Norman Manea

Die Rückkehr des Hooligan

Ein Selbstporträt
Cover: Die Rückkehr des Hooligan
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446204621
Gebunden, 424 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Rumänischen von Georg Aescht. Norman Manea wurde zum Augenzeugen zweier Schreckensherrschaften: mit fünf Jahren wurde er als Kind jüdischer Eltern nach Transnistrien deportiert, mit fünfzig war er gezwungen, aus Ceaucescus Rumänien zu emigrieren. Seine Autobiografie ist ein "Buch der Wut" (Charles Simic) und das Porträt eines Heimatlosen, dem das Schreiben zum einzigen Vaterland wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.07.2004

Karl-Markus Gauß stellt klar, dass dieses "Selbstporträt" keineswegs "intime Enthüllungen" oder auch nur "sinnliche Prägnanz" bietet, sondern vielmehr ein von "Skrupeln" und "Zweifeln" geprägtes Reflexionswerk darstellt. Der rumänische Autor, der wegen seiner jüdischen Herkunft in einem der berüchtigten "transnistrischen Lager" interniert war und erst mit 52 Jahren ins New Yorker Exil ging, will sich in seinen "traumatischen" Erinnerungen dieser Zeit keine "Geschichte erfinden" und belässt es deshalb auch bei "Erinnerungsfetzen", die in keinen erzählerischen Zusammenhang gebracht werden, erklärt der Rezensent. Lieber "referiert" Norman Manea über die noch heute in Rumänien tabuisierte Epoche des Ceaucescu-Regimes, so Gauß etwas irritiert. Ihm sind die Ausführungen, mit denen Manea beispielsweise über die Gründe seines erst so spät erfolgten Exils nachgrübelt, insgesamt zu vage und die "innere Motivation", die der Autor so wortreich verständlich machen will, bleibt, wie er moniert, dennoch dunkel. Insgesamt sind dem Rezensenten die "düsteren, fast in bürokratischer Verklausulierung" geschriebenen Erklärungen zu "nebulös", und er findet, dass Manea für den Leser in seiner Selbstbeschreibung "kaum fassbar" wird. Trotzdem zeigt sich Gauß von der "bedrückenden Atmosphäre" durchaus berührt, die er als beeindruckendstes Lektüreerlebnis dieser Memoiren hervorhebt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.07.2004

Vom "expressionistischen Gewitter" der ersten Seiten aus dem neuen Buch von Norman Manea hat sich Rezensent Klaus Harpprecht glücklicher Weise nicht zum überstürzten Rückzug bringen lassen, wenngleich er sich dazu "versucht" fühlte. Doch der rumänische Autor, der in seiner Autobiografie die Kindheit in einem ukrainischen Lager und das Aufwachsen unter kommunistischer Herrschaft schildert, "zügelt" schnell seine Sprache und bietet dem Leser ein "lebhaftes Parlando voller Hintersinn", Melancholie und Witz. Wenngleich es mitunter ein wenig "mühsam" sei, Manea auf den verschlungenen Wegen durch seine Vergangenheit zu folgen, könne man das Buch dennoch nicht einfach "mit einem Achselzucken" beiseite legen. Zu schön das "genialische Talent" für das Wort, zu berührend die Passagen voller poetischer Intensität und "funkelnden Provokationen". Ein etwas "unproportioniertes" Selbstbildnis, aber dennoch "grandios".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.04.2004

Andreas Breitenstein stellt den bedrückenden Lebensbericht des exilierten Rumänen Norman Manea vor, der seit 1988 in den USA lebt und in diesem Selbstporträt versucht, Erlebtes und Verdrängtes seiner zerrissenen und abenteuerlichen Existenz durchzuarbeiten, selbst zu verstehen und anderen verständlich zu machen. Dabei sei keine "satt kolorierte" Lebensgeschichte entstanden, die von rumänischem Schtetl, Deportation, Repatriierung, sozialistischen Hoffnungen und Schikanen und endgültigem Exil berichtet, beugt Breitenstein falschen Leseerwartungen vor. Maneas Skizzen wären viel zu reflexiv und aphoristisch, schwankend zwischen Erzählung und Traum, Meditation und Gespräch, als dass ein identifikatorisches Lesen möglich sei. Diese Mischung und widerstreitende Vielfalt mache das Selbstporträt wiederum zu einer faszinierenden, jedoch nicht ganz einfachen Lektüre, so Breitenstein. Noch am ehesten epische Züge trägt der Anfang des Lebensberichts, hält der Rezensent fest, wenn Manea von der bukowinischen Kindheitslandschaft und der Schtetl-Kultur erzählt, die mit dem Eintreffen der Deportationszüge jäh gestört wurde. Maneas Amerika-Aufenthalt dagegen findet sich nur noch in tagebuchartigen Skizzen, einem Protokoll der Zerrissenheit, der Zweifel und auch Verbitterung. Fern der Heimat sei die "Ghettokrankheit" wohl erst richtig bei Manea durchgebrochen, stellt Breitenstein fest. Doch auch der Ausflug in die Heimat habe da keine Linderung schaffen können.