Rainer Merkel

Bo

Roman
Cover: Bo
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2013
ISBN 9783100484444
Gebunden, 688 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Eigentlich sollte Benjamin von seinem Vater abgeholt werden. Aber stattdessen steht der Dreizehnjährige mitten in der Nacht allein am Flughafen von Monrovia. Ohne Pass und Gepäck, aber mit einem fremden Mantel, in dessen Taschen dicke Geldbündel stecken. Auf dem Weg in die Stadt wird er von zwielichtigen Gestalten verfolgt und steht plötzlich vor dem gleichaltrigen Bo und der wohlstandsverwöhnten Brilliant. Haben sie ihn schon erwartet? Rainer Merkel, dessen letzter Roman auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, erzählt uns mit waghalsiger Leichtigkeit eine Reise durch die afrikanische Welt und das Erwachsenwerden, eine rasante Road-Novel in unsere unbekannte Gegenwart. Auf der Suche nach seinem Vater lernt Benjamin, wie man über sich hinaus wächst, und erlebt ein mitreißendes Abenteuer fürs Leben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.04.2013

Es kommt Antje Weber vor wie eine Ewigkeit, seit Rainer Merkel sich als Autor von Erwachsenen-Romanen einen Namen gemacht hat, "Bo" jedenfalls richtet sich an ein jüngeres Publikum. Benjamin soll seinen Vater besuchen, der in Liberia als Entwicklungshelfer arbeitet, doch auf dem Flug wird ihm die Tüte mit seinem Reisepass geklaut und er ist plötzlich im Besitz eines Mantels voller Geldscheine, berichtet die Rezensentin. Auf der Suche nach seinem Vater trifft er in einem Slum auf den blinden Jungen Bo, der ihm Freund und Führer wird, und gemeinsam mit dem Mädchen Brilliant, das seine Hilfe anbietet, machen sie sich auf den Weg. Das Buch hat seine Stärken, findet die Rezensentin. Merkel arbeitet wenig mit Klischees, vermeidet Zuschreibungen aufgrund der Hautfarbe und problematisiert nebenbei noch die Entwicklungsarbeit ein wenig. Weber hätte sich nur gewünscht, dass Merkel diese Punkte nicht immer wieder aufs Neue verdeutlichen würde, und angesichts der Wiederholungen wundert es sie wenig, dass das Buch immerhin siebenhundert Seiten auf die Waage bringt. Ein wenig erzählerische Effizienz hätte nicht geschadet, findet sie.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.03.2013

Nicht weniger als die Neuerfindung eines Schriftstellers hat Florian Kessler mit diesem Roman von Rainer Merkel erlebt. Kannte er ihn bisher als einen der "interessantesten schlechten Erzähler", der  seinen Romanen standhaft Inhalt, Esprit oder Linearität verweigerte, so erlebt der Rezensent nun einen Autor, der sich auf die Wirklichkeit einlässt, Figuren erfindet und sie in eine richtige Geschichte schickt. Möglich gemacht hat dieses Wunder offenbar Merkels Aufenthalt in Liberia, wo er als Psychiater für Cap Anamur gearbeitet hat. Hier, in Liberia, lässt er auch seinen Roman spielen, der drei Kinder aufeinandertreffen lässt: Benjamin, den Sohn eines Entwicklungshelfers, Brilliant, die "Zimtzicke" aus der Upperclass und Bo, den blinden Waisen. Richtig fabulieren kann Merkel auf einmal, freut sich der Rezensent, der deshalb über einige bemühte Klischees gern hinwegsieht, und dem Roman attestiert, "Bauch und Hirn" zu haben.