Louise Erdrich

Der Gott am Ende der Straße

Roman
Cover: Der Gott am Ende der Straße
Aufbau Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783351037567
Gebunden, 360 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Gesine Schröder. Die Bestsellerautorin Louise Erdrich zeichnet das aufrüttelnde Porträt einer jungen Frau, die um ihr eigenes Leben und das ihres ungeborenen Kindes kämpft. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Auf rätselhafte Weise hat sich die Evolution verkehrt, und immer mehr Kinder, die zur Welt kommen, scheinen einer primitiven neuen Spezies anzugehören. Die junge Cedar betrifft diese apokalyptische Wende der Menschheitsgeschichte auch persönlich, sie ist schwanger. Gerüchte kommen auf: der Ausnahmezustand sei verhängt worden, die Regierung fahnde nach schwangeren Frauen und inhaftiere sie - doch niemand hat gesicherte Informationen. Cedars Schicksal steht nun auf dem Spiel. Es ist das Schicksal aller.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.08.2019

Rezensent Tilman Urbach weiß, dass gerade Dystopien ebenso Konjunktur haben wie Margaret Atwoods "Report der Magd", deswegen wundert er sich auch nicht, entsprechende Motive in Louise Erdrichs neuem Roman zu finden. "Der Gott am Ende der Straße" erzählt von einer Zeit nach der Katastrophe, in der die Evolution rückwärts läuft, Fundamentalisten die Macht ergriffen haben und schwangere Frauen gefangen genommen werden, um unkontaminiertes Erbgut zu sichern, wie Urbach das Setting umreißt. Feinsinnig und humorvoll erzählt Erdrich diese "Talfahrt in Gestern" vor allem anhand ihrer Protagonistin Cedar, die sich ins Reservat ihrer indianischen Mutter flüchtet. Auch wenn die Erzählung die ein oder andere esoterische Glaubenswolke freisetze, wie der Rezensent bemerkt, komme sie ohne Klischees aus und sei durchaus spannend zu lesen, betont Urbach.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.05.2019

Eberhard Falcke scheint zunächst gefesselt von dem dystopischen Weltentwurf, mit dem Louise Erdrich ihren Roman beginnt. Die spannend inszenierte Jagd auf intaktes Erbgut in einer regressiven, von einer nicht näher beschriebenen Instanz gesteuerten Gesellschaft liest Falcke atemlos. Allerdings ermöglicht ihm die Perspektive nur wenig Einsicht in die Verhältnisse und die Logik des Geschehens. Unbefriedigend ist für Falcke auch die schiere Menge an Themen und Motiven, die von der Autorin oft nur angerissen werden. Die entworfene Dystopie bleibt so allzu undeutlich, um wirklich bedrohlich oder erkenntniserweiternd zu sein, meint er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.04.2019

Rezensent Tobias Döring misst Louise Erdrichs sechzehnten Roman an zwei Referenzgrößen: Zum einen an Margaret Atwoods Roman "The Handmaid's Tale", den der Kritiker noch heute als "düstere" Dystopie über weibliche Sexualität und männliche Herrschaft würdigt. Zum anderen an Erdrichs eigenen Romanen, "Solange du lebst" von 2009 etwa, in dem die Autorin sich schon einmal dem Konflikt zwischen amerikanischem "Mainstream" und "verdrängter indigener Welt" widmete, wie Döring erinnert. Wenn sich im neuen Roman die schwangere Cedar, aufgewachsen bei neoliberalen Adoptiveltern in einer apokalyptischen Welt, in der Mensch, Tier und Pflanze von genetischer Regression befallen sind, auf die Suche nach ihren dem Stamm der Ojibwe angehörenden, biologischen Eltern begibt, wird es dem Kritiker zu "konfus". Bei allen aktuellen Fragestellungen und ehrwürdigen Absichten gerät ihm die Mischung aus "Orwell, Huxley und Jurassic Park" letztendlich doch zu "steril", langatmig und mitunter auch kitschig.
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