Martin Cruz Smith

Stalins Geist

Roman
Cover: Stalins Geist
C. Bertelsmann Verlag, München 2007
ISBN 9783570009192
Gebunden, 368 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Rainer Schmidt. Arkadi Renko ist Kult, seit Martin Cruz Smith ihn im Kalten Krieg in den "Gorki Park" schickte. Jetzt ist sein Held im Moskau der chromblitzenden Bars, der Sozialparasiten und klauenden Polizisten, der Raubtierkapitalisten und der ehrlichen Dummen angekommen. Die alten Seilschaften nutzen die neuen Möglichkeiten, die Mafia hat sich etabliert und schickt ihre Kinder in die feine Welt der Banken und der Künste, eine Geldwäsche der besonderen Art. Selbst Stalin wird wieder gesellschaftsfähig. Ein Anruf, den Renko zufällig auf dem Apparat eines Kollegen annimmt und der sich als Mordauftrag entpuppt, versetzt den Chefermittler mitten in diese ehrenwerte Gesellschaft, deren Verbindungen bis ins Herz der Moskauer Polizei zu reichen scheinen. Renko folgt den Spuren der geheimnisumwitterten OMON, die im Tschetschenien-Krieg als berüchtigte Elite-Einheit agierte, und stößt dabei auf diverse Leichen, grausige Relikte der Vergangenheit, seltsame Ausgräber und immer wieder auf den Mythos des eigenen Vaters.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.05.2008

Mitreißend ist Rainer Moritz' Begeisterung für diesen Thriller nicht gerade, doch lobt er "Stalins Geist" als intelligenten Krimi und Martin Cruz Smith als einen starken Erzähler "wie man ihn in diesem Genre selten antrifft". Ermitteln muss Arkadi Renko, jener Moskauer Kommissar, der schon in "Gorki Park" zeigte", wie man sich am besten die eigene Karriere ruiniert. Diesmal geht es um Moskauer Polizisten, die als falsche Helden in Tschetschenien zu Ruhm gekommen sind, im rot-braunen Politsumpf staksen und sich als Auftragskiller verdingen. Renko muss sich gegen die korrupten Verhältnisse, eine untreue Freundin und einen ausgerissenen Jugendlichen behaupten. Moritz gibt zu bedenken, dass der Roman vielleicht ein wenig überladen sein könnte, doch hat ihn die politische-kriminelle Explosivkraft, die Cruz Smith sich hier entfalten lässt, überzeugt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.03.2008

Hans-Peter Kunisch ist auch vom sechsten Krimi um den russischen Ermittler Arkadi Renko, den Martin Cruz nun auf die Spuren vergangener und gegenwärtiger Verbrechen in Russland schickt, fast vollkommen begeistert. Renko, seit Smith' Krimi "Gorki Park" Kult für Krimifans, ermittelt gegen seinen Kollegen Isakow, der nicht nur einen Mordauftrag erhält, sondern der als Führer der russischen Eliteeinheit Omon zur Zeit des Tschetschenienkrieges in schmutzige Angelegenheiten verwickelt war. Kunisch gibt sich Mühe, den offensichtlich ziemlich verwickelten Plot zusammenzufassen (und vielleicht verrät er sogar etwas mehr, als für eine Krimirezension schicklich ist). Die große Stärke des amerikanischen Autors sei es, dass er Russland mittlerweile wie seine Westentasche kenne. Zudem gelingt es Smith, seine Kenntnisse so flüssig in den Plot einzubauen, dass man sich nicht belehrt fühlt, lobt Kunisch angetan. Ein gelungener Polit-Thriller, der nur einen einzigen Ausflug ins allzu Unwahrscheinliche unternimmt, wie Kunisch ansonsten sehr eingenommen schreibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.01.2008

Einen höchst spannenden "Schlüsselroman zur Putin-Ära" sieht Rezensentin Katharina Granzin in Martin Cruz Smith' neuem Thriller "Stalins Geist". Noch einmal schickt der Autor den Helden aus seinem Welterfolg "Gorki Park", Arkadi Renko, los, diesmal, um einer Reihe von rätselhaften Todesfällen nachzugehen, die sein Rivale und Ex-Kollege Nikolaj Isakow unter den Tisch kehren möchte. Der Roman ist in Granzins Augen wesentlich mehr als ein simpler Politthriller. Sie würdigt das Buch als Tragödie im "Gewand eines Thrillers", lobt es als literarisch überzeugend und hebt hervor, dass hier zudem "politische Aufklärung" im "besten Sinn" betrieben werde. Souverän scheint ihr, wie der Autor seine komplexe Handlung handhabt und dabei Themen wie Tschetschenien, Straßenkinder, Alkoholmissbrauch und die Verbrechen der stalinistischen Vätergeneration verarbeitet. Ihr Fazit: ein "wirklich großartiger Thriller".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.12.2007

Sylvia Staude hat den sechsten Krimi um den russischen Polizisten Arkadi Renko von Martin Cruz Smith mit Begeisterung gelesen und zeigt sich beeindruckt von dessen treffsicherer Recherche. Angesichts der jüngsten Wahlkampf-Politik Putins kann sie sich über die Hellsichtigkeit des amerikanischen Autors nur wundern, der in seinem Roman von einer "Partei der Russischen Patrioten" erzählt, welche mit Hilfe amerikanischer Werbeprofis und der Inszenierung einer Stalin-Erscheinung zur Macht kommen will. Grandios findet die Rezensentin den Einfall, eine "schwerhörige" Altkommunistengruppe einer Stalinrede lauschen zu lassen, während in der Etage darunter Renko in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt ist. Einmal mehr erweise sich Smith in seinem russischen Krimi nicht nur als akribischer "Rechercheur", sondern auch als äußerst geschickter Erzähler, schwärmt Staude hingerissen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.2007

Hannes Hintermeier ist auch vom sechsten Arkadi-Renko-Krimi von Martin Cruz Smith restlos begeistert, und es ringt ihm große Bewunderung ab, wie tief sich der amerikanische Autor mittlerweile in die Geschichte und Gegenwart Russlands eingefunden hat. In diesem an Grausamkeiten reichen Roman soll der unter beruflichen und privaten Schwierigkeiten leidende Renko einer Erscheinung von Stalins Geist in der Moskauer U-Bahn nachgehen, der ungeachtet eines gerade aufgefundenen Massengrabs von den Menschen wieder verehrt wird und von einem ultranationalistischen Veteran des Tschetschenien-Kriegs für seinen politischen Wahlkampf genutzt wird, fasst der Rezensent zusammen. Es ist nicht zuletzt ein packendes Buch über "Väter und Söhne" mit Stalin als "Übervater", wobei der Roman ein grelles Licht auf die stalinistische Geschichte und auch auf das Russland von heute mit seiner neureichen Oligarchie wirft, preist Hintermeier.
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