Mariusz Wilk

Schwarzes Eis

Mein Russland
Cover: Schwarzes Eis
Zsolnay Verlag, Wien 2003
ISBN 9783552052840
Gebunden, 286 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Martin Pollack. "Wie das Meer in einem Wassertropfen, so sieht man Russland von den Solowjezki-Inseln aus", schreibt der polnische Schriftsteller und Reporter Mariusz Wilk am Beginn von "Schwarzes Eis", das auf einzigartige Weise von der russischen Geschichte und der postsowjetischen Gegenwart erzählt. Wilk berichtet von glühend weißen Nächten, märchenhaften Wäldern, aber auch von verwitterten Baracken und Stacheldrähten, von Gebeinen und Teilen von Raketen und U-Booten, die aus Schnee und Boden ragen. Es gelingt ihm, auf engstem Raum, durch eigenwillige Analysen religiöser, ideologischer und politischer Zusammenhänge, jene Prozesse zu erfassen, die sich in Russland auf riesiger Fläche abspielen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.2004

Die Solowki-Insel im Solowjezki-Archipel: unweit des Polarkreises im Weißen Meer gelegen, eine unwirtliche, kühle Gegend, die Bewohner "Fromme" oder "Gestrandete" oder beides in einem, ein altes Kloster, dass einst als Gulag diente und nun wieder von Mönchen bewohnt wird - ein Ort, kurzum, beinahe am Ende der Welt, und doch hat Tilman Spreckelsen am Ende der Lektüre dieses gelungenen, ja bezaubernden Buches verstanden, was den polnischen Journalisten Mariusz Wilk dorthin verschlagen hat. Vor mehr als einem Jahrzehnt hat dieser sich dort niedergelassen, und nun erzählt er von diesen Inseln und verbindet dabei die Reportage so glückhaft mit der Geschichtsdarstellung, dass seine erzählerische Hingabe an gerade diesen einsamen Flecken Erde ganz selbstverständlich erscheint. Wilk ist, so Spreckelsen, vertraut genug mit seiner Wahlheimat, um nicht als Fremder über sie zu sprechen, doch zugleich hat er genug Distanz zu den dortigen Dingen, "um sie noch in ihrer Eigenheit wahrzunehmen". Einer Eigenheit, die in Farben aufgehoben ist: den Farben der Jahreszeiten des Nordens und denen der Hinterlassenschaften sowjetischer Militärs; das Grelle der Geschichte und die zarte Tönung der Stille. Und noch mehr hat Spreckelsen in diesem Porträt einer Region gefunden: einen Mikrokosmos russischer Gegenwart, der nicht von einem distanzierenden Blick Europas durchleuchtet wird, sondern sich in seinen eigenen Begriffen offenbart.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.09.2003

Als "das hinreißendste russische Buch dieses Herbstes" und als ein "grandioses Buch über den Norden und seine Natur" beschreibt der absolut begeisterte Rezensent Andreas Breitenstein Mariusz Wilks Hommage an das einfache Leben in Russland. Ganz egal wie man das Werk lesen würde, als "Liebeserklärung", "posthistorischen Abgesang", "archäologische Recherche", "philosophisches Traktat" oder auch einfach nur als einen wunderschönen "Reiseführer": Russland werde dem Leser so nahe gebracht, wie selten zuvor. Wilk finde die "Seele Russlands" auf dem Solowjezki-Archipel.. "Eine Mischung aus Reportage und Tagebuch, historischer Erkundung und philosophischer Betrachtung" seien die Beobachtungen des polnischen Autors, die er mit viel "Liebe zum traurigen Detail" zu Papier gebracht habe. Es sei ihm gelungen, mit "intellektuellem Verve" und "poetischem Gespür" die "Vision 'seines Russlands'" zu komponieren. Und die Faszination des Autors für dieses eigentlich so raue Land wird dank der wundervollen Übersetzung Martin Pollacks für uns "in Bilder von mystischer Schönheit und erhabener Stille" umgesetzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.09.2003

Mit großer "Erzähllust" habe der Autor Mariusz Wilk dieses Russland-Portrait geschrieben, lobt Olga Mannheimer. In "bilderreicher", glänzend übersetzter Prosa, zeichne er einen Bogen von den Anfängen des Russischen Imperiums hin zur postsowjetischen Ära. Dabei zeige der polnische Autor, wie man eine essayistische Reportage über ein Land "mit lakonischer Eindringlichkeit" und spannend schreiben kann, findet die Rezensentin. Besonders gut gefällt ihr, dass der Autor die Besonderheiten der russischen Sprache - "und damit Geist und Dasein der Russen" - in seinen Reiseerfahrungen lebendig werden ließe. Und warum die Solowjezki - Inseln Ausgangs- und Endpunkt dieser Reise durch die russische Geschichte und Seele sein können, erfahre man außerdem, versichert Mannheimer.
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