Mary Ruefle

Mein Privatbesitz

Cover: Mein Privatbesitz
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783518225271
Gebunden, 127 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Esther Kinsky. Eine junge Frau besucht zum ersten Mal in ihrem Leben ein klassisches Konzert und schläft mittendrin ein. Später bemerkt sie, dass es sich um Brahms "Wiegenlied" gehandelt hat - war sie vielleicht gar die einzige Person im Saal, die die Musik wirklich gehört hat? Eine ältere Frau sinniert über die ihrer Meinung nach zu Unrecht aufgegebene Praxis der Schrumpfköpfe - wie gerne würde sie zwölf Schrumpfköpfe ihrer Ahnen in einer Eierschachtel aufbewahren und sie gebührend erinnern. Eine Frau in den Wechseljahren dokumentiert die Unentrinnbarkeit des Verfalls beherzt in einem Weintagebuch, "Montag 3 Mal geweint / Dienstag kein Mal / Mittwoch 1 Mal, ein bisschen." In Mary Ruefles 41 Prosaminiaturen wird das Profane, werden Obsessionen, Sehnsüchte und widersprüchliche Neigungen zum Katalysator von Erkenntnis. Mit Lakonie, Humor und einer beneidenswerten Gabe des Hinsehens stellt Ruefle die genau richtigen Fragen an das Leben und erschließt en passant die Traurigkeit und Schönheit unseres alltäglichen Tuns.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.07.2022

Rezensentin Insa Wilke empfiehlt Liebhaberinnen kurzer Prosa Mary Ruefles Texte in der Übersetzung von Esther Kinsky. Die Prosa-Miniaturen hinterlassen bei Wilke bei oberflächlicher Lektüre zwar zunächst den Eindruck, Ruefle sei bloß eine etwas skurrile Zeitgenossin. Bei genauerem Hinsehen aber erkennt Wilke eine sehr neugierige, stets staunende Autorin, die verschiedene Wahrnehmungen der Wirklichkeit ausprobiert und dafür sprachliche Entsprechungen findet. Mit der Zeit fangen die erst so unscheinbar daherkommenden Sätze an zu leuchten, versichert Wilke.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.02.2022

Die hier rezensierende Autorin, Übersetzerin und Perlentaucher-Kolumnistin Marie Luise Knott ist hingerissen von Mary Ruefles Prosaminiaturen. Einmal mehr zeige die in den USA bereits geschätzte, in Deutschland noch wenig bekannte Dichterin, wie meisterhaft sie die kleine Form beherrsche. Rund vierzig "flirrende" Texte  bewundert Knott - zu ganz verschiedenen alltäglichen Themen (Menopause, Brotkrümel, ein alter Klassenkamerad), die zunächst unverbunden nebeneinander zu stehen scheinen, dann aber doch gemeinsamen Boden haben: das Thema des Erinnerns, die Verbindung von Privatem und Universellem, der skurrile, aber "menschenfreundliche" Humor, analysiert die Kritikerin. Dabei dosiere Ruefle gekonnt den Schrecken (in der titelgebenden Miniatur gehe es um Schrumpfköpfe) mit "großer Zärtlichkeit", etwa wenn Trauer in verschiedenen Farben beschrieben wird, staunt Knott. Auch von der Übersetzung von Esther Kinsky, die "jedes Atom" würdige, ist sie begeistert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.02.2022

Beeindruckt liest Rezensentin Judith von Sternburg die Prosaminiaturen in Mary Ruefles "Mein Privatbesitz", die "hochdosiert wie Lyrik" seien. Betört von vermeintlichen Widersprüchen und Kuriositäten entdeckt die Rezensentin dank Ruefle "existenzielle Zusammenhänge". Mit ironischer Unernsthafigkeit stelle sie den Ernst des Lebens dar, sprachlich zugleich "zart" und "hart", meint von Sternburg, die so eine neue Perspektive auf Dinge gewonnen hat: den Finken, voll großer Verantwortung, als letztes Lebewesen, das eine Sterbende betrachtet; den Schlüssel, der in Dunkelheit verschlossen bleibt. Für dieses erstmals ins Deutsche übersetzte Werk der US-amerikanischen Autorin hätte sich die Rezensentin keine bessere Übersetzerin als Esther Kinsky wünschen können, denn auch sie sei eine Meisterin im Spiel mit Gegensätzen der Sprache.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 21.01.2022

Rezensentin Angela Gutzeit begrüßt die Vorstellung der produktiven, aber bei uns noch kaum bekannten amerikanischen Lyrikerin Mary Ruefle in der "meisterlichen" Übersetzung von Esther Kinsky. Die 41 Prosaminiaturen über die Farben der Traurigkeit, über das Merkwürdige menschlichen Handelns, die Menopause oder das kurze Leben der Weihnachtsbäume überzeugen Gutzeit durch Lakonie, Komik, überraschende Skurrilität und eine Vielfalt an Stimmlagen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.01.2022

Rezensent Michael Braun erlebt immer neue Überraschungen in den "41 flirrenden Prosaminiaturen", die Mary Ruefle in "Mein Privatbesitz" versammelt. Es sind kleine unkonventionelle Geschichten über die Alltagswelt, Alter und Tod, erzählt er in seiner Kurzkritik, und immer liege etwas verstörendes darin. Großartige Literatur, getragen von einer "berückenden" Vorstellungskraft, rühmt er. Unbedingt eine Leseempfehlung.