Oliver Sacks

Der einarmige Pianist

Über Musik und das Gehirn
Cover: Der einarmige Pianist
Rowohlt Verlag, Reinbek 2008
ISBN 9783498063764
Gebunden, 352 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

In seinem neuesten Buch erzählt Oliver Sacks von Menschen, die nach einer Hirnverletzung ihre Musikalität verlieren, und von anderen, die durch eine solche Verletzung erst Musikalität entwickeln, ja von Musik geradezu besessen sind. Sacks erweist sich wieder als Meister der Menschenbeschreibung und entdeckt an scheinbaren Defekten die besonderen Qualitäten der Menschen - wie beim einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein, für den die großen Komponisten Benjamin Britten, Paul Hindemith, Richard Strauss und Maurice Ravel eigens Stücke für die linke Hand schrieben. Musik, so zeigt Sacks, hat die einzigartige Kraft, das Gehirn in ganz bemerkenswerter und komplexer Weise zu verändern, und wir Menschen sind eine musikalische Spezies - nicht nur eine sprachliche. Musik zieht uns unwiderstehlich in ihren Bann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.07.2008

"Musik ist ein erfreulich vielschichtiges Phänomen" hat die Rezensentin Barbara Dribbusch im neuen Buch des Neurologen Oliver Sacks "Der einarmige Pianist" erfahren. Mit viel Interesse hat sie die Informationen über Wahrnehmung, Entschlüsselung und Synthese von Lauten und Zeit zur Kenntnis genommen. Endlich weiß Dribbusch jetzt, warum einige Menschen gut tanzen, aber keine Melodie singen können: Störungen in der Melodie-Wahrnehmung sind oft mit "rechtshemisphärischen Schädigungen" verknüpft, die Wahrnehmung des Rhythmus erfolgt dagegen besser abgefedert über "viele subkortikale Systeme in den Basalganglien, dem Kleinhirn und anderen Regionen". Etwas zu ausschweifend ist der Rezensentin jedoch die Beschreibung exzentrischer Einzelfälle geraten. Schade findet sie außerdem, dass der Autor nicht weiter auf die Frage eingeht, inwiefern Chancen und Risiken der Technisierung, im Zuge von Videospielen zum Nachsingen und iPods, auf die Entwicklung von Musikalität einwirken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.07.2008

Daniel Ender hat Oliver Sacks' neues Buch über den Einfluss von Musik auf das Gehirn überwiegend lobend aufgenommen. Er attestiert dem Neurologen und Bestsellerautor, nicht nur die neurologischen Grundlagen der Musikalität darzulegen, sondern sich auch mit einer Vielzahl von Störungen und Anomalien, Fällen völliger Amusie, Problemen bei Berufsmusikern und dem therapeutischen Wert von Musik - etwa bei Parkinson-Patienten zu befassen. Eine Stärke des Autors sieht er darin, bei den zahlreichen Fallgeschichten immer auch die Menschen in ihrer Individualität im Blick zu haben und sie nicht auf "Fälle" zu reduzieren. Außerdem lobt er die gut verständliche Vermittlung neurologischer Zusammenhänge sowie die lebendige, humorvolle und optimistische Darstellung überhaupt. Vorsicht ist seines Erachtens allerdings bei Sacks' Gebrauch musikalischer Fachbegriffe geboten, merkt er hier doch, dass der Autor, trotz seiner einfühlsamen Liebe zur Musik, ein, wenn auch "sehr kundiger" Laie ist, dem bisweilen Fehler unterlaufen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.07.2008

Harald Eggebrecht ist dem Neurologen Oliver Sacks gern auf Spurensuche danach gefolgt, was Musik im Gehirn bewirkt, und hat sich von manchen Fallgeschichten tatsächlich anrühren lassen. Zu Eggebrechts Erleichterung schwingt sich der Autor dabei nirgends zum "Musikkenner" auf, sondern bleibt bei seinem Leisten und untersucht die Wirkung, die Musik auf Menschen hat. Am frappierendsten findet der Rezensent offensichtlich die Geschichte eines Orthopäden, der nach einem Blitzschlag von unerklärlicher Klaviermusiksucht befallen wurde. Dass Sacks bei aller Wissenschaftlichkeit es dennoch nie an Empathie für seine Patienten fehlen lässt und so fesselnd und bewegend von Einzelschicksalen berichtet, bei denen Musik eine spezielle Rolle spielt, gefällt dem Rezensenten besonders, und so schimpft er auch nur ganz leise, dass ein Personen- und Sachregister in diesem "wunderbaren" Werk fehlt.
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