Oswald Egger

Val di Non

Cover: Val di Non
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518425824
Gebunden, 208 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Ist es möglich, einen Berg zu denken, zu dem das Tal fehlt? Wenn man sich Gott und die Welt vorstellen kann, kann man sich z. B. nicht Gott ohne die Welt vorstellen: Was einem vorschwebt, von A bis Z, erscheint oft realer als das, was vor Augen bloß irritiert. Einmal waren Berge Berge, die Täler waren Täler. Nachdem es mehr Dinge zwischen Grund und Grat gibt, als wir träumen können, sind Berge weder Berge noch Abgründe Abgründe: Was einem blüht, mag zugleich auch blühendes Tal sein. In aller Stille rufen Laute einander auf und zu, kaum wahrnehmbar noch, tief von innen und unten. Nachtwach, in Sprache, schwellen die Intervalle an, stets fügt sich eine zweite Stimme zur ersten, dann noch eine, und dann noch und noch: wie ein Echo das Offene durch Wiederholung der Beschränkung auskostet, aber auf immer weniger Wirklichkeit trifft. In Oswald Eggers "Val di Non" wird man fabelhaft wandern oder einfach nur spazieren gehen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.02.2018

Oswald Eggers neuer Prosaband "Val di non" könnte auch als Bildband durchgehen, informiert Rezensent Tobias Lehmuhl: Finden sich doch auf den oberen zwei Dritteln jeder Seite der hier versammelten knapp zweihundert Prosastücke geometrische Zeichnungen, die Wurzelgeflechten, Quallen oder Zellstrukturen ähneln, fährt der Kritiker fort. Mit Eggers Sprachspielereien hat Lehmkuhl ebenfalls seine Freude, auch verdankt er diesem Band neue Wörter aus Alpendialekten oder alpinen Spezialsprachen. Zugleich muss der Rezensent allerdings gestehen, dass bei all dem Bild-, Klang- und Erfindungsreichtum von Eggers Sprache "Anschaulichkeit" und Botschaft auf der Strecke bleiben.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.08.2017

Rezensent Björn Hayer betritt mit Oswald Eggers lyrischer Prosa ein "Märchenland", in dem Steine gebären und Schnee auch mal Füße "verbrühen" kann. Der Südtiroler Dichter bringt einiges an künstlerischem Ausdruck auf, um über die Natur zu schreiben, spielt mit Verweisen auf Thomas Kling oder Paul Celan, sprengt Gattungsgrenzen, setzt Neologismen neben altdeutsche Begriffe und lässt mit einer Fülle an Adjektiven die "Flora erblühen" und vergehen, schwärmt der Kritiker. Ganz gleich, ob der Dichter auf Zellstrukturen, Holz, Traumwesen oder in die Zukunft schaut - stets vermag er alle Sinne des Rezensenten zu berühren.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.06.2017

Da ergeht einer eine Landschaft und zugleich die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Sprache, schreibt ein zutiefst beeindruckter Paul Jandl, der zunächst einmal insistiert, dass es das "Val di Non", sozusagen das Tal des Neins, tatsächlich gibt: Es liegt in Südtirol, heißt auf deutsch Nonstal und ist Eggers' Heimat. Recht präzise beschreibt Jandl, was Egger mit diesem Tal macht, und was dieses Tal mit der Sprache macht. Oft weiß man nicht, was real, und was Wortschöpfung ist, so der Rezensent. Anderes ergibt sich aus der Logik der Dinge, etwa wenn der Dichter sagt, er sei ein "dem / Königsvogel nicht / unähnliches Kehlchen". Der Rezensent lobt auch die "zarten Zeichnungen" des Autors und hat am Ende nur noch ein Frage: "Was sind Zulpbeutel, Knittlitzen, Schlafzagel, Schlampamper und Kalmblasen?"
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