Monika Maron

Artur Lanz

Roman
Cover: Artur Lanz
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020
ISBN 9783103974058
Gebunden, 224 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Monika Marons Roman "Artur Lanz" entwirft ein ebenso provokantes wie differenziertes Stimmungsbild einer Gesellschaft, die sich dem Mainstream unterwirft. Artur Lanz, der seinen Namen der Schwärmerei seiner Mutter für die Artus-Legende verdankt, ist kein heldenhafter Mann. Erst durch die kühne Rettung seines Hundes entdeckt er das unbekannte Glück der Opferbereitschaft. Er fragt nach dem Ursprung dieses Glücks und sucht die Wiederholung. Charlotte Winter, die im Alter anfängt, Geschichten zu schreiben, lernt Artur Lanz zufällig kennen. Sie wird Zeugin seiner Bewährungsprobe, als er sich nach einer streitbaren politischen Äußerung seines Freundes zwischen Mut und Feigheit entscheiden muss. Was darf gesagt werden und was nicht? Dieser Frage spürt Monika Maron mit ihren Geschichten, Figuren und ihrem unverwechselbaren Erzählton nach.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.08.2020

Rezensentin Judith von Sternburg legt Monika Marons Buch mit einem Ächzen beiseite. Dass die außerliterarische Welt viel komplizierter und vielfältiger ist, stimmt laut Sternburg zumindest dieses Buch betreffend. Marons mit der Welt, dem Klimwandel und aktuellen Männerbildern hadernde Schriftsteller-Erzählerin jedenfalls scheint ihr allzu allwissend, dabei eindimensional und in ihren Handlungen erwartbar, als dass eine große Satire aus dem Buch würde oder auch nur Selbstironie entstünde. Schade eigentlich, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.08.2020

Marlen Hobrack kann dem neuen Roman der so schön "markant-sachlich" tönenden Monika Maron  wenig abgewinnen. Die Idee, sich der postheroischen Gesellschaft und der nagenden Sehnsucht nach Helden erzählerisch zu nähern, findet Hobrack ja schön. An der Umsetzung aber hat sie einiges auszusetzen: Von der Wahl der Ritter (nicht Helden!) Artus und Lancelot über die Beschränkung des Heldenstatus auf den Mann bis zur dialogischen Abhandlung von allerhand Thesen zum "Genderwahn". Maron gelingt es einfach nicht, den Heldentopos in seiner ganzen Ambivalenz zu zeigen, meint Hobrack, die auch eine sympathische Stimme in diesem Buch vermisst.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 13.08.2020

Eine achtzigjährige Frau, die laut Rezensent Jörg Magenau viel Ähnlichkeit hat mit der Autorin Monika Maron, fleißige Zeitungsleserin, sehr interessiert an den aktuellen Debatten, fragt sich, warum wir heute keine Helden mehr mögen und jeden Fortschritt verachten. Auf einer Parkbank lernt sie Artur Lanz kennen, der gern eine Art Held sein würde und zu großer Form aufläuft, als es gilt einen befreundeten Wissenschaftler zu verteidigen, der auf Facebook den Klimawandel in Frage stellt und daraufhin in seinem Institut, das auf "insekten- und vogelfreundliche Windradlackierungen" spezialisiert ist, vor ein "Tribunal" gezerrt wird. Es treten noch verschiedene andere Personen auf, aber sie sind vor allem Gesprächspartner der Hauptfigur. Das lässt sie etwas dünn aussehen, meint Magenau. Aber Maron kann so gut schreiben, dass am Ende doch ein "vergnüglicher Gesinnungsroman von angemessener Boshaftigkeit" entstanden ist. Der Rezensent zieht den Hut.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.08.2020

Aus der Erzähltheorie weiß Rezensentin Marie Schmidt, dass jedes Buch einen idealtypischen Leser hat. Bei Monika Marons neuem Roman jedoch vermutet sie zwei: Zum einen den komplizenhaften Leser, der die Gedanken der Protagonistin über Denkverbote und Meinungsdiktatur teilt, zum anderen einen Leser, der sich in linker Empörung über den Roman ergehen soll. Schmidt möchte nicht in diese Falle tappen und revanchiert sich mit einer fiesen Rezension: Sie lobt nicht nur Marons stilistische Leichtigkeit, die aus der "papiernen Konstruktion" und den "Pappfiguren" eine lesenswerte Geschichte macht. Sie zeigt sich auch sehr interessiert an der "Figurenpsychologie des rechten Spektrums", in der eine alternde Ich-Erzählerin Depression und emotionale Abkühlung mit einer Verehrung des ollen Heldentums kompensiere. Galliges Gelächter auf allen Seiten?
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.08.2020

Rezensentin Julia Encke, die Leiterin des FAS-Feuilletons, nennt diesen Roman zwar "erzählerisch fad und literarisch uninteressant", aber schon dieser Pleonasmus macht - neben dem schieren Umfang der Kritik - deutlich, dass sie sich hier an etwas abarbeiten muss. Denn eine exzellente Stilistin bleibt Monika Maron für sie, und als eine große Schriftstellerin ist sie durch frühere Bücher ausgewiesen. Was Encke stört, ist, dass sich Maron - zumindest Enckes Meinung nach - der neuen Rechten zugeordnet hat, was sie durch die ausführliche Einleitung ihrer Kritik belegt, in dem es um Marons Freundschaft mit der Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen geht, die auch Uwe Tellkamp verlegt und mit dem rechten Verlag Antaios zusammenarbeitet. Rechte Muster erkennt Encke dann auch in  Marons neuem Roman und arbeitet sie heraus: Maron habe ganz offenbar eine Sehnsucht nach echten Helden, sie nutze Rollendialoge um "ordentlich Dampf" abzulassen, sie schaffe keine Kontrastfiguren, sondern lasse den Roman in einem mit sich einigen Milieu spielen. Kurz: Maron ist "rechts", und darum kann ihr Roman nicht gut sein. Wer anderen aber vorwirft, dass sie sich auf ihre Meinungen und Ressentiments verlässt, sollte sicherstellen, dass sie selbst die Wirklichkeit auf ihrer Seite hat.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 08.08.2020

Rezensent Richard Kämmerlings hat etwas gegen die Zweckhaftigkeit des neuen Romans von Monika Maron. Diese erkennt er darin, dass der Text um einen eher bemitleidenswerten Zeitgenossen in der Männlichkeitskrise empörte Reaktionen auslösen soll, die dann die These des Romans bestätigen, wonach sich der Zeitgeist als Mundtöter aufführt. Der vordergründige, klassisch erzählte Plot um den Skandal um einen "freigeistigen Post" in den sozialen Medien tritt dahinter zurück, meint Kämmerlings, und was bleibt, ist die "altersweise Beobachterposition" der Autorin.