Peter Handke, Hermann Lenz

Berichterstatter des Tages

Briefwechsel
Cover: Berichterstatter des Tages
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783458173359
Gebunden, 459 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben und mit einem Nachwort von Helmut Böttiger, Charlotte Brombach und Ulrich Rüdenauer. Mit einem Essay von Peter Hamm. Der einundreißigjährige Peter Handke veröffentlicht 1973 in der Süddeutschen Zeitung eine "Einladung, Hermann Lenz zu lesen" und empfiehlt die Bücher des fast dreißig Jahre älteren Autors überschwenglich zur Lektüre: Er empfinde beim Lesen der Lenz'schen Bücher Glück. So unterschiedlich die beiden Schriftsteller in Naturell, Schreibvorstellungen und Selbstverständnis sein mögen, ihr sich daraus entspinnender Briefwechsel offenbart eine unverbrüchliche Verbindung von Schreibtisch zu Schreibtisch. Als Lesende können wir teilhaben am Entstehungsprozess ihrer Bücher - Lenz arbeitet an seinen autobiografischen Eugen-Rapp-Romanen, Handke tritt fast jedes Jahr mit einem neuen Buch hervor - und an ihren Lebensumständen, ihrem Alltag. Sie teilen die Schwierigkeiten, die sie mit den "Wirklichkeitsmenschen" haben, und die Liebe zum Gehen im Freien, zu Landschaften, zur Natur. Im Mai 1981 schreibt Handke: "Hier ist ein wunderbarer Tag, und ich saß bis jetzt fast nur draußen und versuchte, sein Berichterstatter zu sein." In Hermann Lenz hat er einen Vertrauten gefunden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.01.2007

Manfred Koch hat sich in den Korrespondenz-Band von Peter Handke und Hermann Lenz versenkt und darin so manche Spur von Handkes Poetik gefunden. Obwohl Handke den älteren Schriftsteller für eine größere Öffentlichkeit zugänglich machte und ihm damit zu Durchbruch und Erfolg verhalf, spricht aus seinen Briefen nicht der Gönner, genauso wenig wie Lenz sich in devoter Dankbarkeit zeigt, stellt der Rezensent erleichtert fest. Was Handke an Lenz so schätze, sei zugleich wichtiger Baustein seiner eigenen Werke, nämlich der neue Blick auch auf Unbedeutendes und deren Umsetzung in Sprache, erklärt Koch, den besonders die zwischen melancholischem und heiterem Ton schwankende Haltung von Hermann Lenz einnimmt, die aus dessen Briefen spricht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2006

Berührt zeigt sich Rezensent Friedmar Apel in diesem Briefwechsel zwischen Peter Handke und Hermann Lenz. Er erinnert an Handkes "Einladung, Hermann Lenz zu lesen" von 1973, die dem bis dato kaum beachteten Lenz zum Durchbruch verhalf, und den Beginn einer innigen Freundschaft zwischen den beiden Schriftstellern markierte. Der Briefwechsel dokumentiert für Apel das Entstehen dieser von gegenseitiger Bewunderung und Anteilnahme getragenen Freundschaft, die gelegentlich an "Lobhudelei" grenzte. Aufschlussreich findet er die Briefe auch im Blick auf die ähnliche Poetik der beiden Schriftsteller, ihre Präferenz für ein Erzählen, das auf genauen Beobachtungen und einer Darstellung des Sichtbaren besteht. Apel unterstreicht, dass der Band neben dem Briefwechsel auch Handkes "Einladung", seine Grabrede auf Hermann Lenz (1998), dessen Bericht über Begegnungen mit Handke sowie Essays von Peter Hamm und den Herausgebern Helmut Böttiger, Charlotte Brombach und Ulrich Rüdenauer enthält. Darum ist der Band für ihn "mehr als ein Zeitdokument", nämlich ein "sehr anrührendes Buch".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.11.2006

Angetan berichtet Rezensent Nico Bleutge über diesen Briefwechsel zwischen Peter Handke und Hermann Lenz. Handke hatte Lenz 1973 mit einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung zum Durchbruch verholfen, zwischen den beiden Schriftstellern entstand eine Freundschaft, die 25 Jahre bis zum Tod von Lenz 1998 währte. Als "Schule des Gehens und Sehens" betrachtet Bleutge die Briefe, die um das Schreiben, das Reisen, das genaue Beobachten kreisen und die eine geistige Nähe zwischen Handke und Lenz bezeugen. Er hebt Lenz? Bewunderung für Handkes Beobachtungsgabe sowie Handkes Würdigung von Lenz? musikalischem Schreiben hervor. Bei beiden sieht Bleutge die Suche nach Verwandten sowie die Sehnsucht nach Stille und Rückzug. Insgesamt hat ihn der Band eine angenehme Lektüre bereitet: "Locker gefügt sind diese Briefe, mit weichen Bildern und kleinen Anekdoten."
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.11.2006

Angetan berichtet Rezensent Nico Bleutge über diesen Briefwechsel zwischen Peter Handke und Hermann Lenz. Handke hatte Lenz 1973 mit einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung zum Durchbruch verholfen, zwischen den beiden Schriftstellern entstand eine Freundschaft, die 25 Jahre bis zum Tod von Lenz 1998 währte. Als "Schule des Gehens und Sehens" betrachtet Bleutge die Briefe, die um das Schreiben, das Reisen, das genaue Beobachten kreisen und die eine geistige Nähe zwischen Handke und Lenz bezeugen. Er hebt Lenz? Bewunderung für Handkes Beobachtungsgabe sowie Handkes Würdigung von Lenz? musikalischem Schreiben hervor. Bei beiden sieht Bleutge die Suche nach Verwandten sowie die Sehnsucht nach Stille und Rückzug. Insgesamt hat ihm der Band eine angenehme Lektüre bereitet: "Locker gefügt sind diese Briefe, mit weichen Bildern und kleinen Anekdoten."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.11.2006

Michael Rutschky erinnert zunächst daran, welch großes Geschenk Peter Handke dem Literaturbetrieb machte, als er mit einem furiosen Zeitungsartikel 1973 den still vor sich hinschreibenden Hermann Lenz zu einer literarischen "Notwendigkeit" machte. Nun kann sich Rutschky über den Briefwechsel freuen, den Peter Handke und Herrmann Lenz zwischen 1972 und 1998 geführt haben. Mit "Neugier und Anteilnahme" hat er ihn zur Hand genommen und mit großem intellektuellen Gewinn gelesen. Dabei, informiert Rutschky, spielen politische Ereignisse und Entwicklungen keine Rolle. Weder die RAF noch der Fall der Mauer noch die Kriege in Jugoslawien finden Erwähnung. Was er dem Band aber verdankt, ist, dem emphatischen Konzept des Lesens und des Schreibens, das beide Schriftsteller verband, näher gekommen zu sein.