Sigrid Nunez

Sempre Susan

Erinnerungen an Susan Sontag
Cover: Sempre Susan
Aufbau Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783351038496
Gebunden, 141 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anette Grube. Von der Autorin des Bestsellers "Der Freund" erscheinen jetzt die autobiografischen Erinnerungen an ihre Zeit mit Susan Sontag. Frühling 1976 in New York City: Sigrid Nunez, gerade mal 25 Jahre alt, träumt davon, Schriftstellerin zu werden, als Bob Silvers von der New York Review of Books ihr einen Job vermittelt: Sie soll einer bekannten Autorin, die ein paar Straßenecken weiter auf der Upper Westside wohnt, bei der Korrespondenz helfen. Wenig später sitzt Nunez am Küchentisch von Susan Sontag und tippt auf deren Schreibmaschine, was Susan ihr diktiert. Sie lernt die glamouröse Denkerin aus nächster Nähe kennen, verliebt sich in deren Sohn David und zieht schließlich bei den beiden ein. Ein Erinnerungsbuch, in dem Sigrid Nunez über die vielleicht prägendste Begegnung ihres Lebens schreibt und ein privates Porträt von Susan Sontag entsteht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.12.2020

Rezensentin Andrea Köhler hat Susan Sontag noch selbst kennengelernt in New York und eine Ahnung davon erhalten, wie schwierig sie als Mensch sein konnte. Das heben natürlich auch die beiden Bücher hervor, die sich der großen Intellektuellen und Schriftstellerin auf unterschiedliche Art annähern und die Köhler nur bedingt empfehlen kann. Denn so genau wie Sigrid Nunez in ihren Erinnerungen von Sontags persönlichen Fehlern und Schwächen berichtet, will die Rezensentin es gar nicht wissen. Nunez war als Zwanzigzährige mit Sontags Sohn David Rieff liiert und schildert Sontag vor allem als dominante und besitzergreifende Mutter. Allerdings spürt Köhler bei Nunez auch Verbundenheit und Bewunderung für Sontag, weswegen ihr sie nicht den Vorwurf des Revanchismus machen möchte. 

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Der Rezensentin Marie Schmidt zufolge ist es Sigrid Nunez gelungen, ein zugleich eindrucksvolles und rührendes Charakterbild von Susan Sontag zu vermitteln. Die Intellektuellenikone, bei der die Autorin zeitweise wohnte, weil sie mit ihrem Sohn zusammen war, erscheint hier in aller Härte, so die Kritikerin. Dass Nunez trotzdem um sie trauert, macht für Schmidt die Größe des Buchs aus.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2020

Susan Sontag war nicht nur eine Intellektuelle, sie war auch eine Marke, die sich genau zu inszenieren wusste - mit der richtigen Sonnenbrille, der weißen Haarsträhne, der Rock'n'Roll- und Punk-Attitüde, das weiß auch Rezensentin Susanne Mayer. Dennoch stimmt es sie etwas melancholisch, dass Sigrid Nunez' Buch Sontag zu einer ganz und gar mitleidlosen Gestalt abstempelt, böse, "weinerlich, schrill". Sie kann kaum glauben, dass dieselbe Autorin in "Der Freund" so zärtlich über ihre Dogge Apollo schreiben konnte. Warum diese Ressentiments, fragt die Kritikerin, die zu gern gehört hätte, was Sontag heute den Covid-Leugnern antworten würde.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.09.2020

Rezensentin Shirin Sojitrawalla liest Sigrid Nunez' Erinnerungen an ihr Zusammenleben mit Susan Sontag als zweischneidige Liebeserklärung. Dass die Autorin kein Blatt vor den Mund nimmt und Sontag in ihrer intellektuellen Größe wie in ihrer menschlichen Zwergenhaftgkeit beschreibt, findet Sojitrawalla bemerkenswert. Die Leserin lernt Sontags Extravanganzen kennen, ihre chronische Unpünktlichkeit wie ihre Unangepassheit, ihre Launen wie ihre Trauer, so Sojitrawalla. "Sie war so New York", erkennt die Kritikerin hier. Dass die Autorin dabei ebensoviel über sich selbst verrät, macht das Buch zu einer Art Doppel-Memoir, meint die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.09.2020

Für den Rezensenten Arno Widmann gehört Sigrid Nunez' Buch zum Besten, was über Susan Sontag geschrieben wurde. Die Erinnerungen der Autorin an eine Zeit des Zusammenlebens mit Sontag und deren Sohn David Rieff sind zudem angenehm kompakt, lässt der Rezensent durchblicken. Das Buch erschien im US-Original bereits 2011, weiß Widmann. Das ändert nichts an seiner Unterhaltsamkeit und Großartigkeit, findet er, etwa wenn Nunez berichtet, wie und warum Sontag Frauen mit Handtaschen so sehr verachtete.