Lili Grün

Alles ist Jazz

Roman
Cover: Alles ist Jazz
Aviva Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783932338366
Gebunden, 224 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Berlin um 1930. Die Wiener Schauspielerin Elli ist wieder einmal ohne Engagement. Die nächste Miete ist bereits überfällig und die tägliche triste Mahlzeit besteht schon seit Wochen aus Suppe. In einer von Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und greller Armut geschüttelten Zeit scheint immerhin ihre neue Liebe, der solide Jura-Student Robert, eine Schulter zum Anlehnen zu versprechen. Und dann gibt es da auch noch das neue Kabarett-Kollektiv "Jazz". Gemeinsam mit einem bunten Trüppchen gleichgesinnter, mittelloser junger Künstler und Künstlerinnen hat Elli das Kabarett gegründet - aus der Not, aber mit viel Idealismus und noch mehr Hoffnung auf den großen Sprung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.02.2023

Als absolut empfehlenswerten Geheimtipp sieht Rezensent Bernd Noack diese Wiederentdeckung der Wiener Autorin Lili Grün, die 1942 von den Nazis ermordet wurde. Kurt Tucholsky und Mascha Kaléko kommen dem Rezensent in den Sinn, wenn er die charmante Melancholie und "sprühende Frechheit" der Neuauflage (unter anderem Titel) ihres Romans "Herz über Bord" liest. Teils autobiografisch, dabei mit Witz und "übervollem Herzen" erzählt Grün vom turbulenten Leben junger Frauen im Berlin der 20er Jahre, schwärmt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.12.2022

Rezensent Helmut Böttiger zeigt sich beeindruckt von Lili Grüns Debütroman, der nach 90 Jahren eine Neuauflage im Aviva-Verlag erfährt. Die Handlung dreht sich um Elli, 21, die in Berlin als Schauspielerin auf den großen Erfolg aus ist, aber erst mal kaum genug zum Leben hat. Gemeinsam mit Freunden gründet sie dann eine Theatergruppe, deutet der Rezensent voraus, die sich "Jazz" nennt und damit vor allem den freien Lebensstil beschreibt und auch durchaus Erfolg hat. Da aber nicht alles glatt läuft, lobt Böttiger, entkommt der Roman doch der Romantisierung und bleibt realistisch. Die Handlung ist vom Leben der Autorin beeinflusst, die selbst in der Kabarett-Szene unterwegs war, als sich der Nationalsozialismus breitmacht, und wurde als Jüdin letztlich im KZ ermordet wird, erzählt der Kritiker. Das Wissen um die Biografie Grüns sorgt einmal mehr dafür, dass er dem Roman reelle Tiefe bescheinigt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.11.2010

Sabine Rohlf freut sich über die Wiederentdeckung dieser besonderen Autorin. Der Roman der 1904 Geborenen spiele im Berlin der Weltwirtschaftskrise, und erzähle lakonisch vom Lieben und Leiden einer sehr jungen Schauspielerin. Ein Zeitporträt und das Porträt einer frisch emanzipierten Frauengeneration, so Rohlf. Lili Grüns Berlin-Roman sei 1933 in Wien erschienen und prompt mit einem Preis ausgezeichnet worden. "Um diese Lili Grün ist mir nicht bange", habe damals der bekannte Wiener Publizist Robert Neumann in der Wiener "Neuen Presse" über die 29-Jährige geschrieben, deren Leben dann 1942 in einem Konzentrationslager bei Minsk ein gewaltsames Ende finden sollte. So wird die Kritikerin von diesen unsentimentalem Roman durch das Wissen um das Schicksal seiner Autorin doppelt berührt.