Roy Porter

Wahnsinn

Eine kleine Kulturgeschichte
Cover: Wahnsinn
Dörlemann Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783908777069
Gebunden, 240 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Christian Detoux. Roy Porter erzählt in dieser kleinen Kulturgeschichtge des Wahnsinns - in einem Bogen, der sich von Antike bis in die Gegenwart spannt - von den sich radikal verändernden Auffassungen von Wahnsinn, vom Umgang mit den Kranken und den Bemühungen, sie zu heilen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.07.2005

Eine "kleine" Kulturgeschichte des Wahnsinns zu schreiben sei waghalsig, zeigt sich Rezensent Rainer Erlinger von Anbeginn neugierig skeptisch. Nur einer vom Kaliber des Medizinhistorikers Roy Porter, der vor seinem frühen Tod als "publizistisches Wunderkind" gegolten habe, könne so etwas versuchen. Schon im Vorwort schränke Porter seine Untersuchung auf "Kernfragen" ein: Wen bezeichnete man von der Antike bis heute als wahnsinnig? Welche Ursachen wurden und werden angenommen? Welche Heil- beziehungsweise Kontrolltechniken angewendet? Bei den wichtigen Kapiteln über die Entstehung der Psychiatrie und über die Psychoanalyse, bedauert der Rezensent, blicke Porter nur selten auf die Entwicklung jenseits der britischen Insel. Zudem zeige sich in diesem letzten Teil die Kehrseite des "zentralen Kunstgriffs", selbst da pauschal von "Wahnsinn" zu schreiben, wo die Psychiatrie schon sehr wohl Unterschiede mache. "Unbekümmert" nennt der Rezensent einen solchen "Umgang mit den Begriffen". An manchen Stellen kann Erlinger aber auch Fehler in der grundsätzlich "ansprechenden" Übersetzung nachweisen. Unter dem Strich sei diese "kleine Kulturgeschichte" ziemlich komisch, meisterhaft erzählt und deshalb all jenen zu empfehlen, die "Interessantes und Anekdotisches unterhaltsam" erzählt bekommen möchten, etwa die Geschichte des Schriftstellers Nathaniel Lee, der, wie Erlinger zitiert, nach seiner Einweisung ins Irrenhaus gesagt haben soll: "Sie nannten mich verrückt, und ich nannte sie verrückt, und verdammt noch mal, sie haben mich überstimmt."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.06.2005

Angetan zeigt sich Rezensent Robert Jütte von Roy Porters Kulturgeschichte des Wahnsinns. Er folgt Porters Darstellung der Ansichten und Theorien über den Wahnsinn durch die Jahrhunderte, von den Mesopotamiern und Babyloniern über Hippokrates, das Christentum, zu Descartes und Freud. Wie Jütte berichtet, lässt Porter sowohl Standpunkte zu Wort kommen, nach denen Wahnsinn als eine soziale Konstruktion erscheint, also auch solche, die den Wahnsinn auf ein organische Basis zurückführen. Jütte hebt hervor, dass es Porter aber nicht nur um eine Ideengeschichte des Wahnsinns geht. Als Sozialhistoriker interessiere er sich auch für den gesellschaftlichen Umgang mit Menschen, die als "geistesgestört" gelten. "Besonders lesenswert" findet Jütte dabei das Kapitel mit Selbstäußerungen von "wahnsinnigen" Patienten.
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