Raoul Schrott

Weißbuch

Cover: Weißbuch
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446205406
Gebunden, 157 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Nach "Hotels" und "Tropen" der neue Gedichtband von Raoul Schrott: Gedichte über die Liebe. Eingetragen in ein Logbuch der Reisen zur See und zu Land und geschrieben in einer ebenso kunstvollen wie leichtfüßigen Sprache. Raoul Schrott zeigt, wie spannend und voller Geschichten Gedichte sein können. So dass man mit ihnen eine ganze Welt in der Tasche hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2004

Rezensent Wulf Segebrecht ist beeindruckt: Wieder einmal erweist sich Raoul Schrott als "hochgebildeter Globetrotter", der seine Beobachtungen in "einzigartige" Gedichte verwandelt. Nur manchmal scheint es ihm, es gebe etwas zu viel "Bedeutungszuweisungs-Lust" bei Schrott. Er hat seine Gedichte nach Motti zu Petrarcas Trionfi gegliedert. Außerdem datiert und mit Ortsangaben versehen, daneben stehen tagebuchartige Notizen, die dem Leser die "faszinierende Gelegenheit" bieten, die Aufzeichnungen des Augenblicks mit den dichterischen Gestaltungen zu vergleichen. Und schließlich sind die Gedichte noch nach "stofflich-thematischen" Gesichtspunkten geordnet. Alles sehr eindrucksvoll, aber ein wenig schadet es auch "ihrer Erscheinungsform", findet Segebrecht. Schrott "trocknet die Gedichte aus zu bloßen Exempeln eines holistischen Denkens, dem alles heilig, erhaben, wert und vor allem bedeutend ist, was sich von alten Zeiten, Riten, Sprüchen herleitet". Dass die Dame seines Herzens den Dichter erhört hat, kann Segebrecht dennoch gut verstehen. Denn niemand schreibe zur Zeit "so charmante, zugleich drängende und selbstironische, heitere Liebesgedichte" wie Raoul Schrott.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.12.2004

In seinem jüngsten Werk "Weißbuch" überschreitet Raoul Schrott sämtliche Gattungsgrenzen, indem er Gedichte, poetische Reflexionen, Kommentare und Tagebuchartiges nebeneinander stellt, erklärt Michael Buselmeier. Er charakterisiert Schrott als rastlosen, von "Ehrgeiz und Forschungslust" angetriebenen "Sprachweltreisenden", dem es in seinem Buch um die "Einheit von Poesie und Wissenschaft" zu tun ist, wobei er unter Wissenschaft auch durchaus Naturwissenschaft versteht, wie der Rezensent betont. Der Autor hat sich somit ein "gewaltiges Arbeitsprogramm" vorgenommen und mitunter, so glaubt Buselmeier, hat er sich daran auch "übernommen". So bleibt in diesem Werk, in dem Schrott nach eigenem Bekunden "das Heilige, die Jagd und die Liebe" zum Thema macht, "manches unverständlich" und einige sprachlichen Wendungen findet der Rezensent ziemlich "verquer", auch kann er es sich nicht ganz verkneifen, auf unschöne "Genitivmetaphern" zu verweisen. Zudem ist dem Rezensenten aufgefallen, dass der Autor ganz gern mit seinen "phänomenalen Kenntnissen" und seinem "Universalwissen" glänzt. Trotzdem betont er, dass Schrott "ruhige und poetische" Sprachbilder von "starker Leuchtkraft" geschaffen hat, die demonstrieren, dass der Autor bei allem schwer Entschlüsselbaren, das seinen Text mitunter verschleiert, um "sinnliche Konkretion" bemüht ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.11.2004

Raoul Schrott ist kein "Allerweltsdichter", das steht schon mal fest. Als "poetischer Kosmopolit", so Rezensent Jandl, erweist er sich auch in seinem neuesten Gedichtband, denn da kommen der Dichter und der Leser wieder weit rum: Inseln, Berge, Samarkand, Havanna, Paris, Berlin. Und zwar auf der Suche nach dem Heiligen, dem dieser neue, auch theoretische Erwägungen umfassende Band gewidmet ist. Gesucht wird es vor allem in der Leere, aber auch an "ausgewählten Stellen im Kosmos", wo es sich manifestieren soll. Manifestiert es sich? Mal mehr, mal weniger, scheint die Antwort des Rezensenten zu lauten. Wenn "die Städte so fern wirken wie archäologische Ruinen", dann fühlt sich Jandl mit der sonst etwas ostentativ vorgetragenen Gelehrsamkeit versöhnt. Wenn Schrott freilich das Heilige der Erotik im Gewählten sucht und im Klischee findet, dann ist's auch wieder vorbei. Mit der Kunst, dem Heiligen - dabei erweise sich Schrott nämlich eher als weit gereister "Allerweltsdichter".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.10.2004

Was nun - wie vom Klappentext angekündigt - "gänzlich unerwartet" sein soll, an diesem neuen Gedichtband von Raoul Schrott, das kann der Rezensent Thomas Kraft leider nicht sagen. Finden sich doch mal wieder die von diesem Autor vertrauten Themen, "Tod, Hunger, Ewigkeit, Reinheit, Liebe, Jagd und Zeit", dies alles mit dem stets nur andeutenden Verweis auf das dem Irdischen und Oberflächlichen Transzendente. Auch der "poeta doctus" Schrott kommt wieder ausführlich zu Wort, das Material entstammt den Wissenschaften, den Literaturen aus aller Herren Länder, dann aber immer wieder ernüchternd auch der Lebenswelt. Der Rezensent findet das alles zwar manchmal ein wenig "anstrengend", meint aber, das sei dann wohl seine Schuld und will auf den Dichter und "seine poetischen Grenzerforschungen und -verschiebungen" nichts kommen lassen.
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