Peter Bürger

Ursprung des postmodernen Denkens

Cover: Ursprung des postmodernen Denkens
Velbrück Verlag, Weilerswist 2000
ISBN 9783934730106
Broschiert, 190 Seiten, 19,94 EUR

Klappentext

Peter Bürger begreift das postmoderne Denken als Antwort auf die im Ersten Weltkrieg aufbrechende Krise der Moderne. Was diesem Denken seine Dynamik verleiht, ist die Auseinandersetzung mit den tragenden Kategorien der Moderne ? Subjekt, Arbeit, Fortschritt ?, die Hegel in der "Dialektik von Herr und Knecht" in einen konsequenten Zusammenhang gebracht hatte. Der dunkle Surrealismus antwortete darauf mit der Preisgabe des Subjekts, der Verweigerung der Arbeit und der Verwandlung der Welt in einen Raum von Möglichkeiten. Bürgers provokative Frage nach dem "Ursprung" des postmodernen Denkens beginnt bei der Hegelschen Philosophie des Todes, wie sie den französischen Intellektuellen vor allem durch Kojève vermittelt wurde, und untersucht die Rolle von Selbstmord, Opfer, Gewalt und Tod im politisch-ästhetischen Diskurs der dreißiger Jahre. Bürger zeigt, wie sich Bataille, Blanchot, Lacan, Foucault und Derrida im Kraftfeld dieses Denkens bewegen. Bürger zeichnet ein Bild der Postmoderne, in das die einander unversöhnlich gegenüberstehenden Positionen als Momente eingehen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.10.2000

Peter Bürger versucht in diesem Band, die Postmoderne durch den Blick auf ihre modernen Anfänge in "einem Kraftfeld zwischen Hegel und Surrealismus" neu zu situieren. Allerdings, so der Einwand der Rezensentin Britta Herrmann, rennt er dabei, nämlich mit dem Hinweis auf die Verwurzelung der Postmoderne in der Moderne, die eine oder andere offene Tür ein. Seine eigene Bestimmung der Postmoderne (gegen von ihm nicht näher benannte Auffassungen, die sie als "spielerisch heiter" definieren) bleibt, so ein weiterer Kritikpunkt der Rezensentin, unscharf. Dennoch will sie dem Buch seine Verdienste nicht absprechen: den Hinweis auf die "spezifische historische Konstellation" findet sie wichtig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.05.2000

In einer kurzen Besprechung lobt der Rezensent mit dem Kürzel "gon." Peter Bürgers "anregenden" Essayband, der einem wenig beachteten Thema gewidmet sei: dem Einfluss des "surrealistischen Impulses" auf die französischen Intellektuellen. Der provokative Argumentationsfaden reiche bis hin zu Foucault und Derrida, wobei am "ertragreichsten" wohl die "Reflexionen" über Georges Bataille seien.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.04.2000

Ihre Wiedergabe der Grundthesen von Bürger lässt Kersten Knipp in eine überraschende Folgerung münden. Sie wünscht nämlich, dass es dem Autor gelingen möge, "in diesem Sinn auch eine entspannte postmoderne Politik populär zu machen". Überraschend ist dieses Ergebnis, weil die Rezensentin in ihrem Abriss zunächst vor allem die "finsteren Seiten der frühen postmodernen Regungen" würdigt, die Bürger in den Reaktionen auf den Ersten Weltkrieg ausmacht. Seine Gewährsmänner sind darin insbesondere Paul Valerys radikale Kritik an "Wissen und Pflicht", die bei Zustandekommen und Verlauf des Ersten Weltkriegs ihren Nutzen für ein ungeheuerliches Schlachten bewiesen haben. Desweiteren nähert sich Bürger, so Knipp, über die empörten Forderungen Breton`s und Batailles` nach "blutiger Erschütterung" und "gebieterischer Gewalt" dem Sündenfall der Anti-Moderne, die intellektuell in die "gleiche Katastrophe mündet" wie vor ihr die Moderne. Nach der Erwähnung von Maurice Blanchot und seiner Analyse des Endes jeder Sinnaussage wendet sich Knipp jedoch einer "kleinen Randnotiz" im Vorwort zu, in der Bürger den Habermasschen "philosophischen Diskurs der Moderne" erwähnt und meint, auch ihm ginge es um eine "gewissermaßen postmodern geläuterte Moderne", oder, in seinen eigenen Worten, um `das Durchschreiten einer Denkerfahrung, die das Selbstverständnis der Moderne dadurch bereichert, dass es sie erschüttert`. Hieraus schließt Knipp dann auf eine wünschenswerte "postmoderne Politik", die für sie offenbar als pragmatische, anti-sinnstiftende Politik schon existiert, der nur noch ein Begriff von sich selber fehle. Ob das vorliegende Buch von Bürger das tatsächlich nahelegt?
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