Tamar Amar-Dahl

Der Siegeszug des Neozionismus

Israel im neuen Millenium
Cover: Der Siegeszug des Neozionismus
Promedia Verlag, Wien 2023
ISBN 9783853715147
Kartoniert, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Die Jahrtausendwende markierte eine Zäsur: Israels politische Entscheidung, den bewaffneten Volksaufstand der Palästinenser gegen die Besatzer als Terrorismus zu bezeichnen und niederzuschlagen, diente zur Legitimation des Besatzungsregimes und legte einen immer vehementeren Zivilmilitarismus der israelischen Gesellschaft offen. Verheerende Kriege folgten, und der einst in der israelischen Gesellschaft stark vorhandene Linkszionismus verlor massiv an Einfluss. Mit ihm verschwand zugleich die alte Friedensideologie. In der tiefsten Sinnkrise des zionistischen Israel verschoben sich die politischen Verhältnisse, sodass rechte Kräfte salonfähig wurden. Die Wiederwahl von Benjamin Netanjahu 2009 und 2022 markiert den Siegeszug der Neozionisten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.07.2023

Rezensent und Historiker Joseph Croitoru schient Tamar Amar-Dahls Auseinandersetzung mit dem "sukzessiven Rechtsruck" Israels aufschlussreich zu finden. Die aus Israel stammende, in Berlin lehrende Historikerin begebe sich darin auf eine Suche nach den tieferen Beweggründen für diese jüngere Entwicklung, die sich vor allem entlang der Begriffe des Zivilmilitarismus und des Neozionismus bewege. Besonders interessant findet der Kritiker etwa Amar-Dahls Ausführungen zur langen Regierungszeit Benjamin Netanjahus von 2009 bis 2021, während derer der Neozionismus mit seinem Anspruch auf "Eretz Israel", ein über das israelische Staatsgebiet hinausgehendes historisches Heimatland der Juden, zunehmend gegen die liberale Demokratie in Stellung gebracht worden sei. Wie Amar-Dahl dies anhand einiger unter Netanjahu verabschiedeter Gesetze veranschauliche und dabei auch die Machtbesessenheit des Politikers thematisiere, der die Spaltung in der israelischen Politik für sich zu nutzen gewusst und dabei noch absichtlich vertieft habe, scheint Croitoru schlüssig zu finden. Auch, dass Netanjahu es geschafft habe, "den israelisch-palästinensischen Konflikt von der Tagesordnung der israelischen Politik zu drängen", findet er als These einleuchtend. In anderen Punkten hätte er sich hingegen mehr empirisches Beweismaterial gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.04.2023

Rezensent Joseph Croitoru liest interessiert dieses Buch der Historikerin Tamar Amar-Dahl, die den Einfluss Benjamin Netanjahus auf die seit zwanzig Jahren stetig nach rechts rückende Politik in Israel untersucht. Der Rezensent schätzt die "detaillierte und solide Chronik" des Konflikts zwischen Israel und Palästina, wundert sich allerdings, dass die Historikerin die Friedensgespräche von 2007 in Annapolis außen vor lässt. Aufschlussreich findet der Rezensent Amar-Dahls Ausführungen zur ideologischen Verschiebung unter Netanjahu, die der Autorin zufolge auf den zunehmenden "Neozionismus" bei den politischen Eliten zurückzuführen ist. Dieser zeichne sich vor allem durch eine "immer kompromisslosere" territoriale Anspruchshaltung mit religiösem Hintergrund aus, erklärt der Kritiker. Im letzten Kapitel beleuchtet die Autorin vor allem die destruktive Rolle Netanjahus, so der Rezensent, der ihr zufolge als "Neozionist" und "Machtbesessener", die politische Spaltung des Landes bewusst ausnutzte und vorantrieb.
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