Nicolas Bouvier

Blätter von unterwegs

Aran, Tschedschu, Sian
Cover: Blätter von unterwegs
Lenos Verlag, Basel 2003
ISBN 9783857873461
Gebunden, 176 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Regula Renschler. Bouviers Philosophie des Reisens, seine Offenheit fremden Menschen, Kulturen und Landschaften gegenüber und seine Kunst, die bereisten Welten neu zu erschaffen und in Poesie zu verwandeln, prägen alle seine Reisebücher. So auch den vorliegenden Band, der 1990 unter dem Titel Journal d'Aran et d?autres lieux erschien und in dem Bouvier drei "Blätter von unterwegs" vereinigt. In seiner unvergleichlichen Art unterwegs war er auf den der irischen Westküste vorgelagerten Aran-Inseln, auf der südlich von Korea gelegenen Vulkaninsel Tschedschu und in Sian, einem der Zentren des klassischen China.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.10.2003

Hans-Jürgen Heinrichs gefallen diese drei Reisetexte des französischen Autors, Journalisten und Fotografen, der 1998 starb, sehr. Bouvier erzähle von einer Fahrt auf die irischen Aran-Inseln, einer Reise zur koreanischen Insel Tschedschu und einem Besuch des chinesischen Sian, erklärt der Rezensent. Ihn faszinieren die scheinbare "Leichtigkeit" und "das Fluidum des unmittelbar Erlebten", das diese Texte auszeichne. Zugleich weist Heinrichs explizit auf die sorgfältige und vorsichtige Konstruktion der Berichte hin, die Raum für "anthropologische, natur- und kunstgeschichtlichen" Überlegungen lasse. Während er am Text über die Aran-Inseln den "präzisen Eindruck vom fanatischen irischen Mönchswesen" lobt, den der Autor heraufbeschwört, gefällt ihm am Bericht aus Tschedschu insbesondere die Gegenüberstellung von "japanischem und koreanischem Denken". Dem Autor gelingt wie nebenbei "lebendige Mentalitäts- und Geschichtsschreibung", die ein "vielschichtiges Bild" von fremden Lebensweisen vermittelt, schwärmt der Rezensent. Heinrichs räumt ein, dass man es insbesondere dem Text über die irischen Inseln wegen seines journalistischen Blickwinkels anmerkt, dass er für die Zeitschrift "Geo" geschrieben wurde und keine besonderen "literarischen Ambitionen" verfolgte. Dennoch bekennt der Rezensent freimütig, dem Buch von Anfang an "widerstandslos verfallen" zu sein.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.09.2003

Einen "Mystiker des Reisens" nennt Beatrice von Matt den 1998 verstorbenen Genfer Reisejournalisten Nicolas Bouvier. Die vorliegende Veröffentlichung versammelt drei Reisen in vollkommen unterschiedliche Regionen: auf die westirischen Aran-Inseln, auf die südkoreanische Vulkaninsel Tschedschu und ins chinesische Sian. Diese Mischung ist gewollt, versichert von Matt, stattgefunden hätten die Reisen außerdem zu ganz verschiedenen Zeitpunkten. Bouvier habe sie 1989/90 in ihre heutige, "schwebend eindringliche Form" gebracht. Bouviers Vorgehensweise als Reisemystiker ist immer gleich, konstatiert von Matt: er liefert sich mit Haut und Haar aus, was zunächst einmal die klimatischen Verhältnisse betrifft: eiskalter Februarwind vom Atlantik auf den Araninseln; subtropische Bedingungen auf Tschedschu. Auch Krankheiten dienen als Erkenntnismittel, ist von Matt aufgefallen; ihr kommt es so vor, als habe der Autor die Krankheit regelrecht gesucht, um das Halluzinatorische von Fieberschüben auszukosten. Doch das Besondere an Bouvier sei, versichert die Rezensentin, dass er sich durchlässig für die fremde Umgebung zeige und sich dabei selbst immer wieder über die Schultern gucken könne.
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