Pavel Lembersky

Fluss Nr. 7

Cover: Fluss Nr. 7
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783627001063
Gebunden, 207 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja. Eine Fülle skurriler Figuren finden sich bei Lembersky: auf gepackten Koffern sitzende Emigranten, "neu-russische" Geschäftsleute und bescheidene Intellektuelle, Gewinner und Verlierer der Geschichte - ihnen allen ist das Fremdsein selbstverständlich und das Selbstverständliche fremd geworden. Anspruch und Wirklichkeit, Wunsch und Alltag wollen nicht mehr recht zusammenpassen. Diese Erzählungen über russisch-jüdische Einwanderer in Amerika, über Menschen in Odessa, Moskau und New York lassen nichts aus.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.11.2003

Die Geschichten Pavel Lemberskys haben etwas "Komödiantisches" an sich, weiß Klaus Kastberger von der Lektüre dieser mit "kurzen Strichen hingezauberten" Erzählungen zu berichten. "Grotesk übersteigert" sei von "Emigranten, gescheiterten Künstlern und russischen Geschäftsleuten die Rede", von ihren "Sehnsüchten und Träumen". Letztlich kommen sie immer genau da an, wo sie von Beginn an "hingehörten". In jeder Geschichte sei es ein leichtes, Lembersky im Ich-Erzähler wiederzuentdecken, schreibt der hingerissene Rezensent, dem die "reizvolle Kreuzung aus Tiefsinn und Leichtigkeit" sehr wohl gefallen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2003

Pavel Lemberskys Lieblingsform, weiß Richard Kämmerlings, ist der Kreis: Alles - Zeiten, Figuren, Episoden - wirbelt durcheinander in seinen Geschichten, kehrt wieder und dreht sich letztlich um den Tod, dem aber durch die Stiftung narrativer Verwirrung immer wieder entgangen wird. Es geht, mit anderen Worten, um Komik - um überaus gelungene, makabre Komik, wie Kämmerlings findet. Lembersky sei mit 21 Jahren nach Amerika ausgewandert, wo er - so viel zum "Multitalent" - "als Drehbuchautor, Radiomoderator und Komiker arbeitete, um sich schließlich zum "Meister der grotesken Kurzgeschichte" aufzuschwingen und den Typus des russischen Emigranten, ergänzt durch im Mutterland verbliebene Verwandte, seine verrückten Runden drehen und dabei seine eigene Autobiografie in "funkelnden, spiegelnden, verzerrenden Splittern" aufblitzen zu lassen, wobei er in postmodern-selbstreflexiver Manier die Erzählung selbst offenlege und beispielsweise "Tschechow-Schnurren mit Sitcom-Albernheiten" kombiniere. Und jetzt sage keiner, schließt Kämmerlings, dergleichen sei passe - schließlich haben die Russen in der Moderne die Intertextualität "geradezu erfunden".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2003

Olga Martynova lobt den Mut des Verlags, mit diesem Erzählband ein Buch veröffentlicht zu haben, das so gar nicht in die "Klischees" der russischen Gegenwartsliteratur hineinpasst. Der Rezensentin nach lassen sich die Erzählungen in drei Gruppen einteilen: Erzählungen, die der seit 1977 in den USA lebende russische Autor in Odessa vor seiner Auswanderung in die USA spielen lässt, Geschichten, die in der amerikanischen Emigration spielen und Texte, in denen die russische und die amerikanische Welt zusammentreffen. Martynova bemerkt beeindruckt, dass der Autor die russische Sprache trotz des langen Lebens im Ausland souverän beherrscht, die sie als "plastisch und flexibel" und dabei als "erstaunlich natürlich" lobt. Insbesondere die dritte Gruppe der Erzählungen überzeugt sie durch die "gekonnte" Zuspitzung auf das "Komische, Groteske" und sie findet, dass Lembersky hier "seltsame Fabeln, die anmutig und geistreich" zugleich sind, gelungen sind.