Susanne Riedel

Die Endlichkeit des Lichts

Roman
Cover: Die Endlichkeit des Lichts
Berlin Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783827004239
Gebunden, 319 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Ein einsiedlerischer Pilzspezialist und eine dichtende Quizshowmoderatorin verlieben sich ineinander - es beginnt eine Komödie aus Missverständnissen und höheren Wahrheiten. Leichtsinn und Schwerkraft treiben ihr Spiel mit den beiden Liebenden. Susanne Riedel lässt zwei äußerst gegensätzliche Menschen zueinander finden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.12.2001

Ganz hingerissen ist Iris Radisch von diesem für sie unter die originellsten Bücher der neueren deutschsprachigen Gegenwartsliteratur rechnenden Liebesroman. Und gibt sich damit als Leserin ohne Rechenschieber zu erkennen. Anders gesagt: Wenn in diesem Buch ein Haus wie eine "glitzernde grüne Weintraube" an einer Flussbiegung liegt, wenn der Autor die Posthornschnecken bei Nacht hörbar atmen lässt, verursacht ihr das kein Unbehagen, sondern lässt sie verzückt an Eichendorff denken. Dabei scheitert das Personal des Romans gerade daran: Der Versuch einer "poetischen Existenz", diese romantische Reminiszenz im Medienzeitalter, missglückt, "und es darf gelacht werden". Die Autorin aber "vollbringt" es; sie versöhnt das Banale mit dem Poetischen (abgesehen von einigen Eliot- und Sexton-Zitaten, die, wie Radisch schreibt, den reibungslosen Romanverlauf stören). "Sie verwandelt, was sie berührt, sie ist botanisch gelehrt, kosmisch geschult, schnoddrig und bildreich, manchmal bis zur Schmelzgrenze kitschig ... immer überraschend, immer geistreich und lakonisch, in jedem Fall: mit Begabung gesegnet".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.12.2001

Angelika Overath hält den Roman von Susanne Riedel für ein "erstaunliches Buch", mit "atemberaubenden Passagen" - jedenfalls dort, wo die Lebenserfahrung von Susanne Riedel durchscheint. Im Zentrum der Handlung stehen Alakar, der dichtende "Antityp", der zum "Tele-Fun-Star" aufsteigt, und die Medienfrau Verna, die nach einem emotionalen Ausbruch ihren Job verliert, erzählt Overath. Die sichtlich von der Figurenkonzeption beeindruckte Rezensentin hält sich lange bei der Beschreibung der detailgenau gestalteten Charaktere auf. Kritisch merkt sie an, dass die zahlreichen, von der Autorin hergestellten Bezüge zwar durchaus intelligent ausgewählt und "mechanisch ausgeklügelt" seien, aber doch in ein reines Spiel der Anspielungen "ausarten" würden, das dem Leser den Text nicht zugänglicher mache, im Gegenteil. Überfrachtet mit Symbolen und Zitaten, urteilt Overath. Als die beiden Hauptfiguren zueinander finden, bricht der eigentliche Höhepunkt des Romans in sich zusammen, die Liebestiraden klingen nur noch nach "mäßigem Benn" und "schlechtem Rilke", was die Kritikerin äußerst Schade findet angesichts der Begabung der Autorin. Radikales Kürzen, rät sie Susanne Riedel an.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.09.2001

Weniger wäre sicher mehr gewesen, so Eberhard Falcke über Riedels Roman. Der Hauptstrang der Handlung lässt Medienkritik vermuten. Ein Liebhaber und Kenner von Gedichten und Pilzen trifft in einer Fernsehratesendung auf seine Lieblingsmoderatorin. (Überflüssig zu sagen, dass beide hochgradig gebildete, sensible und neurotische Menschen sind.) Trotz großer gegenseitiger Anziehung gibt es einen Riesenkrach, da er sich nicht an die Rateregeln hält. Die Folge: Sie fliegt aus dem Sender, er bekommt ihren Posten und rezitiert künftighin Gedichte! Jedoch: "Scherz, Satire und Ironie sind Riedels Sache nicht." Also keine Mediensatire, sondern nach Falckes Meinung eine "affektiv aufgeladene, mal zerfranste, aber immer effektsüchtige Prosa" in einem "hochtourigen Leerlauf".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.08.2001

Martin Schmitt hat dieses Buch offenbar mit großem Vergnügen gelesen, ihm gefällt die Ironie und der Sarkasmus, gleichzeitig findet er auch Geschmack an den Abgründen und der Tatsache, dass hier "alles verschrotet wird, was Menschen so von sich geben, wenn sie über das Leben und die Liebe reden oder schreiben". Allerdings kann sich der Rezensent auch vorstellen, dass nicht jeder am Schreibstil der Autorin Gefallen finden wird. So sei der Roman doch sehr vom Jargon, der Mentalität und den Befindlichkeiten der heute etwa Vierzigjährigen geprägt. Insgesamt zeigt sich Schmitt jedoch sehr davon angetan, wie es der Autorin gelingt, so unterschiedliche Welten wie die von Fernsehquiz-Shows, einsamen Dichtern auf Sinnsuche, Psychotherapie, Lyrik und Literatur zu einer "völlig dissonanten, vielstimmigen Kaskade von Worten und Bildern (zu) verschmelzen".
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