Michael Wildt

Die Ambivalenz des Volkes

Der Nationalsozialismus als Gesellschaftsgeschichte
Cover: Die Ambivalenz des Volkes
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518298800
Kartoniert, 423 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Wer vom "Volk" redet, darf dessen Abgründe nicht verschweigen. Stets wird darum gekämpft, wer dazugehören darf und wer ausgeschlossen werden soll. Nicht nur Sprache und Geschichte, auch Abstammung und ethnische Zuschreibungen bestimmen über Inklusion und Exklusion. Im Nationalsozialismus nahm das Volk seine antisemitische und rassistische Gestalt an, Gewalt und Selbstermächtigung bildeten die zentralen Elemente. Der Begriff der Volksgemeinschaft ist daher ein Schlüsselbegriff für eine politische Theorie und Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus, deren Bausteine Michael Wildt in diesem Buch zusammenfügt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.09.2019

Jens Balzer wird mit dem Buch des Historikers Michael Wildt sensibilisiert für die Inklusions- und Exklusionstendenzen im Ruf "Wir sind das Volk". Die Ambivalenzen des Begriffs "Volk" macht ihm der Autor in einem historischen Überblick und vor allem in Bezug auf seine zentrale Funktion im Nationalsozialismus deutlich. Wie der Holocaust die Schaffung des einer volksdeutschtümelnden Gemeinschaft erst möglich machte, zeigt Wildt laut Rezensent systematisch, detailgenau und anschaulich. Wie die größtenteils bereits veröffentlichten Aufsätze Politik- und Alltagsgeschichte vereinen, Tagebücher, Fotos und juristische Umbrüche analysieren, scheint Balzer gewinnträchtig. Die Parallelen zur Neuen Rechten stellen sich wie von selbst ein, stellt er fest.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.09.2019

Die Gemeinschaft war schon immer das antimoderne Gegenstück zur Gesellschaft, weiß Isabell Trommer, aber die Nationalsozialisten operierten mit der Volksgemeinschaft besonders schamlos. Daher findet sie es richtig und fruchtbar, dass sich der Berliner Historiker Michael Wild in seiner strukturalistischen Analyse so intensiv mit der anstößigen Formel auseinandersetzt. Sie kennt die Einwände, dass ein Propagandabegriff nicht als analytisches Konzept tauge, will sie aber bei Wildt nicht gelten lassen. Seine Arbeit zur Mehrdeutigkeit des Volksbegriff, zur sozialen Praxis, zu Mechanismen von Zugehörigkeit und Ausgrenzung differenziert und klug.
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