Meike Hoffmann, Nicola Kuhn

Hitlers Kunsthändler

Hildebrand Gurlitt 1895-1956
Cover: Hitlers Kunsthändler
C.H. Beck Verlag, München 2016
ISBN 9783406690945
Gebunden, 400 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Der Handel mit geraubter Kunst ist das größte Thema der NS-Vergangenheit, das noch auf seine Aufarbeitung wartet. Der Name Hildebrand Gurlitt steht für dieses ungesühnte Unrecht, seit die Welt 2013 von der Entdeckung seiner Kunstsammlung erfuhr. Doch wer war der Mann, der als junger Museumsdirektor für die moderne Kunst kämpfte und sie dann als "entartet" verkaufte? Der als "Vierteljude" Raubkunst für Hitlers Führermuseum erwarb und daran Millionen verdiente? Meike Hoffmann und Nicola Kuhn legen die erste Biographie von Hitlers berüchtigtem Kunsthändler vor.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.03.2016

Wolfgang Ruppert erhofft sich von den Recherchen zur Lebensgeschichte des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt von Meike Hoffmann und Nicola Kuhn neue Erkenntnisse zum Fall Gurlitt. Wie es zu einer Dämonisierung der Sammlung Gurlitt und ihrer Akteure kam, kann Ruppert nur vermuten. Für ihn ergibt sich Hildebrand Gurlitt betreffend allerdings das Bild eines talentierten Netzwerkers, der sich durch Ankäufe von Raubkunst unter Wert in einigen Fällen durchaus am Unrecht gegenüber den Juden bereichert hat. Er erkennt Gurlitt als einen sich selbst bereichernden Mitläufer. Das Hauptergebnis des Buches aber besteht für ihn in der Feststellung, dass sich der überwiegende Teil von Gurlitts Sammlung aus Nachlässen der Familie und Werken befreundeter Künstler zusammensetzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.03.2016

Ingeborg Ruthe lobt die Rechercheleistung des Autorengespanns Meike Hoffmann und Nicola Kuhn. Das daraus hervorgehende Bild eines engagierten Ehrgeizlings und späteren Opportunisten und Lügners scheint ihr ein exemplarisches deutsches Schicksal zu enthüllen. Wie aus dem anfangs kritischen Kunsthändler und Künstlerfreund Hildebrand Gurlitt ein Werkzeug des nazistischen Propagandaministeriums werden konnte, können die Autorinnen der Rezensentin mit ihrer Biografie Gurlitts glaubhaft darstellen. Als vermeintlicher Beschützer verfemter Kunst wurde Gurlitt zum Mittäter, wenn er sich auch nicht der Raubkunst bediente, so erfährt Ruthe. Eine höchst ambivalente Gestalt, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2016

Die Kunsthistoriker Meike Hofmann, Mitglied der ehemaligen "Taskforce Schwabinger Kunstfund" und die "Tagesspiegel"-Redakteurin Nicola Kuhn haben ein äußerst brisantes Buch geschrieben, meint Rezensentin Ira Mazzoni. Diese Biografie über Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt ist dennoch kein Enthüllungsroman, warnt die Kritikerin vor. Mit Rückgriff auf zahlreiche bereits bekannte Quellen, die von Hofmann durch eigene ergänzt werden, ist ein sehr lesenswertes Buch entstanden, das Gurlitts Lebensgeschichte, vor allem aber seine Karriere als Kunsthändler und seine Netzwerke beleuchtet, meint die Rezensentin. Sie liest hier nach, wie Hildebrand aus dem Schatten des Vaters, dem "Barockpapst" Cornelius Gurlitt als Spezialist für Avantgarde-Kunst hervortritt, um später einer der privilegiertesten Kunsthändler der Nazis zu werden, der bereits im Jahre 1940 ins besetzte Holland reisen durfte. Trotz des Detailreichtums dieser Biografie vermisst die Rezensentin in diesem gelegentlich "betulichen" Buch eine zusammenhaltende Erzählung.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.03.2016

Swantje Karich verrät, dass sie mehr als skeptisch war, als sie mit der Lektüre von "Hitlers Kunsthändler" begann: Wegen des reißerischen Titels und wegen der Autorin Meike Hoffmann, die als Teil der Gurlitt-Taskforce selbst Teil des Aufarbeitungsschlamassels ist. Doch die Rezensentin wird angenehm überrascht von einer differenzierten und präzisen Biografie, der es gelingt, "diesen wankelmütigen Mann begreifbar zu machen". Lediglich der Schlussteil über die Aufarbeitung des Schwabinger Kunstfunds gerät dann doch so unkritisch wie befürchtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.03.2016

Zwei Bücher mit fast identischem Titel erzählen die Geschichte von "Hitlers Kunsthändler" Hildebrand Gurlitt: das Buch der britischen Journalistin Catherine Hickley, und das Buch des Duos Nicola Kuhn und Meike Hoffmann - wobei Meike Hoffmann Mitglied der Taskforce war, die klären sollte, ob der Bilderschatz von Gurlitts Sohn Cornelius geraubte Werke enthielt. Voss' Rezension liest sich faszinierend - aus zwei Gründen, zum ersten weil immer klarer wird, dass man dem Sohn Unrecht angetan hat, denn es gab offenbar kaum geraubte Werke in seinem Nachlass, und es ist im Nachhinein vor allem die Politik der bayerischen Landesregierung, die fragwürdig scheint. Und zweitens, weil beide Bücher die Geschichte des Vaters Hildebrand Gurlitt als geradezu roman- und filmreife Erzählung über einen ehemaligen Avantgardisten, der von der Diktatur vergiftet wird, zu präsentieren scheinen. Finster liest sich in Voss' Nacherzählung, wie sich Hildebrand Gurlitt an der Macht, die ihm unter Hitler zuwächst, berauscht, und wie er seinen Reichtum auch nach dem Krieg mit einem "Lügenpanzer" abschottet - vor allem vor den Nachfragen jüdischer Erben. An dem Buch von Hoffmann und Kuhn übt Voss abschließend scharfe Kritik: "Sehr schmallippig" schreiben sie nach Voss über das Verhalten der Behörden, ja, ihr Buch klinge, als sei es von diesen abgesegnet.
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