Roland Reichen

Auf der Strecki

Cover: Auf der Strecki
Der gesunde Menschenversand, Luzern 2020
ISBN 9783038531043
Gebunden, 128 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

An der Strecke, am Formel-1-Rennen in Monza, da bekommt man natürlich kaum was zu sehen mit den Billets von Passion Reisen Steffisburg. Da sind die Karten ebenso ungleich verteilt, wie wenn es darum geht, wer auf der Strecki bleibt. In zwölf "Bitzen" erzählt Roland Reichen Geschichten einer Familie, die zurücksteht. Hinterwäldlerisch, geplagt, zuweilen aufmüpfig ist der Clan. Seine Abstammungsgeschichte gründet im Hühndliwald. Viele Erwartungen und noch mehr satte Enttäuschungen, Drogen, alltägliche Gewalt und eine schonungslose Komik verbinden sich zu einer aberwitzigen Unterschichten-Familiensaga. Wie in den vorangegangenen Büchern "aufgrochsen" und "Sundergrund" sind Reichens Figuren unterprivilegiert, bevormundet, ausgestoßen; und hier wie da besteht die aufrührerische Geste der Literatur darin, den Figuren eine Stimme zu geben, und sei sie noch so holprig, noch so ungeschliffen, noch so unrecht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2020

Rezensentin Katharina Teutsch lernt wie Tarantino auf Berndeutsch klingt und mehr in diesem Roman von Roland Reichen. Wie in einem "Binihaus" (hochdeutsch: Bienenhaus) fühlt sich die Kritikerin in den zwölf lose zu einem Roman verknüpften Erzählungen, in denen sie einem nicht näher benannten Ich-Erzähler durchs Berner Drogenmilieu und Prekariat folgt, von Gewalt, "Maloche, Arbeitslosigkeit und Frühinvalidität" liest und vieles derart plastisch beschrieben bekommt, dass sie den Fäkalgeruch vernehmen und den Ekel kaum unterdrücken kann. Während der Lektüre muss Teutsch gelegentlich an Filme von Ulrich Seidl denken: Auch bei Roland Reichen können "schrullige Eigenheiten" schnell in "Gewaltorgien" ausarten, meint sie. Wie der Autor Bern- und Hochdeutsch zu einem ganz eigenen "musikalischen" Sound mixt, gefällt der Rezensentin gut.
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