Stephan Lehnstaedt

Der vergessene Sieg

Der Polnisch-Sowjetische Krieg 1919/1921 und die Entstehung des modernen Osteuropa
Cover: Der vergessene Sieg
C.H. Beck Verlag, München 2019
ISBN 9783406740220
Kartoniert, 221 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Der Polnisch-Sowjetische Krieg 1919-1921 ist die Urkatastrophe des osteuropäischen 20. Jahrhunderts. An seinem Ende stand eine labile Friedensordnung, deren Spannungen selbst durch den Zweiten Weltkrieg nicht aufgelöst werden konnten. Bis heute streiten die osteuropäischen Staaten um nationale Minderheiten und historische Grenzen - und der gegenwärtige Konflikt in der Ukraine wirkt geradezu wie eine Neuauflage der Kämpfe von vor einhundert Jahren.
Nachdem polnische Truppen 1919 Kiew, Minsk, Wilna und große Teile des europäischen Russlands besetzt hatten, konnte die vom heimischen Bürgerkrieg geschwächte Rote Armee zurückschlagen, die Ukraine erobern und erst vor Warschau mit knapper Not aufgehalten werden. Es war Józef Pilsudskis "Wunder an der Weichsel", das heute so gerne als Rettung Europas vor dem Bolschewismus interpretiert wird.
Doch damals ging es nicht um einen Konflikt zwischen Zivilisation und Barbarei, sondern um handfeste imperiale Ambitionen weit über Polen und Russland hinaus: Hunderttausende toter Soldaten und Zivilisten waren in ganz Osteuropa zu beklagen, riesige Landstriche wurden verwüstet, und wieder einmal sah man in den Juden die Ursache allen Übels.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.01.2020

Cord Aschenbrenner erkennt die Wurzeln heutiger Konflikte in Ostmitteleuropa mit Stephan Lehnstaedts Arbeit. Empfehlenswert erscheint ihm das Buch schon deshalb, weil es nicht wie sonst bei deutschen Historikern üblich, vor allem auf Russland blickt, wenn er die Jahre 1919/20 betrachtet, sondern auf die Ambitionen Polens und der Ukraine. Lehrreich findet Aschenbrenner die Ausführungen im Buch über den polnischen Truppenführer Jozef Pilsudski, der an der Weichsel die Rote Armee besiegte und von einem Großpolen träumte.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.09.2019

In einer knappen Besprechung würdigt Jens Jessen das Buch des Berliner Historikers und Professors für Holocaust-Studien Stephan Lehnstaedt. Mit der ihm typischen großen Geste verweist Jessen darauf, wie wenig Wissen und Neugier über die Geschichte Mitteleuropas hierzulande herrsche, insbesondere über die moderne Geschichte Polens und der Ukraine. Er betont, wie nötig historische Kenntnisse wären, um auch die aktuelle Situation zu verstehen. Die Komplexität polnisch-ukrainischer Beziehungen hat sich, so lernen wir, zu einem großen Teil in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg geformt, in ebenjenen Jahren also, die der Titel bereits angibt. Und es stimmt natürlich, dass von dem wechselweise von der Roten Armee, von Weißgardisten, polnischen und ukrainischen Truppen besetzten Kiew, den im Hintergrund wirksamen Nationalismen und der deutschen Nachhilfe darin kaum einer etwas weiß. Mit diesem Buch, so Jessen, ist dem gründlich abzuhelfen.