Klappentext
Aus einer To-do-Liste entsteht ein schillernder Roman darüber, wie schwer es ist, einfach nur zu leben. 31. Dezember. Steuererklärung, Wohnung putzen, Bett für die Tochter zusammenschrauben, Lebenswerk schreiben, mit dem Rauchen aufhören - eigentlich wollte Lars, neunundvierzigjähriger Vieldenker und angehender Schriftsteller, die Lücke zwischen den Jahren dafür nutzen, endlich alles zu erledigen, was in den letzten Dekaden so auf der Strecke geblieben ist. Das neue Jahr, so sein Plan, sollte in einem aufgeräumten Leben beginnen. Der Zeitpunkt dafür schien perfekt: Die Kinder waren im Auslandsjahr, die Frau unterwegs. Keiner da, der stören könnte. Doch die Woche, in der noch alles zu schaffen gewesen wäre - plötzlich ist sie aufgebraucht. Der letzte Tag des Jahres hat begonnen - mit Nieselregen, wie sonst? Das Haus ist immer noch chaotisch. Das Leben sowieso. Und als Lars den ersten Punkt seiner To-do-Liste ansteuert, fühlt es sich an, als müsse er nicht nur sich selbst, sondern eine ganze Welt neu erfinden.
Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.09.2023
"Vom Irrsinn einer Mittelmaß-Existenz" erzählt Nele Pollatschek dem Rezensenten Samuel Hamen in ihrem zweiten Roman: Der Endvierziger Lars steht Silvester am Ende seiner Beziehung und hat das Gefühl, dass ihn einzig noch das Abarbeiten einer elaborierten To-Do-Liste retten kann. So will er am letzten Tag des Jahres nicht nur seine Steuererklärung und einen umwerfenden Roman schaffen, sondern auch seine Beziehung kitten. Zunächst befürchtet Hamen, dies könnte zu sehr Richtung oberflächliche Kolumne gehen, doch Pollatschek unterhält ihn "prächtig" und lässt emotionale Tiefe nicht missen. Dass im Leben nicht alles nur Scheitern oder Gelingen ist, lernt er auch.
Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.09.2023
Gern begibt sich Rezensentin Elke Schmitter mit Elke Pollatscheks zweitem Roman auf eine Reise in die Normalität einer zeitgenössischen Bildungsbürgerfamilie. Diese besteht, führt Schmitter aus, aus zwei Kindern, Mutter und Vater, letzterer ist der Erzähler, der freilich stets die gesamten Familienverhältnisse mitdenkt. Größere Probleme sind abwesend, die kleineren jedoch werden, heißt es weiter, umso ausführlicher abgehandelt und zwar an fünf Tagen zwischen den Jahren mithilfe einer To-do-Liste der Hauptfigur. Die Idee mit der Liste gefällt Schmitter, weil dadurch in den Blick gerückt wird, dass Überforderung in unserer Gegenwart oft bedeutet, dass echte, materielle Probleme neben solchen bestehen, die eher mit dem Selbstkonzept, beziehungsweise mit dem Wunsch, ein besserer Mensch zu werden, zu tun haben. Offen bleibt dabei die Frage, so die Rezensentin, ob der Vater, letztlich für die Normalität einsteht oder bereits krankhaft verformt ist. Pollatscheks Roman verhandelt derartige Ambiguitäten in einer dynamischen, literarisch flexiblen Form, freut sich Schmitter.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.09.2023
Rezensent Andreas Platthaus erfreut sich an Nele Pollatescheks humorvollem Roman, auch wenn er nicht ganz mit dem zeitgleich erschienenen und hier ebenfalls besprochenen "Eigentum" von Wolf Haas mithalten könne. Wie Haas beweise die 1988 in Ostberlin geborene Schriftstellerin aber "immenses komisches Talent", wenn sie von einem "lebensuntüchtigen" Familienvater und erfolglosem Schriftsteller erzählt, der vor der gemeinsamen Silvesterfeier - und leider an nur einem Tag - noch 13 "kleine Probleme" lösen muss: das Bett für seine Tochter aufbauen, seinen Vater anrufen, die Wohnung putzen. Wie Pollatschek mit Humor und Sprachlust vom Abmühen und "Übermut" ihres Protagonisten erzählt, dem sie auch immer wieder tiefere Erkenntnisse schenkt, gefällt dem Kritiker gut. Bisweilen fällt ihm die Konstruktion des Romans allerdings zu "programmatisch" und offensichtlich aus, was sich insbesondere beim zweiten Lesen bemerkbar mache. Hier könne Pollatschek noch etwas von Haas' Subtilität lernen, meint Platthaus - eine würdige Anwärterin auf seine Nachfolge sei sie aber allemal.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.09.2023
Da ist der Autorin und SZ-Kollegin Nele Pollatschek wirklich ein "kreischend komischer" Roman gelungen, beteuert Tom Wohlfarth in einer durch und durch begeisterten Kritik. Es gehe um einen Prokrastinierer, der die leere Zeit zwischen Silvesterfeier und Silvesterfeier (des nächsten Jahres) mit kauzigem Philosophieren über all die Dinge verbringt, die er eigentlich hätte tun wollen und manchmal auch tatsächlich erledigt, wie etwa die unvermeidliche Steuererklärung. Er ist Schriftsteller, will das "beste Buch der Welt" schreiben und soll außerdem noch das Haus putzen. Das ist ihm - auf eine den Rezensenten prächtig amüsierende Art und Weise - dann aber doch zu viel.
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