Philipp Meyer

Rost

Roman
Cover: Rost
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2010
ISBN 9783608938937
Gebunden, 464 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Frank Heibert. In einer schönen, aber sterbenden Stadt der Stahlindustrie in Pennsylvania lebt Isaac. Er ist der klügste Junge der Stadt, aber nachdem seine Mutter Selbstmord begangen hat, muss er sich um seinen kranken Vater kümmern. Als seine Schwester diesen hoffnungslosen Ort verlässt, will auch Isaac weg. Selbst sein bester Freund, der bullige Billy Poe, kann ihn nicht daran hindern. Doch am Tag seiner Abreise geschieht etwas, das das Schicksal der beiden Freunde für immer verändern wird und die Loyalitäten zwischen ihnen, ihren Lieben und Familien und der gesamten Stadt auf die Probe stellt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.01.2011

Einen "großen Neo-Steinbeck-Roman" sieht Rezensent Thomas Winkler in Philipp Meyers "Rost". Angesiedelt in einem Tal in Pennsylvania, in dem einst die Stahlindustrie blühte, jetzt aber nur noch Arbeitslosigkeit und Depression herrschen, erzähle der Roman von der "Verzweiflung des Individuums" im Zeitalter kapitalistischer Profitmaximierung. Wie Meyer zwischen seinen Hauptfiguren wechselt, die nur weg wollen aus ihrem Tal, aber es nicht schaffen oder zurückkommen und resignieren, findet er überaus kunstvoll. Allerdings scheint ihm der Gegensatz von deprimierend kapitalistischer Gegenwart und der guten alten Zeit, den Meyer zeichnet, bisweilen nicht ganz zu behagen. Manche Figur in diesem Roman klingt für ihn gar wie ein "SPD-Hinterbänkler". Andererseits bescheinigt er dem Werk einen "grimmigen Realismus", der ihn an John Steinbeck erinnert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2010

Philipp Meyers Debütroman hat bei Rezensent Ulrich Baron tiefen Eindruck hinterlassen. "Rost" erzählt für ihn vom Leben in einer einstigen Stahlarbeiter-Region in den USA, vom Versuch eines Aufbruchs aus der Provinz und letztlich auch vom Ende des amerikanischen Traums, genauer vom "mühseligen, schmerzhaften Erwachen aus diesem Traum". Baron hebt die wechselnden Schilderungen von Innenperspektiven und großartigen Naturbildern hervor, die die Handlung immer wieder inne halten lassen und die Schönheit der Natur beschwören. Spannung und Dramatik bezieht der Roman für ihn aus den Verstrickungen zweier Freunde, des hochbegabten Isaac, der weg will zum Studieren, aber versehentlich einen Landstreicher umbringt, und des Naturburschen Billy Poe, der trotz Sportlerstipendium bleiben will. Das Fazit des Rezensenten: ein "großer Roman zum langen Abschied von einer amerikanischen Lebensform".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2010

Rezensentin Angela Schader stellt den neuen Roman von Philipp Meyer vor, der nach dem Abbruch einer Karriere im Derivatehandel und zwei verunglückten literarischen Versuchen nun für "Rost" mit Lob und Preis überhäuft wurde, wie die Rezensentin erzählt. Der 1974 geborene Autor lässt in seinem Roman zwei ungleiche Freunde aus dem von wirtschaftlichem und sozialem Niedergang gedrückten fiktiven Buell im Westen Pennsylvanias - einst wichtiger Standpunkt der Stahlindustrie - die Folgen eines Mordes spüren: der eine auf der Flucht, der andere im Gefängnis, erfahren wir. Die Rezensentin bewundert Meyer für sein "Geschick", diese fesselnde Geschichte in den Rahmen desolater (Stadt-)Landschaft und Gesellschaft zu spannen. Die Charakterisierung der Figuren findet sie dafür nicht immer überzeugend: Faszinierend findet sie die Zeichnung des 21-jährigen Billy, einst Highschool-Baseballstar, der nun bestenfalls auf einen Billigjob hoffen kann. Klischeehaft und blass bleibt in ihren Augen aber der hochintelligente Freund Isaak mit seinen Ambitionen zum Astrophysiker, der sich gern als beinharter Held imaginiert. Und das Happy End, das der Autor in Aussicht stellt, findet Schader zwar sehr tröstlich, angesichts der Verhältnisse aber eher unwahrscheinlich.