Petros Markaris

Faule Kredite

Ein Fall für Kostas Charitos. Roman
Cover: Faule Kredite
Diogenes Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783257067934
Gebunden, 400 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Neugriechischen von Michaela Prinzinger. Die Morde an mehreren Bankern lassen die griechische Finanzwelt erzittern. Die Krise trifft inzwischen jeden, auch die, die sich in Sicherheit wähnten. Und Kommissar Charitos steckt mittendrin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.11.2011

So gerecht der Zorn auch sein mag, der hier über einen Banker und den Chef einer Rating-Agentur herniedergeht, Tobias Gohlis ist von diesem Krimi des Griechen Petros Markaris gar nicht überzeugt. Tatsächlich erscheint ihm der Plot sogar reichlich blutarm, was bei zwei abgeschlagegen Köpfen fast schon eine Kunst sein könnte, tatsächlich aber bei Gohlis den Ausdruck einer gewissen Ausgelaugtheit hinterlässt. Bei allem satirischen Witz und scharfsinniger Analyse erkennt Gohlis hier auf Volkstheater.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.08.2011

Beeindruckt zeigt sich Rezensent Andreas Fanizadeh nach der Lektüre von Petros Markaris Kriminalroman "Faule Kredite". Dabei ist es nicht einmal der äußerst aktuelle Mordfall des konservativen Kommissars Kostas Charitos, welcher den Kritiker derart eingenommen hat: hinter der Geschichte um einen Serienmörder, der in Athen einen Bankmanager, einen Hedgefondmanager, einen Ratingagenten und den Chef eines Inkassobüros enthauptet, entdeckt Fanizadeh noch "spannendere" Szenen. Aufstände "wildgewordener Rentner" und griechisches "Alltagsgenörgel" geben ihm erhellende Einblicke in die Folgen des Staatsbankrotts auf gesellschaftlicher Ebene. Und wenn Markaris das grotesk anmutende, symptomatische Athener Verkehrschaos beschreibt, hat sich der Rezensent zudem auch noch köstlich amüsiert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2011

Rezensent Achim Engelberg ist erstaunt: Petros Markaris sechster Roman um seinen Kommissar Kostas Charitos ist anders als die Vorgänger - vor allem aber ist "Faule Kredite" höchst aktuell. Kurz nach dem ersten Sparpaket in Griechenland und während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 werden ein pensionierter Bankchef, ein Banker, ein Mitglied einer Rating-Agentur und ein Gründer einer Inkassofirma auf mysteriöse Weise enthauptet. Charitos' Ermittlungen werden dabei nicht nur von den Demonstrationen in Athen begleitet, sondern auch durch politische Einmischungen behindert. Dank der überzeugenden Gestalten lese sich diese Geschichte nicht als drastische Rachefantasie, sondern gewinne durchaus Glaubwürdigkeit - auch, da Markaris von den Folgen der Finanzkrise auf privater Ebene berichte, wenn dem Kommissar selbst etwa die Sozialabgaben gekürzt werden. Nicht zuletzt durch die im Roman ausgesprochenen Wahrheiten sei Markaris zu einer moralischen Autorität des Landes geworden, so Engelberg.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2011

Mit seinem Krimi zur aktuellen Finanzkrise hat Petros Markaris ein kühnes Unterfangen begonnen, das Rezensentin Lena Bopp leider weder als Analyse der griechischen Situation noch als spannende Unterhaltung überzeugt. Der Fall, den Kommissar Charitos hier lösen muss, soll der erste Band einer "Trilogie der Krise" sein und der griechische Autor selbst hat eingeräumt, dass ihm zeitlicher und emotionaler Abstand fehlt, wie die Rezensentin mitteilt. Seine Zweifel sind dann auch berechtigt, stellt sie bedauernd fest, denn sie kann in dem Krimi nicht viel Erhellendes zur aktuellen Griechenlandmisere finden. Eine Serie von Morden in Bankerkreisen (sie werden enthauptet!) und Aufrufe zum Kreditboykott in der Zeitung werden vom Leiter der Athener Mordkommission zudem derart behäbig und schlicht angegangen, dass Bopp nicht wirklich gefesselt wird.
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