Paul Auster

Bloodbath Nation

Mit Fotos von Spencer Ostrander
Cover: Bloodbath Nation
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024
ISBN 9783498003234
Gebunden, 192 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Mit Fotos von Spencer Ostrander. Dies ist Paul Austers sehr persönliche Abrechnung mit der Vergottung des Waffentragens in der amerikanischen Kultur und Gesellschaft. Er erzählt davon zunächst in biografischen Vignetten, beginnend bei den Spielzeugcolts der Kindheit und den Western im Fernsehen. Es folgen die ersten Einschläge im näheren Umfeld, der von der Großmutter erschossene Großvater - lange Zeit ein Familiengeheimnis, von dem Auster nur durch Zufall erfuhr.Von da aus geht er zurück in die amerikanische Geschichte und erklärt, warum die Waffe in der Hand des freien Bürgers in direkter Linie aus der Gewalt der Sklavenhaltergesellschaft hervorgegangen ist. Der Streit ums Waffentragen führt ins Zentrum der aktuellen Auseinandersetzungen um die Gestaltung des amerikanischen Gesellschaftssystems. Auster zeigt sich hier als ebenso polemischer wie klarsichtiger politischer Beobachter und Kommentator.Der Text wird begleitet von Fotos des US-Fotografen Spencer Ostrander - in ihrer Stille gespenstisch eindrückliche Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Schauplätze bekannter Massaker. 

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.03.2024

In den USA gibt es mehr Waffen als Menschen, täglich sterben mehr als 100 Menschen durch Kugeln, weiß Sarah Pines, die Paul Austers neuem Buch eine knappe Besprechung widmet. Dennoch scheint die Kritikerin diese Mischung aus Essay, Faktenbericht und Autobiografie mit Gewinn gelesen zu haben, auch wenn sie nicht "polarisiert", wie Pines einräumt. Sie erfährt hier nicht nur, weshalb amerikanische Präsidenten immer wieder am Waffenverbot scheitern oder wann die Bewaffnung der Amis ihren Anfang nahm. Sie liest hier auch, dass Austers Großmutter den Großvater vor den Augen ihrer Kinder erschoss. Die ernüchternde Erkenntnis, dass ein Waffenverbot nicht zuletzt daran scheitert, dass die Amerikaner Gewaltanwendung als elementares Recht des Einzelnen betrachten, nimmt Pines ebenfalls mit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.03.2024

Rezensent Jörg Häntzschel lernt wenig mit Paul Austers neuem, auf den Rezensenten etwas disparat wirkenden Buch. Was der Autor anekdoten- wie zahlenreich über die Waffennation USA berichtet, über Selbstjustiz und Amokläufe und die eigene Treffsicherheit beim Tontaubenschießen bleibt für Häntzschel zu sehr im Ungefähren bzw. nebensächlich, als dass es zur Erkenntnis taugte. Warum müssen US-Amerikaner immer wieder zur Waffe greifen, steckt die Gewalt in ihrer DNA? Auster hat keine Antworten, geschweige denn eine Lösung für das Problem, bedauert der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.02.2024

Rezensentin Judith von Sternburg ist sehr angetan von Paul Austers neuem Buch, in dem der Autor der engen Verbundenheit der US-Amerikaner zu  Waffen nachspürt. Hierbei dekonstruiere Auster, der selber Waffen-Erfahrung besitzt, das verklärte Bild vom Wilden Westen und dem einsamen amerikanischen Farmer. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die organisierten Milizen, die in den USA für die Vertreibung der Indigenen und für Versklavung zuständig waren, aber auch die genaue Beschreibung von modernen Amokläufen, fasst Sternburg zusammen. Auster habe für dieses Buch viel nachgedacht, sich viel angelesen und in einen schlanken Text übersetzt, "in dem kein Satz verschenkt wurde" und von Werner Schmitz "glasklar" übersetzt, lobt die Kritikerin. Die beigefügten Fotos von Spencer Ostrander von Orten nach sogenannten "mass shootings" verdeutlichten die Position Austers, der zwar gegen ein Waffen-Verbot ist, aber für stärkere Sicherheitsvorkehrungen plädiert, schließt Sternburg.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.02.2024

Paul Austers Essay widmet sich, so Rezensentin Sieglinde Geisel, der eskalierenden Waffengewalt in den USA, sowie dem zugrundeliegenden Mythos von der Bedeutung von Schusswaffen. Auch in diesem nichtfiktionalen Buch besticht Austers Schreiben laut Geisel vor allem da, wo er von eigenen Erfahrungen ausgeht und etwa davon berichtet, wie er selbst mit acht Jahren in den Ferien das Schießen lernte. Auch über die historischen Wurzeln der Waffenverherrlichung in der Vernichtung der amerikanischen Ureinwohner und der Sklaverei schreibt der Autor laut Rezensentin, wobei im sogenannten Wilden Westen die Zivilisation insofern bereits einmal weiter war, als Waffen an der Stadtgrenze abzugeben waren. Allzu viel Analyse sollte man in dem von Spencer Ostranders Fotografien illustrierten Band allerdings nicht erwarten, meint Geisel. Auster bleibe letztlich auch in seinem Waffenessay in erster Linie Romanautor.