Mathias Enard

Straße der Diebe

Roman
Cover: Straße der Diebe
Hanser Berlin, Berlin 2013
ISBN 9783446243651
Gebunden, 352 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. Carrer Robadors, das ist, mitten in Barcelona, die Straße der Diebe, Nutten und Junkies. Hier lebt, illegal und ohne Papiere, Lakhdar, 20 Jahre alt, aus Marokko. Gejagt von der Polizei, versteckt er sich auch vor der islamistischen Gruppe, für die er in Tanger gearbeitet hat. Politisch gleich weit entfernt von den Islamisten wie von den "Indignados", denen sich seine Geliebte Judit angeschlossen hat, hat er nur eines im Kopf: zu sündigen und zu beten, wann ihm danach ist, kurz: frei zu sein. Dann taucht Bassam auf. Die Anzeichen, dass sein Jugendfreund in Spanien ein Attentat plant, mehren sich, Lakhdar muss gegen ihn Stellung beziehen ...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.09.2013

Lobend nimmt Elise Graton den neuen Roman von Mathias Énards auf. "Straße der Diebe" erzählt für sie packend von einem jungen Marokkaner, der von zu Hause wegläuft, von einer Gruppe Islamisten unterstützt wird, vor der er schließlich nach Barcelona flieht, wo er illegal lebt, bis er mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Dem Autor gelingt in ihren Augen zugleich ein präzises und bedrückend überzeugendes Panoramabild der arabischen Revolutionen und der europäischen Wirtschaftskrise und ihrer Auswirkungen. Mit der abenteuerlichen Geschichte seines Protagonisten erweist sich Énard zur Freude der Rezensentin einmal mehr als "meisterlicher Geschichtenerzähler" und "präziser Chronist der Geschichte".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.09.2013

Halb Zeitporträt, halb Thriller ist dieser Roman von Mathias Énard für Joseph Hanimann zwar ein gutes, gut lesbares Buch, aber leider kein hervorragendes. Das ist darum so bedauerlich für den Rezensenten, weil der Autor in seinen Augen durchaus das Zeug dazu hätte und auch die Migrantengeschichte um einen jungen Marokkaner, der zwischen Tanger und Barcelona die Abgründe der westlichen Welt und des Islamismus erfährt, eigentlich Spannung und Unterhaltung verspricht, wie Hanimann einräumt. Die Gründe, warum es nicht funkt zwischen ihm und dem Roman: allzu brave Chronologie, zu viele Klischees, zu wenige überraschende Momente und eine schemenhafte bzw. konventionelle Figurenzeichnung. Énards Sinn für aktuelle gesellschaftliche Probleme, sein Verständnis der arabischen Welt und sein Erzähltalent tragen laut Hanimann in diesem Buch leider keine Früchte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.08.2013

Nach der Lektüre von Mathias Enards neuem Roman "Straße der Diebe" ist Rezensentin Lena Bopp leider ziemlich enttäuscht. Nach Enards herausragendem Roman "Zone" hatte die Kritikerin höchste Erwartungen an den französischen Autor, die sie aufgrund der Aktualität seines neuen Buches zunächst auch bestätigt sah: In der Geschichte um den jungen Marokkaner Lakhdar behandele Enard nicht nur die nach wie vor schwelenden Konflikte in Ägypten, Tunesien, Libyen und Syrien, sondern auch die europäische Krise, informiert die Rezensentin. Bald muss sie aber feststellen, dass die Erzählung um Lakhdar, der nach einer heimlichen Affäre mit seiner Cousine vom Vater verstoßen wird, sich daraufhin mit Prostitution und Bettelei über Wasser hält, bis er bei einer Gruppe "zur Verbreitung des koranischen Gedankenguts" Unterschlupf findet, um später nach Barcelona zu fliehen, im Laufe der Lektüre wenig glaubwürdig erscheint. Neben den meist wenig nachvollziehbaren Verbindungen innerhalb der Handlung stört die Kritikerin insbesondere der allzu naive Protagonist, den Enard immer wieder politische Exkurse referieren lässt, die laut Bopp wie "schlecht geschriebene Leitartikel" erscheinen. Und so muss sie konstatieren, dass dieser Versuch, Bildungs-, Abenteuerroman und Krimi zu verbinden, leider gescheitert ist.
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