Richard Rorty

Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen

Cover: Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518121498
Taschenbuch, 87 Seiten, 8,64 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Christa Krüger und Jürgen Blasius. Mit einem Kommentar von Albrecht Wellmer.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.11.2000

Einen "Streifzug" nennt René Aguigah seine Besprechung der drei jüngst auf deutsch erschienenen Essaybände "Wahrheit und Fortschritt", "Philosophie & die Zukunft" und "Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen" des Amerikaners Richard Rorty. Und wie es sich für einen Streifzug gehört, kommt nicht alles, was vorhanden ist, auch zur Sprache. So widmet der Rezensent dem schmalsten der drei Bücher mit dem sperrigen Titel "Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen" gerade mal einen Absatz, Rortys Definition des Philosophen wiedergebend - das war`s. Bei "Philosophie & die Zukunft", dem thematisch am weitesten ausgreifenden der drei Bücher, gibt es immerhin was am Lektorat und an der Übersetzung zu beanstanden: "lax" seien diese, so Aguigah angesichts gestraffter Sätze und der einen oder anderen Absatz- bzw. Sinnverschiebung; lesenswert allerdings findet er die Texte dennoch. Das gleiche gilt für den umfangreichen Band "Wahrheit und Fortschritt": Obschon kein "Buch aus einem Guss", wie Aguigah feststellt, den die vielen Wiederholungen irritiert haben, blieben die Essays als Einzelstudien allemal interessant. Der Rest ist einfach Rorty: "von detailversessener Repetition bis zu chauvinistischem Pathos, vom breit grinsenden Humor... bis zu einer Art Parlamentsrhetorik" - erklärt Aguigah.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.10.2000

Thorsten Jantschek geht dem Gedankengerüst dreier Neuerscheinungen des amerikanischen liberalen Rhetors und Philosophen Richard Rorty auf den Grund. Es handelt sich um:
1. "Philosophie & die Zukunft", erschienen bei Fischer, in dem Rorty sich an ein breiteres Publikum wende und in seinen Reden "lustvoll" die "Entprofessionalisierung" (Rorty) der Philosophie vorexerziere sowie
2. "Wahrheit und Fortschritt", erschienen bei Suhrkamp, einer 500-seitigen Sammlung "subtiler akademischer Diskurse" und Kontroversen mit Hilary Putnam, John Searle, Charles Taylor und anderen.
3. Das Bändchen mit dem langen Titel "Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen" ist mit 87 Seiten auch das kürzeste. Mehr ist dazu vom Rezensenten nicht zu erfahren.
Da sich Rortys Argumentation gleichermaßen durch alle drei Bücher zieht - es geht hier schließlich um Rhetorik -, geht der Rezensent nur am Rande auf die konkreten Titel ein. Grundsätzlich erteile Rorty der platonischen Wahrheitssuche ebenso wie dem Empirismus eine Absage, schreibt Jantschek. Seine philosophische Kunst bestehe darin, die großen Fragen nach der Wahrheit zu verscheuchen "wie lästige kleine Fruchtfliegen", von denen aber anzunehmen sei, dass sie gleich wiederkehrten. Rorty wisse nämlich, dass Fragen nach einer allgemeinen Wahrheit dem Wesen des Menschen entsprächen. Deshalb versuche er, nach ihrem Nutzen zu fragen und ein neues Vokabular für die wirklichen politischen, sozialen und ästhetischen Bedürfnisse des Menschen zu finden. Auch wenn der Rezensent Rorty moralphilosophische Widersprüche nachweist, etwa hinsichtlich der Tolerierung eines theoretischen Fundamentalismus, kann er sich doch seine Bewunderung nicht versagen. Rorty räume mit einem alten Vorurteil auf, denn seine "Rhetorik zielt darauf ab, die Welt zu verändern, indem man sie neu interpretiert", schreibt Jantschek. Auch wenn Jantschek Rorty schließlich einen "smarten Schmuseliberalen" nennt, stellt er sich vor, dass Karl Marx durch dessen "Wandel durch Neuinterpretation-Dialektik" (Rorty) immerhin verwirrt wäre, während Sokrates daran sicherlich einen "Heidenspaß" gefunden hätte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.07.2000

Uwe Justus Wenzel bespricht den Band zusammen mit dem im Fischer-Taschenbuchverlag erschienen Band "Philosophie & die Zukunft" des gleichen Autors.
Ganz einig wird sich Wenzel in seiner zart ironischen Kritik dabei nicht über seinen Philosophen. Zunächst stellt er fest, dass wohl keine Disziplin derart mit ihrem eigenen Tun beschäftigt ist wie die Philosophie, dass diese Selbstbefasstheit im Moment auch noch eine besondere Konkjunktur hat und dass Rorty wohl als einer ihrer prominentesten Vertreter gelten muss. In beiden Bänden reflektiert Rorty nach Wenzel über die Rolle des Philosophen und kommt dabei zu scheinbar gegensätzlichen Ergebnissen. In "Philosophie & die Zukunft" beschreibe er den Philosophen als einen Advokaten seines Auftraggebers, der sich mit großer Skepsis über sein eigenes Vermögen und als "lässlicher Pragmatiker" auf die Höhe der gesellschaftlichen Fragen - und also in ihre Niederungen - begeben müsse. Im Essay "Die Schönheit, die Erhabenheit und die Gemeinschaft der Philosophen" dagegen bestehe er auf der Eigenständigkeit der Philosophie. Zwischen diesen beiden Polen empfinde Rorty eine Spannung, die die Philosophie in beständigem Pendelschlag aufrecht zu erhalten habe. "Ein recht schlichtes kulturphilosophisches Schema", findet Wenzel.