bittere Pointe, wie der Rezensent findet, ginge es doch in der wechselseitigen Korrespondenz stets darum, Anerkennung beim anderen für das eigene Werk zu erhalten. Bis Thomas Mann, inzwischen der Bekanntere, seinem Kollegen, der immerhin als erster Manns Erzählungen rezensiert hatte, die Anerkennung verweigerte und die Korrespondenz nach fünf Jahren abbrach. Leider, klagt Berhorst, seien nur noch die 75 Briefe Thomas Manns erhalten. Diese seien aber von Claudia Girardi hervorragend ediert und kommentiert, lobt er. So wird aus dem einstigen Dialog ein Monolog, aus dem sich für Berhorst Rückschlüsse über beide Persönlichkeiten ziehen lassen: seitenlang wurden Erfolge und Ablehnungen, Magen- und Schaffenskrisen verhandelt. Im Grunde müssen sich beide Dichternaturen in ihrer Empfindlichkeit und Eitelkeit sehr ähnlich gewesen sein, lautet Berhosts Schlussfolgerung.
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