Oskar Negt

Überlebensglück

Eine autobiografische Spurensuche
Cover: Überlebensglück
Steidl Verlag, Göttingen 2016
ISBN 9783958292123
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Oskar Negt hat Glück gehabt. Sein Leben könnte als Erfolgsgeschichte erzählt werden: Als jüngstes von sieben Kindern auf einem Kleinbauernhof ohne Bildungsgüter im ostpreußischen Kapkeim aufgewachsen, wurde er zum Repräsentanten der Frankfurter Schule, zum anerkannten, in der ganzen Welt geehrten Philosophen und Soziologieprofessor. Doch Negts Kindheit und Jugend war von schmerzhaften Erfahrungen und Erlebnissen geprägt, von der Flucht mit zwei halbwüchsigen Schwestern in die "Totenstadt" Königsberg und über die Ostsee nach Dänemark, wo er jahrelang in Internierungslagern lebte bis die Familie nahe Ostberlin wieder zusammengeführt wurde. Und dann erneut flüchtete, diesmal Richtung Westen. Erst 1955, zehn Jahre nach dem Aufbruch aus Ostpreußen, fühlt er sich angekommen. Negt nimmt seine individuelle Geschichte zum Anlass, grundsätzliche Fragen zu stellen: über das autobiografische Schreiben, über gesellschaftliche Orientierung und persönliche Identität. Er will ergründen, was nötig ist, damit ungünstige Ausgangsbedingungen und traumatische Erfahrungen keinen lebenslangen Opferstatus fixieren. Seine autobiografische Spurensuche weist weit über das eigene Schicksal hinaus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.12.2016

Als Demonstration eines erfrischenden Aufbruchs ins Angstfreie liest Jens Bisky die Lebenserinnerungen des 82-jährigen Sozialwissenschaftlers Oskar Negt. Wie sich bei Negt Familiengeschichte und wissenschaftliches Interesse, Heranwachsen im Krieg und intellektuelle Biografie vereinen, findet Bisky großartig. Schon deshalb, weil sich beides so besser verstehen lässt, wie er schreibt. Die philosophischen Fragen des Autors erhalten einen konkreten Ort, staunt Bisky, und das Denken folgt hier nicht der Logik von Drittmittelanträgen, sondern der Praxis. Dass Kindheitsmuster, wie Negt sie hier aufzeigt, keine Schicksalsbahnen sein müssen, sondern Material, das es zu bearbeiten gilt, ist eine der Erkenntnisse, die der Rezensent aus diesen reichen Erinnerungen mitnimmt, die der Autor eben nicht als Triumphgeschichte des Arrivierten gestaltet, wie Bisky erläutert, sondern als Aktuelles und Erinnertes vereinende Spurensuche aus Anekdoten, Alltagsbeobachtungen und Gesprächen mit seiner Familie.
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